Die 32. Arnsberger ADAC Klassik

Von Olaf Nattenberg

Arnsberg ist eine der Oldtimerrallyes, bei der wir schon mit am längsten fahren. Auch waren wir durchaus erfolgreich: Dritter, zweiter, sechster, und letztes Jahr schafften wir sogar den Gesamtsieg, allerdings musste das Ergebnis nochmal neu erstellt und nachträglich aktualisiert werden.

TEILNEHMER-BERICHT

Ankommen und Start

In diesem Jahr ging es in Richtung Soester Börde. Mit Startnummer 80 waren wir relativ weit hinten im Starterfeld. Dennoch mussten wir zischen 8:00 – 8:45 Uhr im Nennbüro erscheinen und unsere Unterlagen entgegennehmen. Im Gegensatz zu den früheren Veranstaltungen, wo der Vorstart im Autohaus Rosier erfolgte, starteten wir dieses Jahr an der Schützenhalle in Arnsberg-Wennigloh. Hier fanden in den letzten zwei Jahren bereits Siegerehrung und Abendessen statt. Mit 85 Fahrzeugen war die Parkplatzsituation ziemlich ausgereizt. Gegen 8:20 Uhr kamen wir in Wennigloh an und: Keine Teller! Brötchen gab es genug, aber Geschirr war Mangelware: Teller, Becher, Tassen nur bedingt verfügbar. Auch der O-Saft war bereits zur Neige gegangen.

Wir fuhren um 10:20 los, Richtung Arnsberg Neheim, wo in der Fussgängerzone der Start erfolgte – ein passendes Ambiente mit vielen Schaulustigen. Das Wetter war gut, nicht zu kalt, nicht zu warm, somit verließen wir das Sauerland gut gelaunt in Richtung Ruhr und Soester Börde. Die Strecke war sehr schön.

Vormittagsetappe

Gefahren wurde grundsätzlich nach Chinesen. Ab und an gab es Kartenausschnitte mit Strichen, Pfeilen oder Punkt-Strich-Aufgaben. Über jeder Karte wurde angezeigt, was in welcher Reihenfolge abgefahren musste, z.B. „Punkt – Pfeil – Punkt – Strich – Pfeil“, oder: „Fahren Sie die Aufgabenteile in numerischer Reihenfolge!“ Wer lesen kann war hier also klar im Vorteil.

Aufschreiben mussten wir die ersten beiden Buchstaben der rechtsstehenden Ortseingangs- und Weilerschilder. Darüber hinaus waren Baumaffen zu notieren. Diese hingen teilweise sehr versteckt und nicht selten 90 Grad zur Fahrtrichtung. Ob das so sein muss, schließlich gilt es ja, die Strecke zu überwachen?

Kreuzungsverbot und Einbahnstraßensystem waren vorgegeben. Auch durften nur doppellinige Straßen befahren werden. So kassierten wir unseren ersten Bordkartenfehler in einem Dreieck bei Waltringen – da fährt jede Rallye der Gegend lang – wo wir die nicht vorhandene Doppellinigkeit übersahen und den kürzesten Weg nahmen. Auch eine weitere Kontrolle haben wir bei der Vormittagsetappe übersehen, wie sich im Nachhinein herausstellte. Interessanterweise kam der Vormittag komplett ohne GLP aus.

Mittagspause

Die Mittagspause fand, wie sonst auch, wenn es in die Börde geht, bei Möbel Turflon mit einem reichhaltigen und guten Mittagessen, inklusive Kaltgetränk, statt. Die 45 Minuten Pause war knapp bemessen, so dass wir auf den Gang durch die Geschirrabteilung verzichten mussten. Etwas chaotisch war der Restart. Jeder Teilnehmer bekam in Abhängigkeit seiner Eingangszeit eine neue Startzeit. Interessant, dass wir nun mit anderen Teilnehmerfahrzeugen unterwegs waren, als die, mit denen wir reingekommen sind. Auch schien es, dass einige Teams das mit der Startzeit nicht so genau nahmen, sassen sie doch bereits als wir kamen im Restaurant und auch noch als wir uns beeilen mussten, um rechtzeitig zum Auto zu kommen. Beim Restart wurde unsere Zeit dann ganz pragmatisch um eine Minute vom Streckenposten reduziert. Eine Funkuhr zur Orientierung für die Teilnehmer gab es nicht. Offensichtlich nimmt man das Thema Start- und Zielzeit in Arnsberg nicht so genau. Wie dem auch sei.

Nachmittagsetappe

Direkt beim Restart folgte die erste Sollzeitprüfung von 12 Sekunden. Lief gut, kein Problem: 0,03 Sekunden Abweichung.

Weiter ging die Fahrt, nach wie vor bei schönem Wetter, zurück Richtung Sauerland. Einige Schlenker waren zu fahren, fühlte sich aber alles gut an und auch die schwierig zu findenden Baumaffen haben wir gesehen. Dann kam am Arnsberger Flughafen folgende Aufgabe: „An welches Flugzeug wird hier erinnert? Trage die Quersumme der Zahl im Namen in das nächste freie Feld der Bordkarte ein!“ Das war nicht schwer, aber warum jetzt so eine Aufgabe? Wir dachten, dass die Veranstalter solche Art Aufgaben hinter sich gelassen hätten. In den letzten Jahren kam so etwas nicht vor. Auch die nachfolgende Wertungsprüfung aus dem Turniersport, 50 cm entfernt vom linken Außenspiegel an einer Latte parken, gab es in früheren Jahren nicht. Die Zufahrt zur vorherigen DK hatten die Streckenposten kurzfristig umgebaut. Die Reihenfolge, erst Stempel oder Quersumme der Ju 52 wäre egal – sagte der Streckenposten. Überraschend! Ein anderer Posten verabschiedete uns im Übrigen mit den Worten: „Bis gleich …“ Gibt es für Streckenposten keine Einweisung?

Die anschließende GLP über 2,47 km in einer Zeit von 4 Min 46 Sekunden, mit möglicher Schnittmessung, verlief mit 0,4 Sekunden Abweichung ganz ordentlich. Wobei die Arnsberger GLP nicht mit Lichtschranke oder nach Startzeit gefahren werden. Ein Countdown wird runtergezählt: 3, 2, 1 – dann geht’s los. Gut zu wissen.

Zwei Seiten im Roadboock später schreckten uns wieder zwei Fragen der Kategorie „Bürgermeisterjagd“ auf: „Welche Hausnummer hat dieser KfZ Gutachter?“ Wir sind die Straße zweimal rauf und runter gefahren, bis wir das Schild endlich fanden. Dann musste man rechnen und das Ortshinweisschild in Eisborn identifizieren. „Wie alt ist Eisborn 2020?“ Gut, die Fragen waren nicht schwierig und lösbar. Aber ist das das Niveau des AMC Arnsberg? Dann lieber wieder eine GLP: „Fahre die nächsten 1,6 km mit einer Geschwindigkeit von 38 km/h!“ Hier musste man die Zielzeit ausrechen. Mit einer Abweichung von 0,2 lief sie sehr gut.

Die Orientierungsaufgaben waren gut lösbar, bevor unser persönlicher Supergau auf den Plan trat. Durch zwei Lichtschranken, vlt. 10 m voneinander entfernt, mussten wir mit 28 km/h fahren. Da der Tacho eines alten Autos nicht genau geht, entschied ich mich für die Tacho-App des Handys – ein Fehler. Ich trat ordentlich aufs Gas des BMW 02 – mit der DS hätte ich die erste Lichtschranke nicht in der Zielzeit erreicht. Aufgrund der Trägheit des GPS kam die Anzeige überhaupt nicht in Schwung und ich war schließlich schon weit über 30 km/h als die erste Lichtschranke kam. Also auf die Bremse – Fehler – und so kullerten wir förmlich mit 13,6 km/h durch die Lichtschranken. Also eine Differenz von 14,4. Bereits bei der Abstandsgeschichte hatten wir 22 cm Abweichung. Dort zählt jeder falsche Zentimeter nur 0,1 Strafpunkte so dass wir mit 2,2 Fehlerpunkten ganz gut leben konnten. Wird ja hier wohl ähnlich gewertet werden!?

Ankunft, Abendessen, Siegerehrung

Mit Nummer 80 gestartet waren wir bereits gegen 16:30 Uhr am Ziel. Vielleicht 10 Autos waren schon an der Schützenhalle. So etwas macht immer stutzig. Wir saßen nun einige Stunden draußen in der Sonne und warteten, bis alle anderen Teams eintrafen – was dauerte. Der Wein war leider ein anderer als letztes Jahr – Ade wohlschmeckender Grauburgunder – jetzt war „fruchtig“ (=süß) bei den Schützenbrüdern angesagt …

Pünktlich um 19:00 Uhr gab es Abendessen. Dieses wurde von einem Caterer angeliefert und war wie in den letzten Jahren sehr gut. Hähnchen in Morzarella-Sauce, Schweinshaxen, Tortellini mit Spinatfüllung und diverse Beilagen. Essen (und auch Teller) waren ausreichend da. Auch das Anstellen ging zügig vonstatten.

Dann die Siegerehrung. Diese begann, nachdem einige Sponsorengeschenke verteilt wurden, gegen 20:30 Uhr. In Arnsberg werden grundsätzlich keine WP-Ergebnisse, Idealbordkarten oder – strecken ausgehängt. Auch gibt es keine Ergebnisliste. Das sollte man wissen, wenn man in Arnsberg fährt.

Die Teilnehmer werden aufgerufen, die mit den meisten Strafpunkten zuerst, die mit den wenigsten am Ende. Dies sorgt für eine gewisse Spannung. Aber, wie kann man mehr als 1000 Strafpunkte haben? Selbst Teams, die ins Ziel gekommen sind, hatten über 300 Punkte!? Nicht nachvollziehbar.

Auch unsere Strafpunktanzahl von 26,3 konnten wir zunächst in keinster Weise nachvollziehen – keine Aushänge. Wir wussten, dass wir um die drei Bordkartenfehler hatten, das wären 9 Punkte. Dann die Abweichung bei der Abstandsmessung von 2,2 Punkten. Die drei GLP waren gut gelaufen, ankommen immer in der Sekunde. Dann kämen von der „Fahren sie 28 km/h“ Aufgabe vlt. noch 1,4 Punkte dazu. Wieso also 26,3 Strafpunkte? Ziemlich bedient fuhren wir nach Hause.

Nachklang

Nach Rücksprache mit der Fahrtleitung und Austausch einiger Emails konnten wir zumindest die Auswertung nachvollziehen. WP 3 – ja das ist die mit „Fahren Sie mit 28 km/h durch die zwei Lichtschranken“ – hat uns unser gutes Ergebnis verhagelt. Hier wurde nicht 0,1, sondern 1 Strafpunkt pro abweichendem km/h gewertet. Somit bekamen wir, allein durch diese, zugegeben seitens des Fahrers nicht gut absolvierte Aufgabe, 14,4 Fehlerpunkt. Wie kann es sein, dass eine einzige Aufgabe einem das ganz Ergebnis verhageln kann? Komplexe GLP werden mit 0,1 Strafpunkten bewertet und dann das hier … Dies steht in keinem Verhältnis zum Rest der Bewertung. Schade, dass so etwas vorkommt. Dass ich grundsätzlich von solchen Turnieraufgaben kein Freund bin, dürfte den geneigten Leser nicht überraschen.

Fazit

Der AMC Arnsberg veranstaltet bereits seit vielen Jahren erfolgreich die Arnsberger Klassikfahrt. Das Niveau hat sich leider in 2024, aufgrund von Schnitzeljagd-Fragen und Turnieraufgaben, in die falsche Richtung entwickelt. Das die WP3 die alles entscheidende Aufgabe war und einem die ganze Auswertung verhageln konnte ist enttäuschend. Die Wertung steht in keinem Verhältnis zu denen der restlichen Prüfungen.

Es wäre zielführend, wenn die Arnsberger zukünftig die Ergebnisse, Musterbordkarten und Musterlösung aushängen würden. Dann wäre die Auswertung wenigstens nachvollziehbar und verständlich und nachgelagerte Rückfragen und Irritationen vor Ort könnten vermieden werden.