VERANSTALTUNG

Bremen Classic Motor Show

Messe Bremen

02.02. bis 04.02.2024

Ein Bericht von Hartwig Rietz

Nachdem letztes Jahr die erste „normale“ Bremen Classic nach der Pandemie stattgefunden hatte, stand für 2024 wieder die Old- und Youngtimer-Saisoneröffnung in Bremen an. In 2023 war die Messe wie eine Befreiung, endlich konnte man wieder unlimitiert miteinander umgehen und über die Covid-Zeit hatte sich manches angesammelt, was dem Publikum nun endlich präsentiert werden konnte. Insofern war die Bremen Classic in positiver Erinnerung, dem schlechten Wetter konnte man in den Hallen auch entfliehen, also auf nach Bremen.

Was für eine Enttäuschung.

Am Freitag waren gegen 11:00 Uhr keine(!) Parkplätze mehr zur Verfügung, vielleicht auch schon früher. Hinweis des Personals: „Gucken Sie mal in den umliegenden Wohnanlagen.“ Nach einer kreativen Lösung waren wir dann in den gut besuchten, aber keinesfalls sehr vollen Hallen und nahmen die Stände in Augenschein. Diesmal begannen wir in der Motorradhalle, die uns wie ein Abziehbild des Vorjahres vorkam, kaum etwas Neues. Trotzdem war es schön, Superbikes von früher mit Rickman Chassis zu sehen oder den umfangreichen Stand eines Händlers klassischer Vespas.

Der Eindruck verfestigte sich: wer die Messe kennt, wusste von vornherein, was wo steht, ohne Neuigkeiten. Dazu kam der wirklich altbackene Eindruck der Bremer Veranstaltung, keine Bildschirminfos oder QR-Codes, die sich der Besucher aufrufen konnte, mega-schlechte Gastronomie (bis auf kleine Ausnahmen vielleicht) und ein etwas schäbiger Gesamteindruck. Es mag sein, dass wir besucherorientierte Goodies übersehen haben.

Was gab es Gutes?

Die Lancia Sonderausstellung war sehenswert; eine Aurelia B 20 GT ist ein so schönes Auto, dass die schlechte Laune zumindest zum Teil verflog. Auch die Straßenversion des 037 sieht man so gut wie nie. Leider kann man beide nicht in freier Wildbahn erleben, eine Aurelia bei einer Rallye – das wäre doch mal ein Highlight.

Dort, wo letztes Jahr klassische US Pick-up Trucks zu sehen waren, standen diesmal Hot Rods. Eine interessante Nische in der Oldtimerei präsentierte sich somit auf einem gut gelegenen Stand, die ausgestellten Autos waren nach meinem Eindruck stilsicher und technisch gut aufgebaut. Wer sich für diese Dinge interessiert, konnte sich manches Detail abgucken.

Etwas weiter standen auf der Fläche eines Anbieters von gemischtem Ruf einige Porsche Restomods auf 964-Basis im F-Modell Look, wie sie von mehreren Firmen angeboten werden. Bei solchen Autos kommt das Beste aus zwei Welten zusammen; ein 964 ist komplett alltagstauglich und kann optisch sehr attraktiv mit der Erscheinung der frühen Jahre versehen werden, inklusive Innenraum. Toll. So etwas vor Ort in mehreren Exemplaren in Augenschein nehmen zu können war eine positive Überraschung. Über die Qualität der Umbauten dieses Anbieters kann ich nichts sagen, jedes einzelne vorgestellte Modell sollte 398.000 Euro kosten.

Es gab sicher noch mehr Schönes, dies sind wie immer meine punktuellen subjektiven Eindrücke.

Was hat uns nicht gefallen?

Neben der oben geschilderten sehr mäßigen und lieblosen Organisation gab es eine Vielzahl, um nicht zu sagen jede Menge, von Nippes-Ständen, sowie vielfach Angebote von schlechter Qualität. Etliche der zur Schau gestellten Autos machten ebenfalls keinen guten Eindruck, was hohe Preisvorstellungen keinesfalls verhinderte.

Hier ist eine echte Verschlechterung gegenüber dem letzten Jahr eingetreten, schade. Die Preise für gute Ware, die auf einigen Ständen zu sehen war, sind in exorbitante Höhen verschwunden – was davon tatsächlich zu diesem Preisniveau verkauft worden ist, kann ich nicht sagen. Hinzu kommt die bereits erwähnte mangelnde Abwechslung, mancher Stand schien identisch zum Vorjahr. Die Erinnerung ist noch frisch, zweimal muss man sich das nicht ansehen.

Letztes Jahr gab es vielleicht etwas Euphorie nach der langen Pause, dieses Jahr ist das Gegenteil der Fall. Ein befreundeter Restaurator hat zudem das Fahrzeugangebot im Parkhaus unter die Lupe genommen und von weitgehend mäßigen Autos zu hohen Preisen (mit wenigen Ausnahmen) berichtet.

Der Funke ist dieses Jahr in Bremen nicht übergesprungen, der positive Eindruck des Vorjahres hat sich ins Gegenteil verkehrt. Die Abrundung ist die lächerliche Parkplatz-Situation, so dass das Fazit diesmal lautet: Keine Reise wert und diese Messe bracht man nicht wieder. Andere Besucher mögen einen anderen Eindruck gewonnen haben; sämtliche Stimmen, die ich gehört habe, klangen aber ähnlich.

Also, abhaken, Mund abwischen und weitermachen. Das Jahr 2024 wird auch positive Überraschungen bieten. Ob Rundstrecke, Rallye, Ausfahrt oder private Touren, die Saison steht vor der Tür.

In Ergänzung zu diesem Augenzeugenbericht, hier weiterführende Links, ohne Gewehr und Pistole.

Weiterhin wie immer eine hochwertige Fotostrecke von Dr. No.