VERANSTALTUNG

Heide Classic, Soltau (Lüneburger Heide)

VFM -Verein für Motorsport e.V.

27.07.2024

TEAM

Hans-Georg Sonnendecker / Frank Schäfer

auf

Mercedes-Benz W201 190E 2.5-16

Die Ausschreibung der Heide Classic erfolgte in vier Kategorien: Ausfahrt, Einsteiger, Touristisch, Sportlich – das ist viel. Unsere Nennung erfolgte in der Kategorie Sportlich. Als eine der wenigen Fahrten ist die Heide Classic in fast allen Cup-Wertungen vertreten. Aus dieser Perspektive fast ein „Muss“ für die Teilnahme.

Sehr gute Wetterbedingungen, auch wenn es morgens mal einen Schauer gab. Die Anreise war – wie erwartet und bekannt – an einem Freitag eine absolute Katastrophe. Nur Stau und das Navi hat uns eine Stunde quer durch Bremen geführt. 

TEILNEHMER-BERICHT

Organisation (vor und während der Veranstaltung)

DIE Besonderheit bei der Heide Classic ist der Einsatz sogenannter Transponder bei den Zeitmessungen. Es gibt keine Lichtschranken oder Schläuche (Ausnahme: Prüfung in der Fußgängerzone), sondern kleine Geräte ins Auto, die – auf Basis einer kleinen Bastelanleitung – mit dem Bordstrom oder einer gesonderten Batterie versorgt werden müssen. In dieser Hinsicht geht man in Soltau einen exotischen Weg, dem ich sehr misstrauisch gegenüberstand. Jedoch: die Transponder haben, nicht nur bei uns, ohne Auffälligkeiten problemlos funktioniert. Warum man als einzelner Verein einen solchen Sonderweg beschreitet, das erschließt sich mir zwar immer noch nicht, aber es gibt hieran i.S. des Ablaufs nichts zu kritisieren. Auch ansonsten hat die Organisation absolut reibungslos funktioniert. Überall freundliche Helfer.

Note: 2+

Strecke

Einmal von Soltau nach Schnerverdingen und zurück durch die Heide. Kleine Straßen und Wege, auch mal Schotter. Ja, die Landschaft ist hier nicht so spektakulär, aber doch wunderschön. Wenig Ortsdurchfahrten (es sei denn, bei den Ori-Aufgaben, haha). 

Note: 2+

Roadbook (und sonstige Unterlagen)

Sehr hochwertiges und professionell gestaltetes Roadbook mit Folie vorne und Metall-Spiralbindung. Top. Leider war das Roadbook auch mit vielen Werbeseiten der Sponsoren gespickt, was den Überblick etwas erschwerte. Sowas findet man sonst im Programmheft, was in der Heide aber nicht erstellt wurde. 

Note: 1-

Aufgabenstellung

Jetzt kommen wir zu einem kritischen Teil der Heide Classic. Es gab insgesamt sechs WP als echte GLP (fahren Sie einen Schnitt von 35 km/h) und fünf Orientierungsaufgaben. Letztere waren grundsätzlich gut gemacht und überwiegend auch „eindeutig“ (kein: was meint der Fahrtleiter). Aber: es gab sehr wenige Kontrollen und der Anspruch war für eine sportliche Fahrt nicht angemessen, d.h. zu einfach. Wie so oft (dann aber im Bereich der Touristen) gilt dann: Das Ergebnis kommt über die Zeiten zustande. Hier und heute war es, auch und gerade für die Sportler, eine Art Oldtimerwandern, dazu dann die Zeitprüfungen, die einen zu hohen Anteil am Gesamtergebnis hatten. Nach der Mittagspause ist streckentechnisch auch nicht mehr viel passiert und es machte sich sowas wie Langeweile breit. Das geht besser! Vor allem, wir haben ja gesehen, dass der Fahrtleiter sein Metier beherrscht.

Note: 4

Wertungsprüfungen

Es gab insgesamt sieben Wertungsprüfungen, davon sechs als echte GLP mit den Transpondern, dazu noch die Sollzeitprüfung in der Fußgängerzone von Soltau (20 Meter in 12 Sekunden, d.h. Schrittgeschwindigkeit). Nur die sechs GLP gingen in die Gesamtwertung ein (warum eigentlich?), für die Schlauchprüfung wurde ein Sonderpreis vergeben, jedoch ohne Ergebnisaushang. 

Die GLP sind weitgehend reibungslos verlaufen, meine „Angst“ vor den Transponder war insofern unbegründet. Grundsatzfragen mal außen vor. Man fährt dann von „Messstelle zu Messstelle“, die erst sehr spät zu sehen waren. Auch, typisch norddeutsch, es kann dort gemessen werden, muss aber nicht. Insgesamt für mich ok im Ablauf. Gar nicht ok, dass dann nachher 1/3 der Prüfungen neutralisiert wurden, dazu weiter unten mehr.

Note: 2

Verpflegung und Ambiente

Die Rahmenbedingungen sind sicherlich eine der Stärken der Heide Classic: keine Autohäuser, keine Dixi-Klos!

Dafür: ein sehr schönes Start -und Ziel-Lokal „Alte Reithalle“ in Soltau mit ausreichend Parkmöglichkeiten und einer professionellen, sehr guten Gastronomie. Das Frühstück habe ich nicht getestet (da im Hotel gewesen), aber das Abendessen war eines Dr. No würdig! Gut gefallen hat mir auch das Ambiente in der Mittagpause inkl. Besuch der Heidekönigin sowie Heidschnuckenbratwurst. Ok, bei Regen wäre das kritisch geworden, wir hatten aber Sonnenschein. Die extra Kaffeepause auf dem Schäferhof (wo waren meine Jünger???) war verzichtbar. Siehe oben: nachmittags ist nicht mehr viel passiert, außer Strecke und Pause machen.

Note: 1

Auswertung und Ergebnisaushang

Entscheidend ist, was hinten rauskommt. Das wusste schon Helmut Kohl. Bei der Heide Classic wurde man beim Eintreffen in der Alten Reithalle bereits mit dem plakatierten Hinweis auf die Online-Ergebnisse versorgt. Sehr gut. Es gab vor Ort eine Musterlösung der Ori-Aufgaben, aber leider keine Musterbordkarten. Von der Sonder-WP in Soltau gab es auch keinen Ergebnisaushang. Es ging noch weiter: die Zeiten der GLP wurden nicht veröffentlicht, auch nicht die tatsächliche Zahl der Messpunkte. Nur die Punkte je GLP wurden kommuniziert. Von den sechs GLP wurden dann glatte 1/3, d.h. die beiden Nachmittags-WP für alle Teams neutralisiert, d.h. nicht gewertet. Damit ist man nachmittags quasi „umsonst“ gefahren. Nach meinem Kenntnisstand gab es bei diesen beiden WP ein Problem bei den Touristen, nicht aber bei den Sportlern. Dumm gelaufen, wenn es in diesem Maße auf die GLP ankommt und die Ori-Aufgaben derart gering gewichtet werden. Je Meßpunkt max. 3 Punkte, je Ori-Kontrolle auch 3 Punkte. Und dann noch so einfache Aufgaben. Hier passt das Verhältnis einfach nicht.

Note: 4

Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung

Die Siegerehrung verlief in einem insgesamt würdigen Rahmen, die Bühne war jedoch sehr hoch, man stand davor und bekam die Pokale herunter gereicht. Naja. Stichwort Pokale: diese waren auffallend gruselig und billig gestaltet. Ich hätte für Platz 4 lieber so eine schicke Tasse genommen, wie sie die Anfänger alle bekommen haben. Nein, das war insgesamt wenig wertig. Es gab auch kein Programmheft, keine Aufkleber oder Plaketten. Sonst fand ich das Preis-Leistungs-Verhältnis schon ok, in diesem Punkt aber nicht.

Der Fahrtleiter hat im Nachgang auf Anfrage die individuellen Zeiten per Mail verschickt und mein Feedback auch kommentiert. Die Auffassung, dass man die sportlichen Aufgaben „einfach“ gestalten muss, damit man nicht zu wenig Teilnehmer hat, teile ich explizit nicht. Es ist doch eigentlich fast andersrum? Im Zweifel ziehe ich eine Fahrt wie Hagen vor. Da gab es durchaus einiges zu kritisieren, aber bei den Aufgaben rauchten die graune Zellen, man hatte gut was zu tun und niemals Langeweile. Ich will doch gefordert werden in den sportlichen Aufgaben!

Note: 3

Anmerkungen und Besonderheiten

Soltau und Umgebung sind schon sehr nett. Für  mich überraschend viele Touristen hier unterwegs. Sehr gutes Hotel „Hotel Park Soltau“ und auch das Brauhaus „Joh. Albrecht“ hat mir am Vorabend gut gefallen. Im Etablissement „Ambiente“ waren auch einige Teilnehmer unter gekommen. Ich denke, das sollte man bei der Heide Classic berücksichtigen: die meisten Teilnehmer brauchen hier zwei Hotelübernachtungen und mehrere Stunden Anreise.

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FAZIT

Die Fahrt in die Heide habe ich nicht bereut. Bei einer Anreise aus NRW (Münster, Dortmund) ist der Aufwand allerdings recht hoch. Die „Gegenleistung“ hat insofern aus meiner Sicht nicht so ganz gepasst. Tolle Strecke, schönes Ambiente. Aber zu wenig sportlicher Anspruch in der Ori, dafür dominierten die GLP, von denen dann 1/3 neutralisiert wurden. Das Gewese um die „Transponder“ lenkt etwas davon ab, wo hier mögliche Stellhebel zur Optimierung sind.

Im Nachhinein bin ich selbst etwas überrascht, dass ich der Fahrt eine Dreiminus gebe, gefühlt war das vor Ort doch eher eine Note schlechter. Am Abend der Veranstaltung war die Enttäuschung recht groß. Das schöne „Drumherum“ sollte man aber positiv einfließen lassen.

Gesamtnote: 3-

IMPRESSIONEN

Die Transponder sollten eigentlich, laut Ausschreibung, am hinteren Fenster an der Beifahrerseite befestigt werden. Und wenn es sich um einen 2-Türer handelt? Auch sonst hat sich ein Teil der Teilnehmer an diese Vorgabe nicht gehalten. Man sah in Teilen recht abenteuerliche Konstruktionen, die auch nicht kontrolliert worden. Hallo, technische Abnahme? Egal, sprach der Hahn. Es hat offenbar durchgehend funktioniert (auf der Teilnehmerseite, siehe Neutralisierung der WP 5 und 6 durch den Veranstalter!).

Morgens der Booster für den Beifahrer. Nicht zu verwechseln mit Additiven für z.B. sauberes Ventilspiel.

Mal wieder total spannend zu sehen, wie bei den Teams aufgerüstet wird. Viel hilft viel 🙂

Durchgehend sehr schönes Ambiente bei der Heide Classic.

Heidekönigin mit Autogrammkarte als DK 🙂 Ich habe mich spontan verliebt 🙂

HG hat das Ganze wohl nicht so ernst genommen…

Ganz hervorragende Verpflegung in der Alten Reithalle.

AUFGABEN

Es fing gut an, z.B. mit dieser Orientierungsaufgabe. Denn es gab eine Sperrung vor Aufgabenteil 4. Daher nicht noch eine große Runde fahren, sondern zweimal durch die DK. Sehr gut gemacht.

Die sechs Zeit-WP waren immer gleich gestaltet. Fahren Sie .. km mit einem 35 km/h Schnitt ab Start der Messung. Hier gab es für uns keine grundlegenden Probleme. Offenbar jedoch für den Veranstalter. Zwei der sechs WP wurden so nicht gewertet. Dann fällt es noch mehr ins Gewicht, dass die WP übermäßig stark in die Gesamtwertung eingehen.

Holzauge, sei wachsam! Freigabe = Start zur vollen Minute, die Messung beginnt aber erst ca. 50 Meter später – mit einem kleinen Schild gekennzeichnet. Hier konnte man sich schon zerlegen. Die Messpunkte, so kleine Röhrchen, konnte man erkennen, musste aber auch dafür Aufpassen wie ein Luchs.

O Schreck, eine Fischgräte. Wie ekelig! Jedoch, diese war nicht so schwierig, wie man zunächst hätte annehmen können. Aber gut gemacht, so über zwei Karten hinweg. Vormittags war ori-technisch also durchaus was geboten. Leider hat sich das dann am Nachmittag nicht fortgesetzt.

Eine sehr schöne Aufgabe in (nicht auf der)  „Insel“. Diverse offenbar manipulierte Stellen. Zudem war eine Straße lt. Karte in Natur nicht mehr vorhanden. Klasse. Davon hätte ich gerne mehr gesehen in den Aufgaben.

Von A zu E über alle Punkte nach kürzester Strecke von Aufgabenteil zu Aufgabenteil. Ok, was ist dann mit den Punkten 3 bzw. 4. Die waren, auch nach genauer Messung, exakt identisch weit entfernt. Was will der Fahrtleiter? In dem Fall offenbar kürzeste Gesamtstrecke. War aber nicht eindeutig.

Analog einem geschlossenen Kreisverkehr hätte hier eine Kontrolle stehen müssen. War aber nicht. Bei einer sportlichen Fahrt erwarte ich an solchen Stellen mehr „Biss“ bzw. die Einhaltung eigentlich bekannter Regeln. Konkret sieht man hier einen geschlossenen Chinesen. Dann gilt: vom Punkt zum Pfeil den kürzesten Weg den komplette Aufgabenteil fahren. 

„Bitte lächeln!“

Wenn Bilder sprechen könnten…