VERANSTALTUNG

16. Oldtimer-Rallye „Hamm erFahren“, Hamm (Westf.)

Förderverein Hospiz Hamm e. V., 1. Hammer Oldtimer-Register und Hammer Stadtmarketing

25.08.2024

Erster Verbesserungsvorschlag für die Veranstalter: warum wird bei der Darstellung im „Starterfeld“ (Internet) nur der Fahrer erwähnt?

Es gibt doch ein Team im Auto. In unserem Fall hätte sich auch die Beifahrerin über eine Erwähnung gefreut. Und, bekanntlich: das Gehirn sitzt rechts! Die Leistungsdaten des Boliden hingegen sind doch total uninteressant.

Der selbe BMW in Jahr 2014 am Start in Hamm.

TEAM

Frank Schäfer / Susanne Brock

auf

BMW 528i (E28)

2024 findet die „touristische Oldtimerrallye“ bereits zum 16. Mal statt. Mal zurückrechnen. Ohne Kenntnis irgendwelcher Aussetzer in Lockdown-Zeiten war die erste Fahrt dann im Jahr 2008. Warum schreibe ich das? Nun, es gibt eine Art Jubiläum. Hamm erFahren war eine meiner ersten Veranstaltungen, die ich in den Jahren 2012/13 überhaupt gefahren bin. 2013 mit einem VW Golf 1 GTI, 2014 dann mit einem BMW 528i, den ich kurz vorher erst gekauft hatte. Und mit genau diesem BMW treten wir auch dieses Jahr wieder an! Kinder, wie die Zeit vergeht. Zwischenzeitlich war eine Teilnahme in Hamm nicht mehr möglich, da andere Veranstaltungen (Cheruskerfahrt) parallel angesetzt waren und aufgrund Cup-Relevanz für mich Priorität hatten. Hamm erFahren ist aber in guter Erinnerung geblieben – zum einen wegen dem schönen Ambiente im Stadtpark, zum anderen wegen der (aus damaligen Sicht) anspruchs-vollen Orientierungsaufgaben. Erst in diesem Jahr, 2024, ergab sich ein passendes Zeitfenster für die Teilnahme, da die Cheruskerfahrt auf den 31.08. terminiert wurde.

Wie bereits 2013 und 2014 gab es in diesem Jahr eine touristische Ausschreibung, die sich an keinerlei ADAC- oder Cup-Wertungen orientierte. Warum auch. Weiterhin bemerkenswert: im Starterfeld war außer uns wirklich niemand Bekanntes. Keiner der üblichen Verdächtigen. Damals, also vor 10 Jahren, waren Buthmann/Voss noch dabei, auch wenn wir uns damals noch nicht gekannt haben. Tja…. Der Fahrtleiter ist uns übrigens auch erhalten geblieben.

Hamm Erfahren ist eine Benefiz-Veranstaltung, die einem guten Zweck dient. Die Internetseite ist sehr professionell gestaltet.

TEILNEHMER-BERICHT

Organisation (vor und während der Veranstaltung)

In Hamm sind Profis am Werk, was in diesem Fall wörtlich zu nehmen ist. Veranstalter ist kein Club mit Ehrenamtlichen, sondern das Hammer Stadtmarketing. Die Internetseite ist vorbildlich gestaltet und die Onlinenennung kein Problem. Stichwort Nennung: in Hamm ist das „Oldtimeralter“ auf mindestens 40 Jahre festgelegt, d.h. mit Bj. 1983 konnten wir so gerade eben mitfahren. Und es gab eine Begrenzung der Teilnehmer je Klasse (15 Fahrzeuge). In Hamm kann man sich das leisten, denn die Plätze sind hier ruckzuck immer ausgebucht.

Die Organisation am Tag der Veranstaltung war vorbildlich, alles verlief reibungslos. Selbst die DK-Kontrollen waren mit Schildern und Pylonen ausgestaltet. Die Mittagspause und der Zieleinlauf mit unglaublich viel Publikum waren ebenfalls Highlights. Überall freundliche und zum Teil auch passend/schön gestylte Helfer (Stichwort: Ford Thunderbird erstes Baujahr).

Note: 1

Strecke

Die Strecke führte von Hamm aus in Richtung Nord-West durch das schöne Münsterland. Viele kleine Wege wurden befahren, aber auch einige Orte mit Tempo 30 und Ampeln. Zum Teil sagte das Bordbuch: 5,33 km T-Stück. Also Strecke machen. Wir sind so bis fast nach Münster gekommen, zum Kappenberger Damm. Und auch der legendäre Mitfahrerparkplatz in Ascheberg wurde befahren. Mir hat die Streckenführung insgesamt gut gefallen.

Note: 2+

Roadbook und weitere Fahrtunterlagen

Stabiles Roadbook mit Spiralbindung. Klare Ausführungen. Da kann man nicht meckern. Es fehlten allerdings Hinweise, wie bei den diversen Sonderprüfungen bewertet wird. Siehe weiter unten.

Note: 1

Aufgabenstellung

Angekündigt war ein touristischer Mix aus „Orientierungsaufgaben“ und „Wertungsprüfungen“. Also analog anno 2014. Leider, leider gab es dieses Mal keine Kartenaufgaben, sondern nur chinesische Fahrtaufträge. Diese können durchaus sehr kniffelig gestaltet sein (siehe Delmenhorst). Hier gab es aber überhaupt keine Kniffeligkeit. Sondern Abfahren, abfahren, abfahren. Auch schon mal 3 oder 5 km geradeaus. Wobei, so ganz „einfach“ war das nicht, da der Fahrtleiter diverse Kreuzungen und Kreisverkehre einfach weggelassen hatte. Hier könnten insb. Anfänger durchaus Schwierigkeiten bekommen.

Einfache Aufgabenstellung, aber versteckte Kontrollen – das war eher das Motto von Hamm Erfahren 2024. Ortseingangs- und Weilerschilder mussten zum Glück nicht aufgeschrieben werden. Aber Baumaffen. Jeweils nur eine Ziffer auf einem Schild in ca. Hüfthöhe. Diese waren zwar nicht komplett „link“, aber doch herausfordernd aufgestellt. Man konnte erkennen, dass es der Fahrtleiter darauf anlegt, dass man als Teilnehmer die Schilder übersieht: an einer Bushaltestelle, an einem Werbeschild, im Übergang von Licht auf Schatten, im hohen Gras, an einem Begrenzungspfahl, etc. Das ist Geschmackssache. Ich würde Aufgaben bevorzugen, die etwas mehr Anspruch haben, wo aber die Kontrollen eindeutig aufgestellt sind.

Note: 3-

Wertungsprüfungen

In das chinesische Roadbook waren insgesamt 6 Wertungsprüfungen eingebunden. Die konkrete Aufgabenstellung hat man immer erst an Ort und Stelle durch ein Schild erfahren. Auch haben die Posten vor Ort gut erklärt und unterstützt. Die Orte der WP waren gut gewählt… Otmar-Alt-Stiftung, alte Zeche, Förderturm, etc.

Kredenzt wurde ein Mix aus Zeitprüfungen, Aufgaben aus dem Turniersport und touristischen Fragen („schätzen Sie das Gewicht von…“). Gerade die Zeit-WP waren eher ungewöhnlich als Gleichmäßigkeitsprüfung angelegt, aber auch professionell organisiert, inkl. mehrfacher Schlauchmessung.

Keine Frage, hier sind durchaus Profis am Werk. Was aber hinsichtlich der Auswertung dieser WPs Fragen aufwirft, dazu später mehr.

Note: 2-

Verpflegung und Ambiente

Der Nenngeld-Anteil für die Organisation (also ohne Spende) betrug 85 EUR, dafür kann man im Prinzip nicht viel erwarten. Start und Ziel sind 10 Jahre später leider nicht mehr im Kurpark, sondern in der Hochschule Hamm-Lippstadt.

Jedoch: in dieser Hinsicht war die Fahrt einfach Top. Überall fast Festivalstimmung. Ein sehr gutes, auch eher individuelles Frühstück und eine sehr schöne und stimmungsvolle Mittagspause in der Burg Lüdinghausen. Inkl. Grillbuffet und Espresso an der Ape. Die Zieleinfahrt mit mega-viel Publikum sucht seinesgleichen. Genauso wie die Durchfahrt am Hospiz (dem die Einnahmen zu Gute kommen). Hier konnte man selbst mit dem schlanken BMW kaum durchkommen, so schmal war die Ausfahrt. Ein guter Zweck und gute Stimmung, auch wenn es ums Sterben geht. Chapeau.

Note: 1

Auswertung und Ergebnisaushang

Wie so oft bei eher touristischen oder Charity-Fahrten kommt das dicke Ende bei der Auswertung. So leider auch in Hamm. Es gab am Tag selber null Aushang, Musterlösung oder Musterbordkarte, sondern eine Siegerehrung mit dem Papier in der Hand. Selbst bei der Bekanntgabe der Pokalränge musste man die Veranstalter dazu auffordern, doch mal die Punkte der Platzierten zu nennen.

Positiv: die detaillierten Ergebnislisten und Musterbordkarten waren bereits Dienstag abend im Netz.

Negativ: diese Ergebnislisten waren in Bezug auf die vergebenen Strafpunkte vollkommen intransparent und warfen somit viele Fragen auf. Zumindest der Bewertungsmaßstab oder die zugrunde liegende Formel sollten doch bekannt gegeben werden. Wenn ich statt 20 km/h mit 28 km/h in der GLP fahre, wie kann ich dann dafür 41,50 Strafpunkte bekommen?

Im Nachhinein wurden die Ergebnislisten im Internet noch korrigiert. So kam es vor, dass sich die Platzierungen auf den ersten Rängen änderten – d.h. die Pokalgewinner vor Ort wurden dann herabgestuft und neue Pokalgewinner kamen hinzu. Das ist die Kehrseite der „Hauptsache-Schnell-Auswertungen“ am Tag der Veranstaltung. Bei uns gab es auch eine kleine Korrektur, die aber zu keiner besseren Platzierung führte. Die Maßstäbe/Formeln der Bewertung der einzelne WP wurden nicht kommuniziert.

Note: 5

Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung

Die Siegerehrung gestaltete sich draußen an der Rampe durchaus würdig und mit viel Publikum. Die Pokale aus Glas waren auch sehr schön. Leider wurden wir damit nicht bedacht. Eine nachgelagerte Email o.ä. der Fahrtleitung mit z.B. einer Einordnung der Ergebnisse oder einem Einblick in die Kriterien der Auswertung gab es nicht. Auch keinerlei Info zu den Musterlösungen. Wie schwer ist der Gegenstand? Keine Info, was erwartet wurde. Zu welchem Fahrzeug passte dieser Gegenstand? Hund, Katze, Maus? Keine Info. Das könnte man durchaus besser machen.

Auf nachgelagerte Fragen/Anmerkungen bzw. Bitten zur Erläuterung der Bewertung hat der Veranstalter einfach nicht reagiert.

Note: 5

Anmerkungen und Besonderheiten

Hamm Erfahren setzt den Teilnehmerschnitt bei Ü40 an. Also Grenze bei Baujahr 1983. Damit haben wir es noch so gerade in das Teilnehmerfeld rein geschafft. Dieses hat sich durch sehr schöne und oft sehr seltene Fahrzeuge ausgezeichnet. Wie auch an anderer Stelle geht der Trend zur Verkleidung und zum Happening. Manchmal sehr stilsicher manchmal eher nicht. Politische Fahnen an einem T3 wurden durchaus kritisch kommentiert. Insgesamt aber ein sehr schönes, stimmungsvolles Umfeld.

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FAZIT

Dick und Doof. Ernie und Bert. Mann und Frau. Pest oder Cholera. Links oder Rechts. Schitzo und Fren. BMW oder Mercedes. Sekt oder Selters.

Die Welt ist voller Wiedersprüche. So auch Hamm Erfahren. Wer eine sehr schicke, gut organisierte Fahrt der touristischen Art für einen guten Zweck sucht, der ist hier durchaus gut bedient. Man sollte nur keinen allzu hohen Anspruch an den Nachvollziehungsgrad der Auswertung stellen. Werden hier Integrale oder Würfel genutzt? Ich weiß es nicht. Daher bleibt nach einem schönen Tag ein sehr schaler Beigeschmack zurück.

Meine persönliche Note: „5“ – mangelhaft, da die intransparente Art der Punktevergabe am Ende alles verdorben hat und man es hier auch nicht für nötig hält, auf Fragen einzugehen.

Man könnte aber auch eine „2“ vergeben, da die Fahrt gut organisiert und sehr stillvoll war. „Grumpy old men“ aus Münster sollen sich nicht über sowas wie Auswertung beschweren!?!? – jeder fälle sein eigenes Urteil!

Gesamtnote: ?

IMPRESSIONEN

AUFGABEN

WP 1 an der Ottmar Alt-Stiftung. Eine klassische Aufgabe aus dem Turniersport. Wir hatten links 53 cm, rechts 63 cm Distanz. Macht 10 cm Differenz. Aber in der Auswertung standen 53 und 83 cm, sowie 10 Strafpunkte. Houston?

Am Förderturm keine Sollzeitprüfung, sondern eine echte GLP, allerdings mit zwei Lichtschranken, die ca. 20 m oder weniger auseinander standen. Dann mit GPS losfahren. Erst wird garnix sinnvolles angezeigt, dann 16 km/h – zu langsam. Dann Gas geben … und *autsch* mit 28 km/h gemessen werden. Jedoch: wie man für eine Differenz von 8 km/h satte 41,5 Strafpunkte bekommen kann, das wissen wohl nur die Würfel des Fahrtleiters.

Am bekannten Schlossparkplatz eine gradlinige Schlauchprüfung. 20 Sekunden vom Start zum Ziel, einmal um den U-Turn. Hier hatten wir 20,4 Sekunden = 0,4 Strafpunkte. Korrekt, sage ich mal.

Auch sehr touristisch war diese Schätzaufgabe in der Mittagspause. Wir hatten 945 Gramm geschätzt, es waren wohl 870 Gramm – dafür gab es 1,48 Strafpunkte lt. Kristallkugel. Das Teil hing übrigens nicht an einer Straßenbahn (unser Tipp), sondern an einer Dampfwalze. Darauf muss man kommen. Wurde aber offenbar nicht gewertet.

Ebenfalls ein Klassiker aus dem Turniersport. Die Gatteraufgabe. Wir hatten 72 cm statt 50 cm, das brachte laut Fahrtleiteralgebra dann 6,88 Punkte. Klar, oder?

Zum Schluss noch mal eine Zeit-WP, die es in sich hatte. Zunächst unter Zeitdruck die 5m je sec in km/h umrechnen. Dann das Ganze durch zwei Schläuche fahren. Hat bei uns besser geklappt als bei WP 2 – 19,85 km/h statt 18 km/h, das ergab dann 9,23 Strafpunkte. Wie auch immer das hier berechnet wird. Vielleicht ja mit KI 🙂

Feedback erwünscht? 

Vielleicht wurde mein Feedback ja intern ausgewertet oder zumindest die Email nicht direkt gelöscht. Ich weiß es nicht, denn es gab NULL Reaktion auf mein Feedback, das ja eigentlich erwünscht war ?!?!

Alleine aus diesem Grund wird man mich hier nie wieder sehen. Was ja vielleicht auch so gewünscht ist 🙂