VERANSTALTUNG

5. ReHa Winter Ori

Reinhard + Hans (private Veranstaltung)

14.12.2024

TEAM

Hans-Georg Sonnendecker / Frank Schäfer

auf

Audi A4 Avant 3.0 TDI quattro

Teilnahme in der Klasse „A“

TEILNEHMER-BERICHT

Organisation (vor und während der Veranstaltung)

Auch im fünften Durchlauf war die Reha-Winter Ori routiniert und reibungslos organisiert. Informationen und Anmeldung online sowie für die Teilnehmer per Email. Komplett stressfreier Ablauf, freundliche Organisatoren und Helfer – so soll es sein.

Note: 1

Strecke

Für die fünfte Reha-Ori hatte sich das Team Reinhard/Hans etwas ganz Besonderes ausgedacht. Die Fahrt wurde an die Mosel verlegt. Start und Ziel waren im Hotel Moselblick in Piesport. Die Anreise hat sich für die allermeisten Teilnehmer daher vervielfacht (bei uns: eine Strecke ca. 4 Stunden), dafür wurde aber im Vorfeld eine spektakuläre Strecke inkl. Weinberge versprochen.

Was soll man schreiben? Tatsächlich hat sich die weite Anreise überaus gelohnt. Nicht nur wegen dem Besuch des Weihnachtsmarkes mit eigener Ori zu Fuß am Vorabend (dazu weiter unten mehr). Die Streckenführung war einfach einmalig. Auf der Etappe 1 war der Anteil Weinberge noch etwas geringer, dafür gab es kleinste (auch einlinige) Wege, ein Quarzitsteinwerk, sowie den ehemaligen Truppenübungsplatz Hermeskeil. Nicht nur hier wurde die Passage aus der Ausschreibung „97% Teer, 3% ebener fester Schotter“ dem Realitätscheck unterzogen. Ist die Durchfahrt einer Furt mit Wasser noch Teer, oder schon Schotter? Kommt einem hier jetzt ein Panzer entgegen? Muss ich damit rechnen, dass Herr Pistorius an der nächsten Kontrolle am Schießstand steht? Im Ernst, die Aufgaben 13 und 14 der Etappe1 waren absolute Ori-Leckerbissen, wie man sie sonst eigentlich nirgendwo geboten bekommt. Allerdings: nichts für ängstliche oder zarte Gemüter und ein rustikales Gefährt sollte schon vorhanden sein. Das hier auch echte Oldtimer mit unterwegs waren: Respekt!

Nach der Mittagspause in Waldweiler (absolutes Nirgendwo in Richtung Saarland) wurde eine weitere Steigerung versprochen: „Die 2. Etappe wird besser“. Besser, in welcher Hinsicht…? Nun, direkt ab Re-Start wurde richtig „Gas gegeben“ – kleinste Wege und Pfade mit, ich muss mich wiederholen, spektakulärer Streckenführung. In Aufgabe 3 von E2 ging es dann bis auf ca. 700 Meter Höhe im Wald und auf relativ matschigen Forstabfuhrwegen, die sich immer weiter in die Länge zogen. Nach dieser Transportetappe erreichten wir über Thomm und Detzem wieder die Mosel. In den nachfolgenden 6 Aufgaben (zum Teil mit mehreren Kartenausschnitten) wurden dann alle Ori-Register gezogen und es ging fast nur noch durch Weinberge. Auf und ab, Serpentinen vor und zurück. Man musste auch ohne kleine rote Punkte schon höllisch aufpassen, dass man die richtige Strecke findet. Waren das nun Wege oder Höhenlinien auf der Karte? Zudem hatte der Beifahrer bei dem ganzen Geruckel und Geschuckel dort etwas mit der Übelkeit zu kämpfen.

Zurück in Piesport gab es, auch das ist Tradition, bis wirklich ganz zum Ende der Strecke, noch trickreiche Aufgaben zu lösen. Das war nicht nur der Feldweg parallel zur Hauptstraße. Wer am Ziel schon entspannt parkte, konnte leicht übersehen, dass der letzte Aufgabenteil über das Ziel hinausging und der Wendehammer an der Brücke noch zu befahren war. Hier wurde man mit der finalen Kontrolle „1“ belohnt. Klasse gemacht.

Auf der gesamten Fahrt gab es im übrigen exakt eine Ampel!

Mehr „Strecke“, die auch dem Fahrer viel bietet und abverlangt kann man nicht erwarten. Im Gegensatz zu einzelnen Fahrten der Vorjahre brauchte man im Prinzip keine Angst ums Auto zu haben (von der Wasserdurchfahrt vielleicht einmal abgesehen…). Vielleicht gibt es aber so etwas wie einen Gewöhnungseffekt bei uns? Jedenfalls, der Maßstab für weitere bzw. andere Veranstaltungen ist damit gesetzt und die Meßlatte hängt hoch! Der Autor dieser Zeilen ist direkt einmal in sich gegangen, um die Aufgabenstellung für die Ori 75 nachzuschärfen…

Note: 1+

Fahrtunterlagen

Traditionell wird bei der „Reha“ in Sachen Fahrtunterlagen dem Minimalismus gefröhnt: Knapper Fahrerbrief, wichtige Infos (Strecke, Zeiten) bei der Fahrerbesprechung und jeweils 3 Seiten Kartenmaterial mit Aufgaben für die beiden Etappen. Kein Roadbook, was hier aber auch nicht vermisst wird. Die Karten sind wie immer sehr klein gedruckt, aber dafür auch sehr präzise und messerscharf. Im Prinzip war jede Weinrebe zu entdecken. Brille und Lupe waren natürlich Pflicht.

Note: 1

Aufgabenstellung

Die 2024er Reha-Ausgabe an der Mosel hatte eine vergleichsweise längere Strecke von ca. 190 Km (Vorjahre: ca. 150 km) – jeweils Klasse A. Dafür gab es insgesamt 5 1/2 Stunden Zeit plus 2mal 45 Minuten Karenz, die mit Strafpunkten belegt war. Das macht einen 34er Schnitt. Im Vergleich zu den Vorjahren hatten wir dieses Jahr keine Probleme mit der Zeitvorgabe und sowohl in der E1 als auch der E2 tatsächlich „Vorzeit“ von jeweils ca. 10 Minuten. Bei der Reha bisher eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.

Angesichts der grundsätzlich sehr anspruchsvollen Streckenführung waren die Aufgaben etwas „entschärft“ bzw. ebenfalls „reduziert“: Als Kontrollen fungierten die bekannten Baumaffen sowie virtuellen Kontrollen in den Fahrtunterlagen. Keine Ortseingangs-, Weiler- oder Verkehrsschilder! Gegenläufigkeit und Kreuzen erlaubt. Fahren nach kürzester Strecke von Aufgabenteil zu Aufgabenteil. Pfeile dürfen nicht gegenläufig befahren werden. Dann aber doch noch eine kleine, aber wichtige Neuerung: „Punkte dürfen, vom vorigen bis zum nächsten Aufgabenteil, auf kürzestem Weg auch über einlinige Wege und Straßen angefahren und wieder verlassen werden.“ Gut lesen! Man meint, diese Regelung auch von normalen Oldtimer-Fahrten her zu kennen, das stimmte hier aber nicht so ganz.

Mit diesen Vorgaben wurde das breite Spektrum an „Fallen“ geboten: Überlappung, Fahrtleitermarkierung, kürzeste Strecke, Kartenfehler, kleine Ecken und „Schwänzchen“, etc. – Das alles immer auf Basis des ausgesuchten Kartenmaterials mit der Lupe in der Hand. In der Nachmittagsetappe dann auch gerne mit Beleuchtung, da es doch schon dämmrig wurde. Bei Nacht durch die Weinberge wäre übrigens keine so schöne Vorstellung… da waren wir aber auch schon wieder im Hotel Moselblick.

Note: 1

Wertungsprüfungen

Eine reine Ori, daher gab es keine WP. Eine eindeutige Wertung kam dieses Mal nicht über die Zeiten zustande. Bei Punktgleichstand wurde gewertet, wie lange ein Team fehlerfrei gefahren ist. Dummerweise hatten wir recht früh die Fahrtleitermarkierung nicht beachtet. Daher Platz 3 mit 5 Fehlern punktgleich mit Platz 2.

Note: ./.

Verpflegung und Ambiente

Bekannterweise kommt es bei einer Ori normalerweise nicht auf Verpflegung und Ambiente an, sondern auf „Fahren pur“. Jedoch, bei der Reha gilt „Wir sind nicht normal, daher seid ihr hier!“ (O-Ton Organisationsleiter). Ja, hier haben nicht nur alle einen Nagel im Kopf und jagen rote Striche durch die Weinberge – tatsächlich ist es gerade das „Ambiente“, welches den speziellen Reiz der „Reha“ ausmacht. Es herrscht eine sehr familiäre, freundliche Atmosphäre einer fast schon verschworenen Gemeinschaft, die jedoch für neue Teilnehmer sehr offen ist. Dazu kommt ein solides Frühstück, ein top-Mittagssnack und ein ebenfalls solides Abendessen (auf eigene Rechnung). Moseltypisch war das kulinarische Angebot etwas höherpreisig, dafür gab es aber auch guten Moselwein. Das Hotel war ok und preiswert, aus meiner Sicht deutlich besser als das Stammlokal „Vierbuchermühle“. Kein Gemecker und Genöle, keine Buffetschlacht – dafür ein gemütlicher Ausklang des Tages und die Gespräche drehen sich auch nicht nur ums Benzin. Die sehr persönlichen Worte der Veranstalter, die mit Herzblut bei der Sache sind, sprechen für sich.

Note: 1

Auswertung und Ergebnisaushang sowie Siegerehrung

Die Auswertung dauerte dieses Mal ein wenig länger, eine Siegerehrung gegen 19 Uhr ist aber immer noch top. Diese verlief wieder sehr humorvoll und unterhaltsam. Man bekam eine gedruckte Musterlösung sowie die Musterbordkarten am Tisch verteilt – vorbildlich. So konnte man mit der eigenen Lösung abgleichen und seine Fehler erkennen. Ein Ergebnisaushang (den ich sonst immer einfordere) ist hier somit verzichtbar.

Hinten kackt die Ente, diese alte Orifahrerweisheit bewahrheitete sich wieder. Grundsätzlich hatten wir ein eher gutes Gefühl, was natürlich erfahrungsgemäß das genaue Gegenteil bedeutet. Und, oje, in der Etappe 1 gleich drei Anfängerfehler: Fahrtleitermarkierung übersehen, Überlappung übersehen, kürzeste Strecke übersehen. Herrje, wie blöd sind wir nur. Lag vielleicht daran, dass mir noch kotzübel von den Serpentinen in den Weinbergen war. Auf der Etappe 2 lief es dann aber besser: Komplette Strecke richtig gefahren und „nur“ zwei Kontrollen übersehen (auch selten dämlich). Damit reichte es dann aufgrund Gleichstand noch für das Treppchen und Platz 3 von 17 Teilnehmern in der Klasse A.

Note: 1

Anmerkungen und Besonderheiten

Den Trip an die Mosel haben wir genutzt, um zusammen mit den Kollegen aus Rothenuffeln dem Weihnachtsmarkt in Bernkastel einen kurzen Besuch am Freitagnachmittag abzustatten. Diese Stippvisite hat sich ebenfalls sehr gelohnt, auch wenn die Navigation in den Altstadtgassen zwischen den Marktbuden mit dem Rieslingglühwein in der Hand nicht ganz unproblematisch verlief (trotz oder gerade wegen der Karte!?). Sehr schön gemacht und stimmungsvoll, viel Kunsthandwerk, Weinprodukte – wenig Plastikschrott. Die Mosel kann auch im Winter eine Reise wert sein…

./.

FAZIT

Sehr professionelle und mit Augenzwinkern gemachte Orientierungsfahrt für Experten und solche, die es werden wollen. Alleine die Fahrerbesprechung hat so viel Unterhaltungswert, wie anderswo die gesamte Fahrt (nicht hat). Karten und Aufgabenstellungen sind makellos, hier muss man keine Abstriche machen. Die Streckenführung war dieses Mal noch spektakulärer als sonst, das kann man einfach nicht mehr toppen. Insofern war die aller-aller-letzte Fahrt 2024 auch ein  – der – Höhepunkt des Jahres.

Gesamtnote: 1

IMPRESSIONEN

Spektakulärere Moselblick auf Piesport schon bei der Anreise am Freitag Nachmittag.




Lohnenswerter Abstecher zum Weihnachtsmarkt in Bernkastel (unten).

Solides Hotel direkt an der Mosel.

Sauberes Zimmer (ohne Moselblick), angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Die örtliche Wildkatze interessierte sich auffallend für Oldtimer und hatte zum Glück für den Autor keine Tollwut.

Wer bei einer solchen Fahrt mit ca. 3% festem Schotter mit einem englischen Roadster-Oldtimer auf eigener Achse anreist und mitfährt (Stichwort Truppenübungsplatz), der muss besonders erwähnt werden: Respekt an die tollkühnen Männer in ihren alten Kisten 🙂

Impressionen vom Start.

Zum Teil enormer Technikeinsatz bei den Teilnehmern. Der Trend geht offenbar zum Zweit-Tablet. Das sichert aber nicht unbedingt eine gute Platzierung, gerade wenn Gegenläufigkeit und Kreuzen erlaubt sind.

Bei Matsch und Gewässerdurchfahrten kommt es hingegen auf solide Kraftfahrzeugstechnik sowie Kaltblütigkeit des Fahrers an…

Einsamer Weihnachtsbaum mitten im Nirgendwo an einem Wegdreieck. Rechts klein im Bild eine OK.

Anfahrt zu Grillhütte hoch über den Weinbergen an der Mosel. Hier waren auch einige Gleitschirmflieger in Aktion zu beobachten. Sicherlich einer der vielen Höhepunkte der Strecke.

Ganz am Ende der Aufgaben noch einmal aufpassen und konzentriert bleiben. Die „1“ stand am Ende der Straße am Wendehammer. Die Teilnehmer in der Klasse B mussten danach sogar noch eine Schleife durch Piesport fahren.

AUFGABEN

Sicherlich ein besonderes Highlight der ersten Etappe waren die Aufgaben 13 und 14 am bzw. auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Hermeskeil.

Auf echte vor-Ort-Kontrollen wurde hier seitens der Fahrleitung verzichtet (Grund: Feldjäger?), dafür kamen die aus der Lockdown-Zeit bekannten virtuellen Kontrollen in den Fahrtunterlagen zum Einsatz. Herausforderung: die kann man zwar nicht fotografieren, aber dennoch vergessen aufzuschreiben…

In der zweiten Etappe reihte sich im Prinzip Highlight an Highlight, da es überwiegend in Berg- und Talfahrt durch die Weinberge ging. Bei Klüsserath mussten dazu auch noch mehrere Kartenausschnitte kombiniert betrachtet werden. Und schön mit der Lupe Wege und Höhenlinien unterscheiden. Vor dem E ging es noch mal darum, die Sache mit dem einlinigen An- und Abfahren der roten Punkte korrekt umzusetzen. Hier konnte man das beliebte „Gekreisel“ der Teilnehmer beobachten.

Auch an der Mosel wurde die Reha-Winter Ori wieder durchgeführt mit freundlicher Empfehlung von Mr. Wash 🙂

Für Organisation und gute Stimmung war bei der Reha seit 2019 Reinhard zuständig, der sich nun in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat.

Wir finden das sehr schade, aber auch nachvollziehbar und wünschen alles Gute!

Bilder von F. Schäfer, T. Fuchs, R. Raymund