VERANSTALTUNG

XXVIII. Int. ADAC Oldtimer- und Classic Rallye der Reiterstadt Verden/Aller

Automobilclub Verden e.V. im ADAC

03. August 2024

TEAM

Hans-Georg Sonnendecker / Frank Schäfer

auf

Volvo Amazon P121 (Bj. 1962)

Ausschreibung in den Kategorien A, B und C. Übersetzt sind das Touristische Ausfahrt (A), Sportliche Ausfahrt (B) sowie Oldtimer Ausfahrt = Oldtimer-Wandern (C). Eine eher eigenwillige Einteilung. Vor allem sind „sportlich“ und „Ausfahrt“ eher Gegensätze. Wobei… wenn man die Fahrt so in der Praxis betrachtet, dann passt das wieder. Leider folgt der Veranstalter mit diesen Kategorien, aber auch den Klasseneinteilungen, nicht den Bestimmungen der Cupwertungen (Alter der Fahrzeuge), was im Nachgang diverse Umrechnungen und Intransparenzen zur Folge hat.

Die Wetterbedingungen waren wieder sehr gut. Die Anreise über die A1 wieder beschissen. Dieses Mal nicht durch Bremen gegurkt, sondern eine geschlagene Stunde hinter Osnabrück bei gesperrter Autobahn im Stau gestanden.

TEILNEHMER-BERICHT

Organisation (vor und während der Veranstaltung)

Hier kann ich nicht viel schreiben, die Organisation war insgesamt routiniert und reibungslos. Sowohl vor der Fahrt, als auch während der Fahrt. Viele freundliche Helfer, keine übertriebenen Abnahmen. Auch die Vorstellung in der Fußgängerzone Verden war wieder sehr gelungen: viele Zuschauer, tolle Stimmung und Ambiente (es gab sogar Applaus von Zuschauern für uns / unser Gefährt, kaum zu glauben). Von diesem Flair hätte ich mir auch etwas für uns Teilnehmer gewünscht, siehe weiter unten.

Note: 2+

Strecke

„Von der Halse an die Weser“ – das Motto der Strecke stellt mich als Ortsfremden schon vor Herausforderungen. Sind wir in Verden nicht eher an der Aller gestartet? Egal, die Strecke war überwiegend wieder sehr schön – ländlich geprägt mit einigen Ortsdurchfahrten. Aber kaum Tempo 30-Zonen oder Gegurke im Stadtverkehr. Es war zum Teil so ländlich, dass wir unfassbar viele Störche auf den Feldern bewundern durften. Das war ein wunderschönes, einzigartiges Erlebnis. Zum Glück gab es keine Aufgabe „wie viele Störche haben Sie heute im Verlauf der Fahrt gesehen“.

Note: 2+

Roadbook + weitere Fahrtunterlagen

Es gab ein gutes, d.h. sehr stabiles Roadbook mit Spiralbindung. Die Ausführungen waren prägnant und nachvollziehbar. Das bezieht sich auch auf die Bordkarte mit den Zeiteintragungen. Letztes Jahr hatte ich das noch als etwas chaotisch empfunden – dieses Jahr kein Thema!

Note: 1

Aufgabenstellung

Eine Veranstaltung steht und fällt mit den Aufgaben. Hier gibt es in Verden noch Luft nach oben. Zunächst, wie im Vorjahr, war die Aufgabenstellung für die Kategorien A und B, d.h. Touristen und Sportler zu 99% identisch. Die Sportler hatte eine Ori-Aufgabe (rund um das Fabrikgebäude auf dem Parkplatz) zusätzlich, aber das war es auch schon. Ich frage mich nach wie vor, was das soll und wie das mit den Cup-Wertungen konform geht. Auf Basis des diesjährigen Roadbooks wäre es m.E. gar nicht SO schwer gewesen, bei prinzipiell gleicher Strecke für die Sportler ein klein wenig mehr Anspruch unterzubringen. Ist offenbar nicht gewollt, warum auch immer.

Der Anteil der Orientierungsaufgaben war in diesem Jahr noch einmal reduziert worden. Es waren 5 Kartenausschnitte in der Kategorie B, die leider auch noch sehr = zu einfach gestaltet waren. Was war das Ergebnis? Bei den Sportlern hatten die ersten sechs Plätze in der Gesamtwertung null Fehler in der Bordkarte und dann entschieden die Zeiten. Orifehler wurden auch nur mit 3 Punkten je Kontrolle bewertet. Ein altbekanntes Phänomen, siehe Soltau. Auch hier in Verden passte m.E. dieses Verhältnis bei den Sportlern nicht.

Blöd auch, dass eine kniffelige Stelle (Überlappung von Chinese und Karte) dann doch „nicht so gemeint“ (ein echter Klassiker) war, und am Ende neutralisiert wurde. Kann im touristische Umfeld mal passieren, aber hier war ich schon enttäuscht. Warum die Klasse B so anspruchslos gestaltet wurde (ähnlich Soltau) erschließt sich mir nicht. Daher leider ein „Mangelhaft“. Schade.

Note: 5

Wertungsprüfungen

Die Wertungsprüfungen waren Sollzeitprüfungen mit jeweils mehreren Messpunkten. Gezählt wurde immer ab Start. Das konnte mal also im Vorfeld gut programmieren. Aber, norddeutsches Kolorit – keine FIA-Schilder an den Messpunkten, sondern eine alphabetische „Nummerierung“ und der Hinweis, dass sich dort Lichtschranken befinden „können“ ( = nicht müssen!). Und: Anhalten wird mit Strafpunkten belegt. Also, wie im Vorjahr, wieder „Gehoppel“ von vermeintlichem Messpunkt zu Messpunkt und dann Aufschrei (oder nicht) „LICHTSCHRANKE!“. Gefühlt haben wir das wieder gut hinbekommen, das wurde durch die Ergebnisse am Ende aber nicht bestätigt. Da waren einige Teams besser gewesen. Die Lichtschranken standen auch wieder im hohen Gras versteckt.

Im Bereich der Wertungsprüfungen habe ich auch mehrfach beobachtet, wie das Fahrzeug vor uns eindeutig zu früh an die ZK gefahren ist. Das sollte lt. Ausschreibung bestraft werden. Blieb in der Praxis aber folgenlos. Wir haben einen Posten dazu befragt, der aber abgewiegelt hat, das würde man nicht so eng sehen. Dann frage ich mich aber, wozu die Regeln und Ausschreibungen da sind. Damit man sich als Veranstalter nicht dran hält? Rallye-Folklore? Gerade in der sportlichen Wertung erwarte ich keine Zuchtpeitsche, aber schon eine korrekte Umsetzung der Regeln.

Note: 3-

Verpflegung und Ambiente

Nach dem Trip nach Soltau die Woche vorher waren wir sicherlich verwöhnt. Aber auch unabhängig davon: Start und Ziel im Autohaus Anders. Bautechnisches Manko: nur ein WC für die Teilnehmer (je: m/w). Das „Frühstück“ (belegte Brötchenhälften aus der Kiste) haben wir nicht mitgenommen, da Hotelübernachtung. Jedoch, die „Gulaschsuppe“ mittags aus dem Plastiknapf war mehr als grenzwertig und abends gab es im Ziel planmäßig „Kaffee und Kuchen“ – für uns aber gar nichts mehr, da mit hoher Startnummer angekommen und alles schon weg gefuttert. Es sollte doch zumindest sicher gestellt sein, dass man bis zur Siegerehrung noch mit Kaltgetränken versorgt wird und nicht buchstäblich auf dem Trockenen sitzt. Der Ort der Mittagspause war durchaus stilvoll, für den Rest der Kategorie „Ambiente“ gilt aber: lieblos. Das geht besser, auch bei diesem Nenngeld.

Note: 5

Auswertung und Ergebnisaushang

Wenig Kontrollen, einige Zeitprüfungen bei einer eingeschwungenen Fahrt. Das sollte für eine problemlose Auswertung und einen zeitnahen Ergebnisaushang sorgen. Denkste. Es gab diverse Diskussionen und Unklarheiten. Sei es die – nicht gewollte – Überlappung, aber auch die Zeitwertung. Hauptproblem hier: Es gab keine Max-Zeiten in den WP, was sehr ungewöhnlich ist. Das war zwar lt. Ausschreibung formal korrekt (ich konnte es nicht fassen und habe nochmal nachgelesen), damit wurden aber viele Teilnehmer sehr verärgert (wir waren nicht betroffen). Denn: wird eine Messung verhauen, dann ist ggf. die Wertung für die ganze Fahrt im Eimer. Im letzten Jahr gab es noch eine Begrenzung auf max. 9,9 Punkte je Messung (zur Erinnerung: je Ori-Fehler 3 Punkte!). Dieses Jahr „unlimited“. Ein Traktor im Weg? – verkackt. Es kann in einer Prüfung immer mal was passieren, wenn man dafür dann mit zweistelligen Strafpunkten bestraft wird, dann ist für das Team die ganze Wertung hinüber. Hier gab es einigen Ärger und auch Verbitterung bei den betroffenen Teams.

Note: 4-

Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung

Die Siegerehrung erfolgte nach einiger Wartezeit ohne vorherigen Aushang der finalen Ergebnislisten. Schnelligkeit vor Qualität. Hier wären lt. Bestimmungen noch 30 Minuten zu warten gewesen. Sei´s drum, die Siegehrung war launig, gut gemacht und die Pokale auch wertig. Leider gab es keine Fotos. Auf das nachgelagerte Feedback hat der Veranstalter sehr professionell reagiert. Die Ergebnisse, Musterlösungen, etc. wurden nach ein paar Tagen auch online gestellt. Passt.

Note: 2

Anmerkungen und Besonderheiten

Meine erste Anreise zu einer Rallye mit einem Trailer. Ja, bitte nicht lachen, das habe ich wirklich in über 50 Jahren Lebenszeit noch nicht erlebt. Insofern sehr spannend. HG hat das wieder sehr entspannt gemanaged

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FAZIT

Es ist mal wieder schwer, aus den unterschiedlichen Eindrücken ein Gesamtfazit zu destillieren. Insgesamt war die Fahrt „noch ok“, aber die zentralen Schwachpunkte Verpflegung/Ambiente und Anspruch der Ori-Aufgaben sollten angegangen werden. Entscheidend wäre für mich aber nicht das Essen, sondern die Aufgabenstellung – und die Auswertung. Hier ist noch Luft nach oben.

Gesamtnote: 3-

IMPRESSIONEN

Anreise mit dem Trailer und nicht auf eigener Achse, für mich was ganz Neues. Hat dank HG aber gut funktioniert. Der Stau auf der A1 war wieder ganz schrecklich. Soviel dummes Zeug labern geht am Ende gar nicht, um die Zeit tot zu schlagen.

Eigentlich ganz schöne Location für die Mittagspause (bei schönem Wetter), das Essen war aber nicht ganz so „schön“ …

Warten in der Halle, dass was passiert (Ergebnisse, Siegerehrung). Das ganze sehr „trocken“ und mit wenig Kalorien.

Zum Glück gibt es Supermärkte / Tankstellen in Reichweite und der geplagte Teilnehmer kann sich und die Clubkameraden selbst verpflegen. Das müsste aber eigentlich nicht sein bei 115 EUR Nenngeld (ich zahle auch gerne mehr, wenn der Gegenwert stimmt)

AUFGABEN

Die WP (Sollzeitprüfungen) waren durchgehend nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Vom Start bis Punkt A, B, C, D, … – es kann dort mit Lichtschranke gemessen werden – muss aber nicht. Die Regelung „Anhalten wird mit Strafpunkten belegt“ ist ein Papiertiger, der nicht überwacht wird. 

Rot-Grün ??? !!! Eine sehr gut gemachte Ori-Aufgabe auf dem Parkplatz eines Firmengeländes. Hier musste man schon ein bisschen aufpassen. Davon hätte ich gerne mehr gesehen!

Ori, mal ganz langweilig. Strich-Punkt-Strich-… offenbar für Anfänger, jedoch in der sportlichen Wertung. In der gesamten Aufgabe waren ganze ZWEI Kontrollen „versteckt“. Man fährt es ab und kann es nicht ganz fassen, dass sowas „sportlich“ sein soll. Und man vermutet immer mal wieder Fallen, wo es keine gibt.

Auch hier: eine schöne Stelle für eine kniffelige Aufgabe. Hätte, wäre, wenn. Leider versenkt. Der Kartenfehler (Abweichung nach Natur) wurde nicht genutzt und auch im Bereich der Kontrolle „29“ war die Aufgabe ZU eindeutig. Touristisch war das schon ok, aber nicht für die Sportler.