Dr. No jagt Gulaschnikow – oder….

Linnenbauer Oldtimerfahrt 2023 – Orientierung in Regen und Nebel

Von Dr. No

Traditionell ist die Anfang April stattfindende Linnenbauer Oldtimerfahrt die erste Veranstaltung im Rahmen des ADAC OWL-Cup Westfalen-Lippe. Bei unserer ersten Teilnahme vor einigen Jahren wurden wir sogar Opfer eines Schneesturmes, bei dem dann auch gleich unsere Orientierungsfähigkeit versagte. Über die Jahre wurden unsere Ergebnisse besser, so dass wir am 15.04.2023 positiv gestimmt den Weg nach Herford antraten. Das Wetter war auch dieses Mal bescheiden, ab 9:00 Uhr war Regen angesagt, bei ca. 8-9 Grad. Kurz vor Herford fing es dann pünktlich an zu tröpfeln. Nach der Ankunft schnell das Auto abgestellt und zum Frühstück ins Casino. Rallyezentrum war erneut der BildungsCampus Herford, eine ehemalige britische Kaserne.

Ankommen

Der Saal war bereits gut gefüllt und man traf schnell einige Bekannte, die man seit dem letzten Jahr nicht mehr gesehen hatte. Zwei Sorten Brötchen, Marmelade, Aufschnitt, Kaffee und vielfältige Teevarianten ließen den Tag angenehm beginnen. Dass es diesmal kein Rührei gab, war zu verschmerzen. Um halb zehn die Fahrerbesprechung. Wofür eigentlich? In Corona brauchte man auch keine und im Grunde ist alles in den Durchführungsbestimmungen klar beschrieben. Interessanterweise werden aus dem Plenum immer wieder die gleichen Fragen gestellt, die man sich auch bei gründlichem Lesen hätte selbst beantworten können. Im Fahrerbrief hervorragend gelöst, die Beispiele für das Aufschreiben der Ortseingangsschilder. Der erste Buchstabe des Ortsnamens war gemeint und in den Beispielen rot eingekringelt. So soll es sein. Ansonsten galt es den Weg auf Basis von Pfeilen, Strichen und Punkten zu finden. Insgesamt standen zudem 10 teilweise kombinierte Zeitprüfungen an.

Um 10:01 Uhr wurde gestartet, knapp 90 Teams unterteilt in Sportler, Touristen und Wanderer. Mit Startnummer 24 waren wir bei den Touristen relativ weit vorne und starteten an Position vier.

Es handelte sich um die erste Veranstaltung mit unserem neuen BMW 1602 und somit der Härtetest für das Fahrzeug, den er, und dass sei vorweg erwähnt, mit Bravour bestand. Der Wagen, ein italienischer Re-Import, ist seit Ende März fertig. Ein Jahr hat der Aufbau gedauert, da er beim Kauf teilzerlegt war.

Rallye

In der Vergangenheit ging es oft mit einer zweifachen Wertungsprüfung auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne los. Diesmal konnten wir uns entspannen und auf die Rallye einstellen, bis wir an einer 30/60-Prüfung ankamen. Interessant, dass es hier kein gelbes Schild gab, von dem man hätte losfahren müssen. Die Strategien der Teilnehmer waren somit sehr unterschiedlich. Bei Regen ging es weiter. Aufgrund des schlechten Wetters war das Genießen der Landschaft nur bedingt spaßig. Wir fuhren in Richtung Senne und zwar nach Augustdorf. Hier startete in den letzten beiden Jahren die Westfalen Lippe Fahrt. Kurios, die nächste Herausforderung, eine zwei Minuten Wertungsprüfung fand im gleichen Gewerbegebiet, wie die GLP der Westfalen Lippe Fahrt statt. Unglücklich, dass hier die Sportler, wie auch die frühen Touristen, offensichtlich die gleiche ZK-Zeit hatten. Zu allem Überfluss meinte der Wagen mit Startnummer 26, der zwei Minuten nach uns gestartet war, in der ZK zu überholen. Offensichtlich fehlte es dem Rolls Royce, bzw. seinem Fahrer, an Erfahrung, wie ein Blick auf das Gesamtergebnis belegt.

Die Herausforderung bei WP2 bestand in der grünen Flagge direkt im Anschluss, denn das bedeutete eine spontane (geheime) 10 Sekunden Prüfung.

Weiter ging es durch den Regen. Kurz vor der Mittagspause folgte noch eine kombinierte ein und vier Minutenprüfung. Mit ca. 15 Minuten Vorzeit waren wir die ersten, die die Pause erreichten. Diese fand in Verl bei der Firma rabrin statt. rabrin ist spezialisiert auf die Herstellung von Türen, Toren und Sonnenschutzsystemen. Ein schönes Gebäude mit freundlichem Empfang und einer echten Gulaschkanone. Die Betreiberin von „Gulaschnikow“ war äußerst freundlich und gut aufgelegt. Sie kredenzte zu Erbsensuppe, Bauerntopf und veganer Kartoffelsuppe selbst gebackenes Zwiebelbrot. Sehr lecker. Mit Gewalt musste ich von einem Nachschlag abgehalten werden. Dafür konnte ich einen Insider-Kaffee ergattern.

Dann brach Hektik aus, denn die Bordkarte war erforderlich – obwohl die Startzeit bereits voreingetragen war. Alle Teilnehmer liefen zum ca. 150 Meter entfernten Parkplatz, um dann zurück in den Empfangsraum von rabrin zu eilen, um das Bordbuch für die zweite Etappe zu ergattern.

Nun ging es weiter. Gerne erinnern wir uns an die beiden kleinen im „M“ von Schwarzenmoor versteckten Striche bei der OT-Fahrt 2019. Wir suchten also jede Karte nach Ministrichen oder Punkten ab, doch – es gab keine. Somit war die Stecke gefühlt einfach. Und doch, der erste Schock kam bei der Erbsensuppe. In Aufgabe 7 war in einem weißen Feld die Reihenfolge der zu fahrenden Pfeile angeben: Pfeil 3 war zweimal zu befahren. Das hatten wir natürlich prompt übersehen. Ok, ein Fehler kann man sich i.d.R. in Herford leisten. Dass dieser jedoch zwei fehlende Kontrollen nach sich ziehen würde, gehört dann zur unerfreulichen Wahrheit.

Weiter ging es. WP 4 bestand aus einer kombinierten 2 und 3 Minuten Prüfung. Grundsätzlich können wir mit unseren Zeiten zufrieden sein. Die Technik funktionierte zuverlässig und auch der Fahrer hatte alles einigermaßen im Griff. Dann ging es am Safari Park in Schloss Holte-Stuckenbrock vorbei. Im Gewerbegebiet Augustdorf erneut eine 2 Minuten kombiniert mit einer 10 Sekunden Prüfung – diesmal angekündigt.

Die Sache mit dem Rolls und dem „E“

Kurz nach einer erneuten 30/60 Prüfung lag zur Rechten, hinter einem Wall versteckt, eine Stempelkontrolle. Vier vor uns fahrende Autos schossen vorbei. Wir holten unseren Stempel und weiter gings. Drei Fahrzeuge kamen uns entgegen und einer – der Rolls – wartete, so schien es zumindest, an der nächsten Kreuzung und folgte uns. Da ich leider zu Hause nicht vollgetankt hatte – Fehler – und die Tanknadel schon den roten Bereich erreichte, begaben wir uns kurzfristig auf Tankstellensuche. Laut Durchfahrtsbestimmung durfte man eine ZK maximal 10 Minuten zu spät anfahren, ohne Strafpunkte zu kassieren. Also sollte das mit dem Tanken funktionieren. Natürlich mussten wir in Ehrsen von der Idealstrecke abweichen, um die nächste Tankstelle zu erreichen. Das Auto der englischen Luxusmarke folgte uns unbeirrt – 3 km weit. Als wir tankten, wartete er an der gegenüberliegenden Kreuzung, ich dachte schon, bis wir mit Tanken fertig wären … Doch dann machte er sich auf den Weg, fuhr zur Wende über die Tankstelle und trollte sich. Als wir die Stelle erreichten, an der wir links auf die Idealstrecke zurückfuhren, kam uns der Rolls Royce entgegen und schon war er wieder hinter uns.

Tja, und dann war da noch das „E“ im Warndreieck. Es gibt keine Beweise bzgl. seiner Existenz – wir haben es nicht gesehen – deshalb auch kein Foto. Eine der Magnus Korff-Spezialitäten – hat mal wieder funktioniert.

Es ging Richtung Bismarckturm, Höllenstein. Einige schöne Kurven und den Berg hinauf. Hier erwartet uns zur Abwechslung Nebel. Das Wetter hatte sich nicht wirklich verbessert.

Das Highlight kam zum Schluss, Kartenaufgabe 18. Auf einem Hof mussten verschiedene Punkte und Striche angefahren werden. Den Weg hatten wir schnell raus. Der Punkt hinter dem Dreieck, kurz vor ZK 5, war von links anzufahren. Somit war beim Verlassen des Hofes erneut der Punkt von links zu nehmen, denn Geradeaus wären wir einer unerlaubten Gegenläufigkeit erlegen. Alles gut funktioniert. Noch den Stempel von ZK 5 mitnehmen und weiter ging es, geradeaus rechts – nein. Auch hier ein kleines Stück Gegenläufigkeit. Also links herum. Nach hundert Metern auf der rechten Seite eine Stempelkontrolle. Alles richtig gemacht.

Finale

Gegen 17:15 Uhr erreichten wir das Ziel. Wieder im Casino gab es zunächst kalte Getränke. Nun begann das Warten. Vor dem Abendessen hingen bereits die Musterbordkarten und Musterlösungen der Vormittagsetappe aus. Um 19:30 Uhr, wie angekündigt, Abendessen. Schnitzel oder Geschnetzeltes mit Beilagen. Außerdem ein reichhaltiges Salatbuffet und Nachtisch. Auch ein vegetarisches Gericht war im Angebot. Nicht schlecht!

Dann dauerte es. Irgendwann hingen die Ergebnisse der WPs. Mit insgesamt 6,75 Sekunden bei 10 Lichtschranken konnten wir wirklich zufrieden sein. Die Ergebnisse ließen weiter auf sich warten. Dann kamen erst die Wanderer, die Sportler und zum Schluss die Touristen – um 21.35 Uhr. Um zehn konnte die Siegerehrung beginnen.

Am Ende hatten wir drei Fehler zu verzeichnen, die beiden wegen des verpassten Pfeils Nr. 3 und natürlich das besagte „E“.

Mit 0,67 Sekunden pro Lichtschranke konnten wir, was die Zeiten anbelangt, zufrieden sein.

Mit unseren dann doch 21,75 Punkten belegten wir den dritten Platz in Klasse 9. Diese, wie auch die Gesamtwertung, gewann Team Elges auf Triumph TR6. Das einzige Team mit 0 Fehlern auf der Bordkarte.

Fazit

Wieder eine hervorragend organisierte Ausfahrt. Top Location, top Verpflegung – Gulaschnikow war der Knaller – kompetente und freundliche Helfer. Mit 200 km allerdings eine ziemlich lange Strecke. Und dann, das Wetter …. Hier hatte der Veranstalter natürlich keinen Einfluss drauf. Am Besten gefiel mir die Aufgabe auf dem Hof Sundern. Diese war ganz hervorragend gemacht.

So schön es ist, abends bei Bier und Schnitzel zusammen zu sitzen, um so lähmender ist die Warterei auf die Ergebnisse. Natürlich, bei anderen Veranstaltungen wartet man wesentlich länger als in Herford und doch hätten wir uns über eine zeitigere Siegerehrung gefreut. Schließlich hatten bereits mehr als 2/3 der Teilnehmer die Lokalität verlasen und vor uns lagen noch eine Stunde fünfzehn Minuten Heimfahrt.

Dennoch, ein äußerst gelungener Auftakt in die Saison 2023.

PS: Dass ein anderer Teilnehmer seine Frau an einem Kreisverkehr aus dem Auto geworfen hat, halten wir für ein übles Gerücht.

Der Fahrtleiter hat freundlicherweise im Nachgang zwei Beweisfotos zum „E“ zur Verfügung gestellt. Es war also tatsächlich real… 🙂