Am 07. Mai 2022 ging die Oldtimer-Rallye „Rund um Oelde“ zum inzwischen 18. Mal an den Start. Nach einem Ausfall- und einem Kontaktlos-Jahr konnte dieses Mal die traditionelle Variante mit Marktplatz-Start, Zuschauern, Frühstück, Kaffeepause, Abendbuffet, etc. starten. Dieses Angebot wurde dankbar angenommen. 120 Anmeldungen wurden verzeichnet, darunter sehr viele bekannte Namen. Auch der AC Oelde wollte sich dieses Mal im Oldtimerwandern (eingetragenes Markenzeichen des ADAC) versuchen. Aber, es gab fast keine Nennungen und so wurde diese Klasse wieder eingestampft. Nun könnte man böse sagen: die touristische Klasse in Oelde ist ja so eine Art Oldtimerwandern mit GLP zwischendurch. Letztes Jahr war in dieser Klasse so wenig passiert, das dies ein Grund für mich war, dieses Jahr sportlich anzutreten (nicht nur in Oelde). Insgesamt waren 20 Sportler am Start. Als weitere Premiere kam hinzu, dass mein Fahrer Ralph in Oelde überhaupt erst zum aller ersten Mal an einer Oldtimerrallye teilnahm. Dazu hatten wir eine Woche vorher aber das Lichtschrankentraining besucht. Startnummer 13 – war das nun unsere Glückzahl?

Punkt 08:30 Uhr trafen wir uns auf dem Ausweichparkplatz in Oelde, um dann um 08:58 in den „Parc Fermé“ Bereich einzufahren. Hier herrschte etwas Hektik, da die Einweiser_innen extrem penibel auf die Zeiten achteten. Obwohl der Parkplatz dort total leer war, wollte man/frau uns wg. 3 Min. Vorzeit wieder weg schicken. Das haben wir geflissentlich ignoriert und konnten danach bis recht weit nach vorne an den Startbogen vorziehen. Jetzt gab es ca. 1 Stunde Zeit für Aufrödeln und Frühstücken. Dann, 09:58 Uhr gab es das Streckenbuch an das Fahrzeug gebracht. Insgesamt 7 Fahrtabschnitte, dazu 7 GLP, wobei am WBV-Gelände wieder 3 Runden zu fahren waren (jede Runde zählt hier als eigene Prüfung). Die Anweisungen im Fahrauftrag waren sehr schlank gehalten: Einbahnstrassensystem in E1 und E2, Kreuzen verboten, amerikanisches Abbiegen erlaubt, Fahren nach Karte. Also sehr übersichtlich und nicht wie bei manchen Ories seitenlange Regeln (B58 nur nach rechts abbiegen, Pfeile dürfen tlw. gegenläufig befahren werden, bei Bauernhöfen nur links abbiegen, etc.). Bekannt in Oelde sind die exzessiven Schleifen sowie die maximale Gefahr, eine kürzeste Strecke zu übersehen. Letzteres ist meine Schwäche und so hatten ich auch großen Respekt vor den Aufgaben in der sportlichen Klasse.

Mein Fahrer hatte auch großen Respekt vor den GLP. Punkt 10:13 Uhr mussten wir diese Startzeit möglichst exakt unter dem Startbogen treffen. Einiges Publikum, ein Sprecher mit Mikro und Gewusel. Kurz läuft noch ein Fahrradfahrer durch die Prüfungsanordnung. 3-2-1-ab… Und.. das war nix. Klare Form von Nervenflattern. Aber immerhin das Prinzip verstanden. Dann ging es direkt weiter zum WBV Rundkurs. Bei der Einfahrt in das Gewerbegebiet dann das erste OE-Schild. Oelde mit Unterstrich. Locker dran vorbei gefahren. Beifahrer: War da was? Fahrer: Hä? Beifahrer: Ortseingangsschild! Fahrer: Äh, ja. Garnicht so einfach, direkt bei einer sportlichen Veranstaltung in den eingeschwungenen Zustand zu kommen. Von null auf hundert. WBV Rundkurs wie immer eine klasse Nummer. Zum Glück hatten wir hier in der Vorwoche schon geübt und wussten so, was auf uns zukommen. Gefühlt 2 von 3 Runden gut absolviert und weiter ging es in die Orientierungsetappe.

Für diese hatte sich Fahrtleiter Carsten Winkler direkt das erste Schmankerl ausgedacht. Eine Fischgräte mit insgesamt 20 Aufgabenteilen. Zu beachten war der Zusatz: „Fischgräte nach Karte – nur doppellinig durchgängige Strassen (auch aus dem Kartenausschnitt hinauslaufend) und unter Berücksichtigung der Einbahnstrassenregelung“. Dieser Hinweis war extrem wichtig. Denn es waren nur die Kreuzungen eingezeichnet, bei denen man eine Wahl hatte, wie man fährt. War die Fahrtrichtung durch EBS-System oder Kreuzungsverbot eindeutig vorgegeben, fehlte an dieser Stelle der Fischgrät. Gleiches galt auch für doppelinige Strassen, die aber im weitere Verlauf einlinig wurden oder ins Nirgendwo verliefen. Das war ganz schön fies. Hinzu kam ein merkwürdig blasses Kartenbild, fast als ob überall eine Art Filter über die Karte gelegt worden wären. Nur: die roten Striche und sonstigen Beschriftungen war klar und fett gedruckt wie immer. Offenbar eine weiter Finte des Fahrtleiters. Wie sollte man so die klitzekleinen Feinheiten erkennen? Also erstmal Lupe raus. Am Ende war die Fischgräte nicht ganz so schwierig wie in der rheinischen Kaiserstadt und ganz gut lösbar. Aber, dafür brauchte ich schon Zeit, Zeit und nochmals Zeit. Gut gefiel mir auch die Fischgräte durch den Kreisverkehr. Chapeau. Ende dieser Aufgabe war dann im nach wie vor imposanten Amazon Gelände.

Danach folgte die Art von Ori-Aufgabe, die ich in Oelde erwartet hatte. Ausschließlich Aufgaben mit Strichen – keine Pfeile, keine Punkte. Immer auf kürzeste Strecke achten. Im Notfall (und den hatten wir oft) ausmessen, überlegen und ggf. nochmal ausmessen. Jüngst ist leider viel zu früh der Elektronikaltmeister Klaus Schulze verstorben. Von dem gibt es ein Stück „I loop you schwindelig“ (CD Live @ Klangart Osnabrück). So ungefähr ergeht es den Sportlern in Oelde. Schleife für Schleife, gerne auch mal länger.


Es folgten weitere Schleifenaufgaben, wobei uns immer wieder auffiel, wie wenig Baumaffen am Wegesrand standen. Ein ums andere Mal fragten wir uns dann, ob wir noch richtig unterwegs sind. Gleichwohl gab es wie in den Vorjahren ein sehr hohes DK-Aufkommen. Oftmals auch mehrfach. Mr. Kiss war auch wieder am Start!

Der Vorteil: Wenn man hier in Oelde einmal diese Vorliebe des Fahrtleiters verstanden hat, dann kann man damit umgehen. Das macht es nicht unbedingt einfacher, aber verlässlicher. Es gibt kein 50/50 Gerätsel, was denn nun gemeint sein könnte. Seite für Seite ging es nun in diesem Stil durch die wunderschöne Landschaft im süd-östlichen Münsterland. Viele nette Zuschauer am Strassenrand, zum Teil mit Biertischen und Winke-Winke. Nur an einer Stelle hatte griesgrämige Landbevölkerung eine rote Kiste mitten auf die Strasse gestellt und erfreute sich an der eigenen schlechten Laune…

Inzwischen waren wir auch ganz gut eingefahren und hatten unseren Takt gefunden. Allerdings tickte auch die Uhr runter. 128 Minuten für den ersten Abschnitt. Erkennbar bekamen wir ein Zeitproblem. Nach der Durchfahrt des wunderschönen Ortes „Bad Waldliesborn“ folgte noch eine etwas zähe Überführungsetappe zur ZK nach Lippstadt. Hier fielen uns zum ersten Mal andere Teinehmer auf, sowohl sportlich, als auch touristisch, die offenbar die Ruhe weg hatten und auch keinen Millimeter Asphalt frei geben wollten für Teams wie uns, die erkannbar ein Zeitproblem hatten. Die vielen Ortsdurchfahrten taten hier ihr übriges. Und so erreichten wir das Mercedes Autohaus Sternpark (ZK) mit 10 Minuten Verspätung. Keine Verschaufpause und direkt in die 36 Sekundenprüfung. Einmal rund um den Block. Wie wir nachher erst erfuhren, schafften wir hier eine Zeit mit nur 0,04 Sekunden Abweichung. Das ist natürlich mehr als sensationell, aber in dem Moment waren wir einfach nur schweissnass und froh, wieder 82 Minuten Zeitvorrat zu haben.

Nach ca. 140 Kilometern erreichten wir die Kaffeepause am Drostenhof in Oelde. Vorher hatte es noch eine ZK gegeben, bei der die Schlange der Fahrzeuge nicht wirklich zur engen Strasse passte. Das könnte man besser organisieren. Hier fuhren wir nur 2 Minuten Verspätung ein, aber auch hier wurden wir auf engen Strassen von anderen Teilnehmer blockiert, die stoisch ihr gemütliches Tempo fahren, ich sag mal, fast schon autistisch. Das betrifft auch Sportler, bei denen ich nicht verstehen kann, wie man bei erkennbarer Zeitüberschreitung weiterhin so gemächlich rumkurvt. Nicht wahr, Herr Prof. Nirwana?

Zurück zum Drostenhof. Hier gab es eine heiss ersehnte Stärkung mit leckerem Kuchen sowie koffeinhaltigen Heiss- und Kaltgetränken. Normal bin ich nicht so der Tortenesser. Aber jetzt brauchte es doch dringend Zucker fürs Gehirn. Die 60 Minuten Pause vergingen schnell mit launigen Gesprächen und dem bekannten Fachgesimpel.

Restart um 15:27 Uhr in die kürzere Nachmittagsetappe im bekannten Stil. Am Ende lauerte auf Seite 18 eine weitere Fischgräte, die aber nicht ganz so anspruchsvoll gestaltet war. Aufgabe Nr. 21 hatte es dann aber noch einmal in sich. Ganz viele Aufgabenteile – nur Striche – bei denen die richtige Reihenfolge gefunden werden musste. Auch das Ziel erreichen wir somit nur mit Ach und Krach in der vorgegebenen Sollzeit.

Juchhu, geschafft. Nun gab es erstmal keinen Sekt, sondern ein ortstypisches Potts Bier. Abrödeln, trocken werden und dann hingen auch schon die ersten Zeitergebnisse im Bürgerhaus. Nun zeigte sich, wie wir uns geschlagen hatten. Bei den GLP gar nicht mal so schlecht. WP 1 und 7 leider daneben. Der Rest aber gut bzw. extrem gut. Auch die WBV Runden waren gelungen. Und das als Fahrer bei der ersten Rallye überhaupt! Im Festsaal trafen immer mehr Teilnehmer ein und man konnte das Buffet plündern. Gutes Essen und gute Getränke in Oelde wie immer all inclusive. Top. Die Ergebnisse der Sportler hingen recht früh. Die Ergebnisaushänge bei den Touristen dauerten. Und wurden auch mehrfach korrigiert. Die „Sache mit dem E“ wurde intensiv diskutiert und erhitzte die Gemüter. Am Ende blieb der Fahrtleiter bei seiner Variante (war nicht so gemeint), die fraglichen Kontrollen wurden aber neutralisiert. Ich verweise hierzu auf die Seiten 90-92 in einschlägigen Büchern…

Wie dem auch sei, in der sportlichen Klasse erreichten wir auf Anhieb null Fehler in den Orientierungsaufgaben. Hammer, damit hätte ich nicht gerechnet. Und auch die GLP waren so gut, dass wir noch zwei Sachpreise für 2mal beste GLP in Empfang nehmen durften. Allerdings hatten wir auch etwas mehr Zeit als die echten Profis gebraucht und landeten so weg. der ZK Punkte auf Platz 3 in der Klasse sowie Platz 6 gesamt. Ein Top-Ergebnis. Gerade auf die null Fehler in der Bordkarte bin ich echt stolz. Bei den Touristen zeigte sich, trotz angeblich „schwererer“ Aufgaben ggü dem Vorjahr das bekannte Bild. Auf den ersten ca. 20 Plätzen durchweg null Fehler in der Bordkarte. Dann entscheidet sich alles nur über die GLP-Ergebnisse. Also, auch daher genau die richtige Wahl getroffen mit der sportlichen Klasse.

Da sich der Veranstalter penibel an die 30% Pokale je Klasse Regel hält, gingen wir mit Platz 3 leider pokaltechnisch leer aus. Auf der anderen Seite wurde in Klasse 11 mit genau einem Team noch ein Pokal vergeben. Diese meine Namensvettern waren somit gleichzeitig Erste und Letzte der Klasse. Macht sowas Sinn? Ich denke: nein. Es sollte konsequent Platz 1 bis 3 geehrt werden. Nicht mehr und nicht weniger. Gegen 22:30 Uhr konnten wir dann die Heimreise nach Bönen bzw. Münster antreten. Zufrieden, aber auch etwas müde. Ein langer Tag: 18 Stunden unterwegs!

Fazit:

In jeder Hinsicht gelungene sportliche Premiere. Höchst professionelle Organisation, schönes Ambiente, beste Verpflegung. In Oelde gibt es Stil statt Autohaus-Bierzelt-Schnitzel-Ambiente. Klares, gutes, Roadbook – allerdings sehr blasse, fast nebelige Karten. Das müsste nicht sein. Sehr schöne Streckenführung und auch gute GLP-Wertungen. Wir haben es nicht bereut, bei den Sportler mitgefahren zu sein. Gerne kommen wir wieder nach Oelde!

Von manchen anderen Teilnehmern erwarte ich mir einfach mehr Rücksicht und faires Verhalten. Wenn ich erkenne, dass hinter mir ein anderes Team schneller fahren will bzw. muss, weil es Zeitnot hat, dann mache ich Platz und schaukele nicht munter lustig weiter. Auch halte ich nicht mitten auf der Strasse an, um die Karte zu studieren. Sowas geht gar nicht!