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Zu meiner Zeit bei der Bundeswehr galt folgende Regel: Wenn man sich über einen Vorgesetzten beschweren wollte, dann durfte man das tun. Aber man musste vorher mind. eine Nacht darüber schlafen.

In diesem Sinne folgt nun mein Bericht zur Hagen Klassik in der sportlichen Kategorie.

„Hagen war immer schon anders“ – Diesen Satz habe ich während und nach der Rallye von verschiedenen Teilnehmern immer wieder gehört… Und damit war nicht der Ort Hagen gemeint, sondern schon die Hagen Klassik, die als „Internationale Hagener Oldtimer Rallye“ mit dem Slogan „Erfolg wird wiederholt.“ zum 36. Mal vom Gelände der Fernuni aus an den Start ging. Das ist schon sehr selbstbewusst. International? Nunja, die Fahrzeuge kamen tatsächlich aus aller Herren Länder.

Die Hagen Klassik hatte wg. Corona und Unwetterkatastrophe 2 Jahre pausiert und fand jetzt wieder in der klassischen Form statt, d.h. ohne Kontaktloselemente. Dazu zählte auch ein Zeitplan, der das Eintreffen der Teilnehmer mit Papierabnahme ab 7 Uhr morgens vorsah. Für mich ein Unding, denn viele Teilnehmer reisen ja von weiter weg an (Stichwort: International, da ist dann auch Ostwestfalen dabei…). In Hagen ist ein gewisser Fahrtleiterverschleiß in den letzten Jahren erkennbar. So wurde dieses Mal eine Tochter-Vater-Kombination als Fahrtleiterin und stv. Fahrtleiter ausgewiesen. Wir kommen darauf zurück.

„Besonders“ war zunächst die sehr späte Bereitstellung der Teilnehmerunterlagen. Selbst die Starterliste mit den Startzeiten gab es erst 3 Tage vor dem Veranstaltungstag. Sehr kurios war, dass eine Speisekarte vorher online gestellt wurde. Man setzt halt Prioritäten. Danach gab es aber sehr viele, umfangreiche Unterlagen für die Fahrt online zum Download. Hier gilt, wie bei fast allen Fahrten, inzwischen: ohne Internet und PC mit Drucker geht für die Teilnehmer fast gar nichts mehr. Was aber keine Kritik sein soll.

Die Sichtung der Aufgabenstellungen (Fahrerbrief) nebst Anlagen lies aufmerken. Zur Kontrolle sollten dienen: DK, SK, OK, Ortseingangsschilder, Weilerschilder. Das roch nach einer sehr vollen Bordkarte. Zudem eine Besonderheit: bei den OE- und Weilerschildern sollten „Alle Großbuchstaben des Ortsnamens“ aufgeschrieben werden. Also bei „Stadt der Fernuniversität Hagen“ nur ein H, aber bei „Obertaler Sägemühle“ ein „OS“. Man fragt sich, was das soll?! Ich wiederhole mich: Stumme Kontrollen dienen der Kontrolle der Strecke. Nicht mehr, nicht weniger. Buchstabenrätsel sollten woanders stattfinden. Die Touristen bekamen ein Bordbuch überwiegend mit Chinesen und einigen wenigen Kartenaufgaben. Bei uns Sportlern war es genau anders herum. Dazu gab es weitgehend die typischen Ori-Regeln, aber mit Ergänzungen: So durfte während der ganzen Fahrt an Stoppkreuzungen nicht gerade aus gefahren werden. Oha, das klang nach einer guten, weil leicht übersehbaren, Fehlerquelle. Weiterhin lies der Text die Vermutung zu, dass mit Fahrtleitermarkierungen (Kartenfehlern) sowie Überlappungen zu rechnen war. Besonders auch die Hinweise zu den Zeitprüfungen. Hier wurde angekündigt: „Bei der WP2+3 handelt es sich um 2 unabhängige WP´s auf gleicher Strecke. Die Aufgabenstellung geht aus den Fahrtunterlagen hervor. Der Einweiser startet Sie nur vor der ersten, also der WP2. Der Start zur WP3 erfolgt fliegend nach eigenem Ermessen aus dem Fahrbetrieb heraus.“ Mhm. Das klang nach verschachtelter Parallel-WP. Dazu programmierte und startete ich dann am Vortag einige Male den RTCH, um das zu üben.

Der Wecker klingelte um 6 Uhr und kurz vor 8 Uhr war ich dann am Start. Mein Fahrer hatte keine so lange Anreise und hatte die Unterlagen schon abgeholt. Noch knapp 45 Min. bis zur Ausgabe des ersten Bordbuches. Diese vergingen schnell mit dem Aufrödeln und einem schnellen Frühstück in der Mensa. Hr. Dr. No labte sich schon an den diversen Eierspeisen, aber Achtung an der – einzigen! – Kaffeemaschine die falsche Taste gedrückt oder Nachschlag gezogen, zack, wurde ein Obolus fällig.

15 Minuten vor dem Start holten wir uns das Roadbook ab und dann ging es um 09.08 Uhr auch schon los durch den ADAC Bogen. Viel Zeit zum Einlesen blieb nicht, denn direkt auf dem übernächsten (!) Parkplatz wartete WP 1 mit drei Teilstücken: in 10, 25 und wieder 10 Sekunden musste zwischen 2 Lichtschranken gefahren werden. Die Darstellung der WP´s im Roadbook war, wie in den Vorjahren, wieder vorbildlich. Jedes Mal gab es eine farbige Skizze, aus der man erkennen konnte, was zu tun war. Das haben wir auch schon anders erlebt. Dann aber erste Verwirrung: Auf der Bordkarte und auch im Roadbook fanden wir keine Angaben zur Fahrzeit in den einzelnen Streckenabschnitten (ZK). Wie das nun? Nach einigem Gesuche fanden wir diese dann in den Durchführungsbestimmungen. 2mal 180 Minuten, dann noch einmal 60 Minuten. Vorzeit jeweils max. 15 Min. erlaubt. Lange Abschnitte finde ich nicht schlecht (bedeutet in der Regel weniger ZK-Hektik bei Zeitnot), aber irgendwie einteilen kann man sich eine solche Strecke auch nicht.

Per kleiner Kartenaufgabe ging es direkt zur nächsten WP, bzw. den beiden nächsten WP, die ja „unabhängig auf gleicher Strecke“ stattfinden sollten. Tatsächlich fanden WP 2 und 3 jedoch hintereinander statt. Ziel 1 der WP 2 war gleichzeitig der Start zur WP 3. Etwas Verwirrung, denn in den Fahrtunterlagen war das definitiv anders beschrieben. Dann noch der Hinweis: „Im hinteren Bereich befindet sich ein mit Pylonen abgestecktes Tor, welches durchfahren werden muss“. Hier vermuteten wir natürlich eine Art Falle oder zumindest eine OK. Ausschau halten, kein Tor in Sicht. Merkwürdig, das alles. Nun erstmal inne halten und die anstehenden Aufgaben durchsehen. Schnell zeigte sich das Prinzip in Hagen dieses Mal. Relativ kleine Kartenausschnitte in gutem, aber nicht sehr gutem farbigem Druck. Zum Teil sehr kleine rote Striche und Punkte. Fast gar keine Pfeile und vor allem sehr anspruchsvolle Kartenübergänge. Eine A-/E-Markierung der Aufgabenteile gab es bis auf eine Ausnahme gar nicht und das machte das korrekte Finden der Strecke schon per se recht anspruchsvoll. Man musste oftmals erstmal herausfinden, von welcher Richtung aus man die Karte überhaupt befahren sollte. Dazu kamen noch die eigentlichen Aufgaben.

Die landschaftlich sehr reizvolle Strecke führte über Hohenlimburg und Altena in Richtung Sauerland. Einige Schmakazien lagen bereits hinter uns, da folgte mit Aufgabe 9 die erste größere Herausforderung. Erst zwei einzelne Chinesen und dann eine komplexere Kartenaufgabe mit „Fahren Sie Punkt-Strich“. Im Gegensatz zu der Aufgabenstellung bei den Touristen waren, zumindest für uns, die „komplexen“ Chinesen recht gut zu lösen, vor allem eindeutig.

Der Kartenteil „Lohsiepen“ hatte es jedoch in sich. Vor allem: Punkt-Strich. Beim näheren Betrachten der Karte, auch mit einer Lupe, wurde immer unklarer: was waren nun Punkte, was Striche? Ein Teil der „Punkte“ waren nämlich ganz, ganz kleine/kurze Striche bzw. eindeutig „eckige Punkte.“ Tja, was war nun gemeint. Mehrfach verschiedene Alternative geprüft und dann eine Version gewählt, die der Fahrtleiter gemeint haben könnte. Wenn es so schon wieder anfängt. Auch bei den beiden direkt aufeinander folgenden Punkten unterhalb von „Tungerschott“ war nicht ganz klar, wie das gemeint war. Das Kartenbild war nicht eindeutig. Konnte – und sollte – man die kleine Runde fahren, oder nicht? Am Ende sind wir hier zwei große und zwei kleine Runden gefahren, auf z.T. sehr engen (wenn auch sehr schönen) Strassen mit massivem Teilnehmergegenverkehr. Alle falsch unterwegs? Mitnichten. Wie wir im Nachgang erfuhren, hatten die Touristen hier eine Aufgabe, die komplett gegenläufig zu den Sportlern zu fahren war. Wer denkt sich sowas aus? Ich kenne eigentlich die Regel, dass ein Teilnehmergegenverkehr während einer Veranstaltung auf das absolute Minimum zu reduzieren ist, insb. bei den Anfahrten zu Wertungsprüfungen. Und zwar nicht wegen irgendwas, sondern ganz einfach aus Sicherheitsgründen. Aber Gegenverkehr auf diesen extrem schmalen Strassen mit Serpentinen und unübersichtlichen Ecken mehrere Kilometer bewusst zu gestalten, das kann ich nicht gut heissen. Ich konnte es zunächst auch nicht begreifen, dass das tatsächlich so gewollt war.

Nach einem kurzen chinesischen Intermezzo folgte mit Aufgabe 10 Garbeck die nächste Herausforderung. Klar war, ab dem Kreisverkehr musste die kürzeste Strecke nach Karte bis zum nächsten Aufgabenteil in der Aufgabe 11 gefunden werden. Es gab zwei Alternativen. „Oben rum“ über die gelbe Strasse und durch die Eisenbahnunterführung, oder „unten rum“ über die weisse Strasse. Nach einiger Überlegung kamen wir zu dem Schluss: über die weisse Strasse ist es kürzer. Aber halt. Im Bereich des Bahnübergangs war, zumindest mit Lupe, deutlich erkennbar, ein kleines Kreuz eingezeichnet. Sowas verwenden Fahrtleiter üblicherweise, um eine Strecke zu sperren. Also doch „oben rum“. Und ja, da stand schon die „Y2“ im Kreisverkehr.

Diese Situation sorgte im weiteren Verlauf noch für einige Diskussionen und Emotionen. Wir kommen darauf zurück.

Im inzwischen bekannten Stil ging es weiter bis zu dem kleinen Ort Stockum im Sauerland. Hier führte die aufwändige Orientierungsetappe in mehreren Schleifen komplett durch den Ort durch winzige Straßen und immer wieder gefühlt durch die Vorgärten der Anwohner.

Diese Aufgabe war sehr gut gemacht und auch lösbar. Es stellt sich jedoch die Frage, muss eine Ori-Etappe denn unbedingt in einem Ort stattfinden? Finden die Anwohner das toll? Ist das dem Ansehen des Oldtimersports zuträglich? Ich habe Zweifel.

Auch an diversen anderen Stellen der Hagen Klassik fuhr man dieses Jahr immer wieder durch Wohngebiete, Tempo 30-Zonen, über Drempel und sogar durch Spielstrassen. Heute wird sich sowas vielfach nicht vermeiden lassen, z.B. bei Überführungsetappen. Aber Ori-Aufgaben mehrfach so bewusst in Wohngebieten?

Im Anschluss ging es dann über Sundern die Waldstrecke nach Arnsberg. Diesen Verlauf kannten wir schon von diversen Fahrten des AMC Arnsberg. Eine schöne Strecke, auf der aber nichts mehr passierte. Auch unmittelbar vor dem Ziel gab es keine besonderen Aufgabenteile mehr (eine Kontrolle hing im Kreisverkehr). Schade, denn auf den umliegenden Parkplätzen, Inseln, etc. hätte man noch was „Schönes“ unterbringen können.

Die Ziel ZK Mittagspause erreichten wir mit ca. 20 Min. Vorzeit. Ja, Vorzeit! Nach der Fahrt in Ahaus kaum zu glauben und direkt die Frage, ob man ggf. was übersehen hat?! Nein, alle Aufgaben abgefahren.

In der Kantine des Berufsbildungszentrums wartete die Mittagsstärkung. Traditionell ist dies bei der Hagen Klassik eine einfache Suppe, was aber nicht schlecht sein muss. Denn abends gibt es in Hagen ja immer sehr viel zu futtern. Leider sind die Suppenereignisse der Jahre 2018 und 2019 inzwischen legendär (siehe Berichte dort). Auch in diesem Jahr war die Kantinenhalle mit genau einer Servicekraft nicht gerade üppig bevölkert. Die Suppe war jedoch total ok und auch ausreichend vorhanden (mein vorsorglich eingepacktes Fresspaket im Kofferraum musste also nicht zum Einsatz gebracht werden).

Noch, muss man dazu anmerken. Denn mit Startnr. 8 und Vorzeit waren wir schon gegen 11.55 Uhr beim „Suppe fassen.“ Andere Teilnehmer hatten nicht die Gnade der niedrigen Startnummer und gegen 13 Uhr war die Suppe dann auch schon ausverkauft. Kein Personal mehr zu sehen.

Nun folgten in der Pause erste Diskussionen, vor allem zur Aufgabe 10. Wie sich herausstellte, stand in beiden Streckenvarianten jeweils eine Kontrolle. Auch andere Teams hatten das kleine „x“ erkannt und als Fahrtleitermarkierung interpretiert. Pustekuchen. Mir neu, das ist ganz einfach das Symbol für Bahnübergang. Wieder was gelernt. Allerdings, in der andere Route, der gelben Strasse, da war tatsächlich etwas manipuliert und zwar direkt nach der Bahnunterführung. Warum nun also die erkennbar längere Strecke gesperrt wurde vom Fahrtleiter, das hat sich mir nicht erschlossen. Zudem haderte ich noch mit dem „x“. Mein Fahrer erkannte den stv. Fahrtleiter und ich versuchte ihn zu fragen, was denn nun gemeint war. Ich versuchte, das mit dem „x“ zu klären und bekam als Antwort zu hören „Dann kannste nach Hause fahren!“ Ich dachte, ich höre nicht richtig. Was wollte mir der gar nicht so freundliche Herr damit sagen: Nach Hause fahren? Nach einigem, zunehmend unfreundlichen, Hin und Her bekam ich es heraus. „Unten rum“ war nicht gesperrt, „oben rum“ schon. Aber der stv. Fahrtleiter bestand hartnäckigst darauf, dass „oben rum“ mit kleinen dünnen schwarzen Linien gesperrt war. Das war aber das Symbol für Unterführung. Tatsächlich war dort eine „weisse“ Unterbrechung der Doppellinigkeit erkennbar. Ganz schwieriges „Gespräch“. Ich beendete den Kommunikationsversuch und dann ging es in die zweite Etappe, wieder zurück nach Hagen.

Aus der Nachmittagsetappe möchte ich zwei Aufgaben hervorheben. 18b Wennigloh und 21 Eisborn.

In beiden Fällen war die gedankliche Idealstrecke am unteren Bildrand erkennbar abgeschnitten. Also, keine Doppellinigkeit und daher dort nicht befahrbar.

Warum war nun aber in 18b oben am Steinbruch ein kleiner roter Punkt versteckt? Den sollte man doch sicher übersehen und „unten rum“ fahren. Das war aber sowieso nicht möglich, da abgeschnitten. Wie ich es drehte und wendete, das machte irgendwie keinen Sinn. Aber klar, hier galt es, „oben rum“ zu fahren.

Noch verzwickter war die Lage aber in 21. Auch hier war die Strecke am unteren Bildrand etwas abgeschnitten. Aber, im nachfolgenden Ort Eisborn lag ein roter Strich mit einer klitzekleinen Ecke in eine wirklich sehr schmale Strasse hinein. Was war hier nun gewollt? Langes Rätseln. Beide Strecken sind wir abgefahren. Oben rum: D, R, E als Kontrollen. Unten rum: E, F1, F1. Die F1 war im Ort genau so postiert, wie es für die Variante „unten rum“ Sinn machte. Bei der Variante „oben rum“, hätte man bei der Durchfahrt von Eisborn mit dem roten Strich gar keine Kontrolle aufschreiben brauchen. Also hätte der Fahrtleiter auch keine Kontrolle gehabt, ob man nun tatsächlich dort gefahren ist. Das machte doch erkennbar keinen Sinn. Nach einigem Hin und Her sowie Gegenverkehr auf wirklich kleinsten Wegen haben wir uns dafür entschieden, die Kontrollen der Variante „unten rum“ aufzuschreiben. Das schien uns noch am ehesten vom Fahrtleiter so gewollt. Die abgeschnittene Ecke haben wir somit als Fehler interpretiert.

Es folgten weitere Kartenausschnitte. Den Ort Hövel kenne ich ebenfalls aus diversen Durchfahrten mit dem AMC Arnsberg. Hier sollte nun zum ersten und einzigen Mal die Regelung mit den Stoppschildern zum Einsatz kommen. Eine sehr gut gemachte Aufgabe, aber ob es sich lohnt, hierfür eine komplette Regel einzuführen, die zudem auch noch für die Touristen galt? Vielleicht hätte hier ein Zusatz bei der Aufgabenstellung 20 gereicht. Immer weiter ging es, weiterhin landschaftlich sehr schön, aber auch immer wieder sehr enge Straßen durch Wohngebiete. Aufgabe 28 Alt-Gruland mit „Strich-Strich-Punkt“ hat mir wieder sehr gut gefallen. Hier musste man insb. erkennen, dass der Strich Nr. 2 über die Kreuzung hinaus ging. Dann war der Rest der Lösung nicht mehr so schwer.

Die ZK 3 im Abschnitt 34 Fley erreichten wir nun mit sagenhaften 35 Minuten Vorzeit – als Sportler. Touristen hatten z.T eine ganze Stunde Vorzeit. Also warten im lauschigen Gewerbegebiet. Zur Verwirrung einiger Teilnehmer führte hier, dass die ZK innerhalb der roten Aufgabenteile anzufahren war. Und manche versuchten auch, diese Aufgabenteile vorher noch anzufahren, was natürlich zum Scheitern verurteilt war.

Es folgte noch ein weiterer Abschnitt mit einer Sollzeit von 60 Minuten von der ZK 3 zum Theaterplatz und dann zum Ziel an der Fernuni. Dieser Abschnitt war komplett mit Chinesen gestaltet und es gab im Stadtverkehr (zum Glück) auch keine großartigen Aufgabenstellungen mehr und keine Kontrollen. So schön ist Hagen aber nicht, dass sich eine Stadtrundfahrt per Oldtimer an einem Samstag lohnen würde. So ähnlich denken wahrscheinlich auch die Einheimischen (egal, ob schon länger oder noch nicht so lange hier). Denn bei der „Fahrzeugvorstellung“ am Theaterplatz herrschte gähnende Leere. Man bekam noch nicht mal einen Stempel. Den Streckensprecher kann man auch bedauern. Dafür gab es danach aber etwas Stimmung, denn eine „Demo“ führte unter größerem Polizeiaufgebot mitten durch die Innenstadt. Hier verloren wir beim Warten ca. 12 Minuten.

Bei der Anfahrt zum Theater machten uns Fehler bei den Chinesen zu schaffen. Die 200m Kreuzung rechts kam schon nach 100m. Dann sollte man nach 600m T-Stück rechts fahren. Tatsächlich hing hier aber ein blaues Schild „Vorgeschriebene Fahrtrichtung links“. Das Theater erreichte man also nur unter Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung. So war das vom Fahrtleiter gemeint! Ein Schild oder Hinweis „Teilnehmer frei“ wäre an dieser Stelle doch sehr hilfreich gewesen.

Die Anfahrt zur letzten WP 4 war noch einmal sehr unkonventionell gestaltet. Auf der Universitätsstrasse musste man den Zielbogen (!) einmal verkehrt herum durchfahren. Dann die WP 4 und dann noch einmal durch den Zielbogen. Dieses Mal richtig und tatsächlich final. Auch diese Wendung führte bei den Teilnehmern zu einiger Verwirrung. Konnte das so gemeint sein? Einige suchten noch eine andere Zufahrt zur WP4, die es aber nicht gab.

Bei bestem Wetter folgte nun der gemütliche Teil des Abends. Auf der Terrasse der Mensa konnte man das Eintreffen der weiteren Teilnehmer verfolgen. Und leckere Kaltgetränke gab es auch, wenn auch gegen gesonderte Bezahlung. Die Bedienung war sehr nett und auf Zack. Der Wein musste allerdings erstmal und dann nochmal von einem anderen Standort des Caterers besorgt werden. Ja, Rallye-(Co-)Pilot_innen trinken eben auch gerne mal nicht nur Bier.

Auch das nachfolgende Abendessen in Buffetform war opulent gestaltet und lies keine Wünsche offen. Für kulinarische Details verweise ich auf den Bericht von Dr. No. Dieser schreibt gerüchteweise bereits an einem Gastroführer für Oldtimer-Rallyes.

Mich interessierten mehr die Ergebnisse und die Musterlösungen. Denn es gab ja die ein oder andere unklare Stelle (siehe oben).

Die Ergebnisse der WP 1-3 hingen wirklich sehr schnell, auch online. Dann folgten die Musterbordkarten. Was war das? Vormittags ging es noch, aber nachmittags hatten wir doch erhebliche Abweichungen. Leider erfolgte den ganzen Abend kein Aushang einer Idealstrecke (auch online wurde später keine Idealstrecke veröffentlicht). Die Frage, was nun jeweils gemeint war und wie man hätte fahren sollen, konnte und kann man sich somit nicht beantworten. In der BK 1 hatten wir zwei Fehler, aber 15 Fehlerpunkte. Warum? Leider war von der Fahrtleitung zunächst niemand im Umfeld des Aushangs in Sicht. Die Fragen und den zunehmenden Unmut bekam somit der Sportkommissar des ADAC ab, der vor Ort „greifbar“ war. Aber dieser kann ja auch nichts entscheiden, sondern nur aufnehmen und weitergeben. Aus den Gesprächen in diesem Zusammenhang erfuhren wir, dass die ausgehängte Musterbordkarte 2 nicht die ursprüngliche Version war, also nicht das, was eigentlich mal gewollt gewesen war. Nein, es war eine bereits korrigierte Version, nachdem andere Teilnehmer über die Varianten der Aufgabe 21 diskutiert hatten. Neutralisiert wurde nichts. Diese Vorgehenweise an sich finde ich schon mehr als grenzwertig. Dazu kam noch, dass unser einer Fehler in Aufgabe 10 doppelt bestraft wurde. Warum? Auch die Idealstrecke der Aufgabe 21 hätte ich gerne erläuertert bekommen. Bei „normalen“ Veranstaltungen wie Herford, Oelde und Ahaus ist das auch immer möglich gewesen. Hier nicht. War eben immer schon anders in Hagen.

Nach einem Telefonanruf erschien nun die Fahrtleiterin. Die war wirktlich nett und bemüht, aber erkennbar nicht aussagefähig. Das schreibe ich ohne Häme, sondern eher mit Mitgefühl. Die Fäden im Hintergrund zog ganz offensichtlich der stv. Fahrleiter, der aber nicht in der Lage oder Willens war, in einem vernünftigen Tonfall zu kommunizieren. Frage: Warum wurde der eine Fehler doppelt bestraft? Antwort: Haben wir bei allen gemacht. Ach was. Weitere Gesprächsversuche wurden von diesem Herrn mit hochrotem Kopf sehr unfreundlich, eigentlich müsste ich „aggressiv“ schreiben, abgewiesen. Ich hatte den Kaffee auch auf. Ich fahre nicht ca. 200 km + Anreise mit einigen kniffeligen Aufgaben, damit am Ende dann wieder gewürfelt und gemauschelt wird. Dann lieber gleich Kaffeefahrt und Schrauben schätzen, das hat die gleiche Glaubwürdigkeit. Der Organisationsleiter hatte mit dem Ganzen übrigens nichts zu tun.

Die Siegerehrung fand dann gegen 21 Uhr statt. Aber das damit erwartbar verbundene Selbstlob („Erfolg wird wiederholt“) wollte ich nicht mehr ertragen müssen.

Fazit:

Eigentlich eine ganz gelungene Veranstaltung. Sehr schöne Strecke, gute Unterlagen. Zum Teil mal etwas andere Aufgaben, bei denen mir einige auch wirklich sehr gut gefallen haben. Es gab einige Ungenauigkeiten in den Beschreibungen, weitere kleine Merkwürdigkeiten (fehlendes Tor mit Pylonen) und mal wieder ein Suppenereignis in der Mittagspause. Der Fahrtteil über 60 Minuten durch die Innenstadt von Hagen war aus meiner Teilnehmersicht absolut überflüssig. Und ich pflichte Kulinarikpapst Dr. No bei: Aus der Coronazeit und den kontaktlosen Fahrten wurde absolut nichts gelernt. Morgens extrem früh aufstehen. Ab 7 Uhr eintreffen und die Siegerehrung ist um 22 Uhr, wenn es gut läuft. Das ist einfach K***e. Und vor allem: überflüssig. Die Zeitprüfungen waren aber widerum gut gemacht und das Ambiente passte auch. Die Grundausrichtung war durchaus stimmig, gerade auch mit neuer Fahrtleitung. Zwischenfazit wäre demnach gewesen: Guter Relaunch mit einigen kleineren Schwächen, die man aber in den Folgejahren in den Griff bekommen könnte.

Jedoch: Der Nicht-Aushang der Idealstrecke, der Umgang mit Anfragen der Teilnehmer (Musterbordkarte wird einfach korrigiert zu Gunsten sowie zu Lasten von Teilnehmern, keine Neutralisierung) sowie insbesondere die ruppige Nicht-Kommunikation des stv. Fahrtleiters bei freundlichen (!) Anfragen führen für mich zu einer deutlichen Abwertung. Das sind Sachen, die gehen nicht. Dünne Suppe? Geschenkt. Aber das unprovozierte Anschnauzen von Teilnehmern ist ein No Go. Insofern fraglich, ob ich die Wiederholung dieses „Erfolgs“ empfehlen kann.