VERANSTALTUNG
7. Internationale ADAC Classic Rallye Ahaus
ACA Automobilclub Ahaus im ADAC e.V.
13.05.2023
TEAM
André Behrensdorf / Frank Schäfer
auf
Mercedes-Benz W201 190E 2.5-16
Teilnahme in der Klasse „Sportlich“
TEILNEHMER-BERICHT
Organisation (vor und während der Veranstaltung)
Die Organisation vor der Fahrt war hervorragend. Der ACA hat nicht nur eine gut gepflegte Internetseite, wo alle Informationen rechtzeitig zur Verfügung standen. Hier gab es auch vorab schon das Programmheft als PDF-Download. Die Nennbestätigung kam rechtzeitig per Email. Vor Ort am Schloss haben die Damen des ACA die Papierabnahme sehr charmant bewerkstelligt. Unterwegs gab es an allen ZK und GLP ausreichend kompetentes Personal. Überall freundliche Helfer. Der Start in der Fußgängerzone in Ahaus ist hingegen sehr holprig von statten gegangen. Es gab technische Probleme und daher wurden die Startzeiten verändert. Hier gab es nur mündliche Hinweise, die Bordkarten blieben unverändert. Das sollte später bei der Auswertung noch Folgen haben. Wir hatten Startnummer 15 und als wir kurz vor dem Start waren, drohte der gelbe ADAC Bogen einzustürzen. Zwei Mann mussten eingreifen. Dazu kamen viele Passanten. Alles sehr wuselig und unübersichtlich, dann noch eine Schlauchprüfung. War mir alles etwas zu viel auf zu engem Raum. Die Einweisung und Begleitung bei der Mittagspause und auch beim Zieleinlauf war wieder ganz hervorragend. Insgesamt TOP, am Start hat der ACA allerdings geschwächelt.
Note: 2+
Strecke
Die Strecke führte uns von Ahaus aus nach Metelen und fast bis nach Ochtrup. Dann zurück über Heek wieder nach Ahaus. Nach der Mittagspause gab es eine weitere, aber kürzere, Schleife über Asbeck nach Schöppingen und zurück. Wie gewohnt, ging es durchweg über kleinste Strassen und Wege durch eine landwirtschaftlich geprägte Gegend. Auf der einen Seite sehr schön, auf der anderen Seite aber auch mit diversen Treckern, Landmaschinen, Fahrradfahrern und Pferdefuhrwerken bevölkert. Auch sah mal wieder alles irgendwie gleich aus. Feld, Wald, Wiesen. Die Streckenfindung war auch so „an sich“ schon recht anspruchsvoll. Der Straßenzustand war insgeamt so la-la, es gab einige Staub- und Schotterabschnitte. Dazu auch Überführungsetappen.
Note: 2
Roadbook
Bei den Fahrtunterlagen gibt sich der ACA keine Blöße. Geheftete Roadbooks für die Vormittags- u. Nachmittagsetappe. Dazu ebenfals geheftete Fahrunterlagen (Regeln/Fahrerbrief). Die Darstellung der Karten war gestochen scharf, so dass auch die kleinen schwarzen Punkte im Grunde gut erkennbar waren.
Note: 1
Aufgabenstellung
Wir sind in der sportlichen Wertung gefahren, also war mit gehobenem Anspruch zu rechnen. In Ahaus zeigt sich dieser in auf den ersten Blick recht „einfach“ gestalteten Kartenskizzen, die aber en detail sehr anspruchsvoll sein können. Die kürzeste Strecke will immer beachtet werden, zudem Einbahnstrassenprinzip. Kreuzen ist in Ahaus jedoch erlaubt. Und: Punkte immer auf der zweitkürzesten Strecke anfahren. Als besondere Neuigkeit mussten dieses Jahr durchfahrene Kreisverkehre auf der Bordkarte mit einem „+“ eingetragen werden. Zudem war das Kreuzen der Autobahn A31 zu notieren. Auf den ersten Blick eine unnötig stressige Sache, die aber unterwegs eher für eine positiv zu verstehende Auflockerung sorgte.
Neben den „normalen“ Kartenskizzen gab es eine Grenzannäherung und eine Fischgräte. Diese hatte mit insgesamt 23 Aufgabenteilen einen beeindruckenden Umfang. Leider gab es im Bereich der Fischgräte auch eine später intensiv diskutierte Stelle. Dort war die Strecke erkennbar manipuliert und nicht mehr doppellinig. Hier haben wir zu lange überlegt und probiert. Die Zeit tickte, einmal den Selbststempler nehmen, danach war ein Anschluss der Aufgabenteile 9 und 16 für mich nicht mehr möglich.Wie wir nachher erfuhren, war das gar nicht so gemeint ?!?! Die Manipulation war von selber entstanden oder noch vom Vorjahr platziert….? Jedenfalls hat uns diese Ecke viel Zeit gekostet.
Die Aufgabenstellungen waren ansonsten wirklich gut gemacht. Gerade die Nachmittagsetappe sah zunächst recht einfach aus, hatte aber doch einige potenzielle Gegenläufigkeiten zu bieten. Ganz großes Ori-Kino war die Geisterstrasse in Etappe 2, Abschnitt 5, Seite 8. Hier hatte der Fahrtleiter einen ganzen Strassenabschnitt wegretuschiert. Aber, einmal befahrene Strecken gelten im weiteren Verlauf als vorhanden. Um eine Gegenläufigkeit zu vermeiden, musste man also diese in der Karte nicht vorhandene Strasse fahren. Dafür gab es dann einen Vermerk am Selbststempler 2. Auch die übrigen Finten und Fallen waren präzise angelegt und ökonomisch ausgestaltet. Mit relativ wenig Kontrollen wurde viel gemacht.
Note: 1-
Wertungsprüfungen
Bei der ori-lastigen sportlichen Gruppe spielen die WP´s eine eher untergeordnete Rolle. Es sollte insgesamt 6 GLP geben, davon zwei 30/60-Prüfungen. Eine dieser Prüfungen musste aus technischen Gründen gestrichen werden. Gerade die Lang-WP war gut gemacht (5:55 Minuten durch ein Gewerbegebiet). Die WP 1 ist jedoch verunglückt: Direkt am Startbogen gab es eine Schlauchprüfung. Zur Startzeit sollte man den Schlauch möglichst exakt treffen. Soweit, so gut. Zuschauergewusel inklusive. Start nach Funkuhr. Kurzfristig bekamen wir mündlich eine neue Startzeit. Statt 10:30 Uhr nun 10:33 Uhr. Der ADAC Startbogen schwankte bedrohlich … dann nochmal plus 1 Minute. Am Ende hatten wir in der WP 1 eine Abweichung von fast 3 Sekunden. Nicht sehr glaubwürdig. Anderen Teams ging es ähnlich. Eine WP in der Innenstadt müsste ich auch ehrlich gesagt nicht nochmal fahren.
Note: 2-
Verpflegung und Ambiente
Wenn man schon öfters in Ahaus mitgefahren ist, dann gewöhnt man sich dran: Das Ambiente am Schloss ist sensationell. Nirgendwo kommen die schönen Oldtimer besser zur Geltung. Auch das Flair in der Innenstadt/Fußgängerzone ist klasse. Fast wie ein Oldtimertreffen. Frühstück und Abendessen im moderen Kulturquadrat, wobei jegliche Kaltgetränke gesondert bezahlt werden mussten. Die Mittagspause war in der Halle einer Autovermietung in einem Gewerbegebiet. Klingt komisch, war es aber nicht. Auch hier sehr freundliche Menschen, liebevoll gedeckte Tische und netter Service. Es kommt halt auch immer drauf an, was man draus macht.
Note: 1
Auswertung und Ergebnisaushang
Jetzt kommen wir, leider, zu einem ganz düsteren Kapitel der 7. Classic Rallye in Ahaus. Um es kurz zu machen: Zielankunft ca. 17 Uhr – Siegerehrung um ca. 23 Uhr. Das sind sechs Stunden. Wir waren noch im Eiscafe am Ziel, dann im Kulturquadrat zum Essen. Aber dann…? Die WP-Ergebnisse und Musterbordkarten hingen zeitig, so dass man sich ein Bild seiner eigenen Leistung machen konnte. Dann aber passierte lange nichts. Die Wertungslisten wurden (mehrfach) ausgehängt und (mehrfach) schnell wieder abgehängt. Zu viele leicht erkennbare Unplausibilitäten. Ein Beispiel: Die WP 5 wurde für alle TN neutralisiert, wegen Defekt. Ein Team bekam hier jedoch 5 Strafpunkte (alle anderen null). Bei den Touristen waren im ersten Aushang offenbar auch nur ca. 50% der TN aufgelistet. Der Rest… vergessen?
Was mich besonders gestört hat: Stundenlang blieben die Teilnehmer im Saal sich selbst überlassen. Es gab seitens des Veranstalters keinerlei Hinweise zum Stand der Auswertung etc. Alle wie vom Erdboden verschluckt. So konnte man seine Fragen nicht adressieren, was zu zusätzlichem Frust führte. Wenn man die Teilnehmer einer solchen Fahrt schon über 5 Stunden auf die Siegerehrung warten lässt, dann wäre ein wenig Betreuung und „Kümmern“ hilfreich.
Die unplausiblen Ergebnisse der WP1 wurden trotz mehrfacher Hinweise stur gewertet. Wir hatten somit eine Differenz von 2,97 Sekunden. Anderen Teams erging es ähnlich. Dann gab es noch eine Fahrtleitermarkierung, die deutlich zu sehen war, aber (haha, man kennt das) nicht so gemeint war. Dazu die Argumentation: wäre so aber nicht lösbar gewesen, oder: die Meisten hatten das aber anders als ihr. Auf diesem Niveau eine Auswertung zu betreiben, finde ich nicht angemessen.
Note: 5
Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung
Angesichts der Umstände hätte der Veranstalter irgendwann die Reissleine ziehen sollen, um die Veranstaltung mit ein paar warmen Worten zu beenden. Fehler können passieren, die Frage ist, wie man damit umgeht. Hier wurde die Sache bis zum bitteren Ende um 23 Uhr durchgezogen. Wieviel Publikum war noch da? Bitte Bild unten anschauen. Ich finde, das ist schade. Nicht nur für die frustrierten Teilnehmer, sondern vor allem für die vielen Helfer, die sich so engagiert haben. Am Ende eines gelungenen Tages machen die Entscheidungen und (Nicht-)Handlungen einiger Weniger so viel kaputt. Es gab recht wenige Kontrollen und auch wenige Zeitprüfungen. Und nach meinem Verständnis ist der ACA mit der Durchführung einer solchen Fahrt durchaus vertraut. Warum es am Ende dann doch diese Auswertungsprobleme gab, das erschliesst sich mir nicht..
Note: 5
FAZIT
Es fällt mir schwer, ein einheitliches Fazit zu ziehen. Die Fahrt an sich war sehr schön und professionell gemacht. Die Strecke gut und detailliert bzw. trickreich ausgewählt, das Wetter sehr gut, die Helfer immer sehr freudlich. Aber, die Auswertung eine kleine Katastrophe und vor allem gab es dazu keine Kommunikation. Das Problem mit der WP1 hätte man doch lösen können. Stichwort: Neutralisation. Eine Siegerehrung um 23 Uhr vor gefühlt ca. 10 Anwesenden hat diese Veranstaltung nicht verdient. Daher mein expliziter Dank an die Fahrtleitung sowie die freundlichen Helfer für diesen Tag. Die Verantwortlichen für Auswertung und Kommunikation sollten aber vielleicht einmal selbstkritisch in sich gehen.
Gesamtnote: 3-
IMPRESSIONEN
AUFGABEN
23 Aufgabenteile in einer Fischgräte sind schon eine Hausnummer. Diese hier in Ahaus ist mir auf den Magen geschlagen. Ich brauchte ca. 30 Minuten, um wieder bessere Laune zu bekommen.
Das lag auch daran, dass eine offensichtliche Fahrtleitermanipulation „nicht so gemeint war“. Die Unterbrechung der Doppellinigkeit an dieser Stelle war aber so eindeutig, dass ich das für die Lösung der Strecke nicht mehr in Frage gestellt habe. Eine Art von „Mehrheitsprinzip“ sollte an dieser Stelle sowieso nicht gelten (Wo die Mehrheit der Teilnehmer gefahren ist, da ist richtig).
Super trickreich gemacht: die Sache mit der Geisterstrasse. Gegenläufigkeit gepaart mit „Wege die befahren sind, gelten auch in nachfolgenden Aufgaben als befahrbar“. Hier waren die kleinen grauen Zellen gefragt.
Es gab insgesamt 6 Sollzeitprüfungen. Diese waren gut gemacht, hatten aber keinen Einfluss auf das sportliche Gesamtergebnis.
Zudem: WP1 ergab in Teilen unplausible Ergebnisse, eine Aufklärung gab es nicht
WP5 war defekt und wurde nicht gewertet.
Insgesamt hat damit der Ori-Charakter dominiert, was ich auch OK finde.