VERANSTALTUNG

10. ADAC Rothenuffler Wiehenfahrt, Rothenuffeln/Hille

MSC Rothenuffeln im ADAC e.V.

28.09.2024

TEAM

Hans-Georg Sonnendecker / Frank Schäfer

auf

Volvo P121 Amazon

In ihrem zehnten Jahr wurde die Wiehenfahrt erstmalig in zwei Klassen und als Teil des OWL-Cups durchgeführt. Daher musste die bisherige Aufgabenstellung auf zwei Klassen verteilt werden: Touristen und Expert(en), wobei letztere der tourensportlichen Wertung des ADAC OWL entsprechen. Warum man das nicht gleich auch gleich benennen kann? In der Ausschreibung war diese Veränderung in Form einer vergleichenden Tabelle aber vorbildlich dargestellt. Hier wusste jeder, worauf er/sie sich einlässt. Es fanden sich leider nur 12 Teams für die Expertenklasse (sozusagen die Creme de la Creme). Seit der Moorfahrt ´23 gilt Rothenuffeln als relativ anspruchsvoll. Was ich nicht schlecht finde!

Am letzten Septemberwochenende war der Herbst endgültig eingetroffen. Teilweise auch der April. Zum Teil war es saukalt, zwischendurch gab es Regenschauer, aber auch sehr helle und sonnige Passagen. Ein Auf und Ab der Gefühle – passend zu Rallye 🙂

TEILNEHMER-BERICHT

Organisation (vor und während der Veranstaltung)

Im zehnten Jahr verlief die Organisation der Fahrt aus Teilnehmersicht weitgehend reibungslos. Alles online und ohne Probleme, was Nennung und Vorab-Informationen angeht. Auch der Check-In am Tag der Veranstaltung verlief unbürokratisch. Der mürrische Mann wollte zwar unbedingt den Fahrzeugschein sehen, aber sonst alles freundlich-unkompliziert. Auch der Ablauf der Fahrt gestaltete sich im Prinzip reibungslos. Im Prinzip, d.h. es gab schon Kritikpunkte. Der Pivitskrug inkl. Parkplatz ist als Start-Ziel-Lokal auf diese Menge an Teilnehmern nicht ausgerichtet. Andere Gäste wurden vom Wirt morgens am Frühstückstisch dringend ermahnt, ihre PKW umzuparken. Die Straße vor dem Lokal war zugeparkt. Und die Mittagspause war (viel) zu lange terminiert: über eine Stunde am Autohaus ohne echte Verpflegung ausharren. Der Ablauf an allen Kontrollen sowie Zeitprüfungen hat hingegen sehr reibungslos funktioniert. Wobei es nur 2 DK insgesamt gab.

Note: 2

Strecke

Inzwischen kennen wir die Strecken und Straßen hier schon, sind aber jedes Mal wieder ganz begeistert von der Gegend. Moor und Berge, wo gibt es das schon in Kombination. Dieses Mal besichtigte man nicht nur bekannten Gegenden, sondern befuhr auch die Porta Westfalica mit tollen Panoramen und Sichten auf das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Dann noch ein Flugplatz und immer wieder kleine Straßen.

Allerdings auch diverse Transportetappen per Chinese. 2 km geradeaus.T-Stück links in 6 km, etc. Mich hat es nicht gestört, da die Landschaft so schön war, aber von anderen Teams habe ich diesbezüglich leise Kritik gehört (es waren Touristen).

Die Straßen waren vielfach in desolatem Zustand, da kann der Fahrtleiter aber nichts für.

Note: 2+

Roadbook

Nicht getackert, oder Spiralbindung. In Rothenuffeln gab es das Roadbook als Heft gebunden. Sehr übersichtlich und klar und eindeutig im Druck. Dazu ebenfalls eindeutige Ausführungen im Fahrerbrief. Alles präzise auf den Punkt, Profis am Werk. Die Chinesen immer eindeutig. Was mir aufgefallen ist: in Rothenuffeln sind die Karten inzwischen sehr reduziert. Das betrifft die Farben, nicht schwarz/weiss, aber doch irgendwie blass. Und dann fehlen in den Karten alle Ortsnamen, Straßennamen oder irgendwelche anderen Informationen. Alles weg. Wahrscheinlich kein Zufall 🙂

Note: 1

Aufgabenstellung

Die Expert-Klasse war im Hinblick auf die Orientierungsaufgaben erkennbar anspruchsvoller gestaltet als die „alte“ Wiehenfahrt. Aber auch einfacher als die Moorfahrt. Wobei, „einfacher“ ist hier relativ. Der Anspruch war schon hoch. Die Aufgaben wirkten auf den ersten Blick oftmals verdächtig einfach. Sie waren verdammt gut gemacht und vor allem mit viel Liebe fürs Detail. Spezialität hier: große Schleifen fahren und Überlappungen zwischen Chinesen und Karte. Dann noch eine Geisterstraße und kleine roten Punkte, geschickt platziert. Alle Aufgaben jedoch auch immer fair und ohne Interpretationsspielraum. Das zeigte sich dann am Ende auch bei der Auswertung.

Note: 1

Wertungsprüfungen

Im Bereich der Wertungsprüfungen hat der MSC Rothenuffeln ggü. der alten Wiehenfahrt erkennbar aufgerüstet. Es gab deutlich mehr Zeitprüfungen. Konkret: eine Doppel-WP direkt am Start, eine WP am Kanal, eine wirklich hervorragend gemachte Flugplatzprüfung mit Racingflair, und als echte Krönung noch zwei geheime Sollzeitprüfungen mit jeweils 7 Sekunden Sollzeit. Diese waren gut versteckt, eine davon in der ersten Doppel-WP, die zweite kurz vor Ziel am Feuerwehrhaus in Rothenuffeln. Bei der Flugplatzaufgabe mussten wir zwar ca. 35 Minuten auf den Start warten, es war aber wirklich was für Feinschmecker. Inspiriert von der legendäre Olympiarallye traten jeweils zwei Fahrzeuge parallel gegeneinander an. Dazu war die Sollzeit sportlich gewählt, d.h. man musste schon ordentlich Gas geben. Klasse gemacht, auch wenn wir den Anflug von F. Merz in seiner Privatmaschine verpasst haben 🙂

Note: 1

Verpflegung und Ambiente

Wo Licht ist, da fällt auch Schatten. Somit kommen wir zu den Aspekten der Wiehenfahrt, die mich nicht überzeugen konnten. Das Nenngeld war mit 145 EUR je Team schon am eher oberen Ende. Dafür gab es morgens Brötchen und Kaffee auf die Hand, Mittags eine Art Nicht-Verpflegung im Autohaus und abends ein sehr ordentliches Buffet.

Die Mittagspause im VW Autohaus war ein ziemliches Desaster. Hier hatten wir weit über eine Stunde Aufenthalt. Es gab, wie immer in diesen Autohäusern, ein WC, wenig Sitzgelegenheiten sowie, als Verpflegung, dünnen Kaffee und trockene Backwaren. Wahlweise herzhaft oder süss, aber jedes mal staubtrocken. Es gab noch nicht mal ein Erfrischungsgetränk. Ich habe mir einen Espresso Dopio am Automaten gezogen, wurde dafür aber auch kritisch beäugt. Das Essen abends im Pivitskrug sehr ordentlich und reichhaltig (selbst Dr. No war zufrieden).

Zur Jubiläumsfahrt wurde eine Tombola durchgeführt. Ich hatte hier etwas wie in Oelde erwartet, eine Art unterhaltsame Verlosung, um die Wartezeit auf die Ergebnisse zu überbrücken. In Rothenuffeln lief das anders. Man zahlte am Häuschen draussen seine 10 EUR und bekam dann gleich seinen „Preis“ über die Theke gereicht. Jeder Unterhaltungsmoment blieb aus und war wohl auch nicht beabsichtigt, denn leider gibt es hier im Pivitskrug keine Bühne oder zentralen Saal, sondern eher verschachtelte Räumlichkeiten. Die recht plakativ angekündigte Tombola hat meine Erwartungen somit weniger erfüllt. Was will man zudem mit dem Gutschein einer Karosseriewerkstatt in Hille anfangen, wenn man z.B. aus Hannover kommt? Ok, so ein Terratrip als Hauptgewinn ist schon sehr cool, oder auch die exquisiten Fachbücher prominenten Autoren. Aber: all das wurde still und heimlich anonym über den Counter gereicht, ohne jegliche Vermarktung.

Note: 4

Auswertung und Ergebnisaushang

Nicht erst seit der kontaktlosen Coronafahrt mit Laptop auf dem Schoß setzen die Rothenuffelern auf einen digitalen Aushang. Der hat wieder gut / vorbildlich funktioniert. Es wurden die Musterbordkarten, sowie die Ergebnisse der WPs sehr zeitnah online veröffentlicht. Eine Musterlösung gab es allerdings nicht. Vielleicht wird diese noch nachgereicht. Es gab ja mal diese legendären Youtube-Auflösungen… Mit null Fehlern in der Bordkarte hatte ich keinen Aufklärungsbedarf, aber grundsätzlich wäre irgendeine Art von Musterlösung schon angemessen.

Note: 2+

Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung

Die Siegerehrung fand bei Dunkelheit mit Flutlicht bei ca. 5 Grad Celsius draußen vor dem Lokal statt. Da war ein Großteil der nicht-Pokalträger schon abgereist. Ohne viele Worte wurden dann die Pokale übergeben, eher kurz und schmerzlos. Die Pokale selber finde ich eher mickerig, auch wenn der Pokal für Platz 1 aus gebürstetem Aluminium ist. Bei so einer tollen Veranstaltung irgendwie kein würdiger Abschluss.

Note: 4

Anmerkungen und Besonderheiten

Nach dem desolaten Ergebnis am Stemweder Berg kam es dieses Mal wirklich drauf an. Letzter Lauf zum OWL-Cup. Woran es auch gelegen haben mag, es hat fast alles gepasst. Tolle Strecke, interessante Aufgaben und das nötige Quentchen Glück bzw. Nervenruhe. Die Uhr fällt in der Prüfung aus?  Nervenklabaster in Stemwede, dieses Mal kaltblütiges manuelles Runterzählen. Was auch schön war: das Treffen am Vorabend mit Gleichgesinnten und das kollektive Abschädeln mit 20-Eur-Wein zum Saisonabschluss mit Herrn und Frau Dr. No.

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FAZIT

In der 10. Durchführung, jetzt als Bestandteil des OWL-Cup, konnte die Wiehenfahrt (sportlich) mit einer sehr schönen Streckenführung, kniffeligen Ori-Aufgaben und sehr gut gemachten Wertungsprüfungen überzeugen. Bei den Aufgaben zeigt sich deutlich, dass man den Teilnehmern etwas besonderes bieten will. Das unterscheidet die Wiehenfahrt positiv von anderen Rallyes, bei denen man eher fade Hausmannskost serviert bekommt. Leider lässt dafür das „drumherum“ (Ambiente) etwas zu wünschen übrig, was sicherlich auch auf die gegebenen Räumlichkeiten zurückzuführen ist.

Gesamtnote: 2+

IMPRESSIONEN

Spooky: Dark Volvo mit diabolischer Beleuchtung beim Abladen vom Trailer irgendwo im Nirgendwo namens Erdbrügge.

Gruselig. Was man hier Salat nennt, ok – das kommt aus dem Glas. Aber was als „Baguette“ verkauft wird, dafür sollte sich der Wirt schon schämen. Was man nicht sieht: der Toast war kalt und roh – ungetoastet.

Zimmer für den Preis voll ok. Frühstück auch. Auf die zeitraubenden Belehrungen beim Check Out hätte ich verzichten können. 

Tolle herbstliche Stimmung, und in Teilen sehr klare Sicht auf die Berge.

Der Rallyehund als Maskottchen durfte nicht fehlen!

Prominentes Starterfeld mit allen alten Bekannten aus dem OWL-Cup. Klar, war ja auch Show Down.

Unterwegs sehr gut gemachte Zeitprüfungen. Hier ein prominentes Damenteam als Posten bei der Prüfung am Kanal. Danach kam dann der fiese kleine rote Punkt 🙂

Die Wegstrecke wurde mit gelben OE-Schildern und Baumaffen überwacht. Und das nicht zu knapp. Bereits auf der BK 1 hatte man 71 Kontrollen notiert. Diese waren immer fair platziert.

Siehe Bild. Das war die Verpflegung zur „Kaffeepause“ bei 145 EUR Nenngeld. Wie Kuchenbuffet wirklich geht, bitte mal in Oelde und Emsland Klassik nachfragen (dort backen die Clubmitglieder).

Feucht-fröhliche Überbrückung der Wartezeit im Pivitskrug. Dieses Beweisfoto widerlegt auch das Voruteil, Oldtimerrallyes wären ein Männersport… 

Spooky again. Der Fahrtleiter tritt gegen Mitternacht vor die dunkle Kulisse und verkündet sein Urteil…

Hinweis: es war 22 Uhr.

Ein sehr unvorteilhaftes Bild. Die Hände frieren am kleinwüchsigen Pokal fest, dabei wird man von vorne mit gleißendem Licht bestrahlt. Und es ist 5 Grad. Geschmackssache, so eine Siegerehrung.

AUFGABEN

Präzise Kartenaufgaben mit eher blasser Farbgebung. Man beachte die komplett fehlende Kartenbeschriftung (Ortsnamen, Gewässer, … ???). Vor Ort war das Ganze dann zum Teil nochmals besonders. So war in der Karte oben links der kürzeste Weg von der (4) zur (5) gesperrt. Dann musste man alles nochmal neu ausarbeiten und im Endeffekt drei recht große Schleifen fahren, immer schön an der „20“ vorbei. Überlappungen oder Gegenläufigkeiten zw. Karte und Chinese kamen auch mehrfach vor, immer sehr gut gemacht. Man wurde gefordert, aber ohne Hirntod.

Trotz langer Wartezeit ein absolutes Highlight, was einem so sehr sehr selten geboten wird. Eine Doppel-WP auf dem Flugplatz in Porta Westfalica. Auch die Strecke davor und danach war sehr interessant!

Tolle Bilder von DGS Photo, Film (c) Frau Dr. No

Ein weiteres Beispiel für die kongeniale Aufgabenstellung. Das inzwischen recht bekannte Dreieck nahe der SZP im Erdbrüggenkamp wird mehrfach angefahren.

Zunächst ganz normal rechts dran vorbei und die 03 notieren.

Zweite Anfahrt aus der selben Richtung, jetzt nach Karten. Zweimal 03 notieren wg. Gegenläufigkeit. Soweit so gut, aber eher konventionell.

Im dritten und vierten Anlauf dann mit allen Registern. Als Aufgabenteil 10 mittels Chinese wieder rechts vorbei. Es verbleibt aber der kleine rote Punkt. Daher also nochmal eine Schleife an der alten Mühle vorbei und den Punkt wieder mit zweimal 03 noch holen. Dann erst über Los, öhm…. nach E. Ganz großes Ori-Kino von Könnern für Kenner. Und immer eindeutig.