Das Aachener Hygienekonzept
in voller Pracht:
2021 AC Hygienekonzept
Kein Bericht in dieser Zeit der nicht ohne den Hinweis auf „Corona“ auskommt. Während man sonst inzwischen eher Brechreiz verspürt, ist das bei der „Internationalen DMV Oldtimer-Rallye Aachen“ positiv konnotiert! Denn die Ecurie Aix-La-Chapelle war im Jahr 2020 tatsächlich der erste Veranstalter (jedenfalls nach meiner Kenntnis, darf gerne korrigiert werden), der mit viel Kreativität und einigen Mühen ein Kontaktloskonzept realisieren konnte. Damit waren sie zusammen mit dem Herforder MSC die „Eisbrecher“ und konnten als Vorbild und Muster für nachfolgende Veranstaltungen mit „Hygienekonzept“ dienen. Insofern konnte man hier 2021 auf diese Erfahrungen zurückgreifen, wobei das stark abflauende Infektionsgeschehen und entsprechend angepasste Regularien der Verwaltung weitergehende „Freiheiten“ ermöglichen sollten. Um für alle, wirklich alle, Fälle gewappnet zu sein, wurde in Aachen ein Coronakonzept erstellt, welches an anderer Stelle als Doktorarbeit durchgehen würde (oder vielleicht noch wird?). Auf 11 Seiten wurden unter Bezugnahme auf die einschlägigen Paragraphen die 7 Ablaufschritte der Veranstaltung in 4 Szenarien durchgespielt und für jede Kombination eine Durchführungsoption ermittelt. Ich bekomme den Verdacht, hier waren Unternehmensberater tätig … Für Otto Normalteilnehmer ggf. ein wenig „Information Overload“, der eher zur Verwirrung führt. Zumal noch ein „was-wäre-gewesen-wenn“ -Szenario mit aufgeführt wurde. Nun, wer viel hat, will vermutlich auch viel zeigen 🙂
Analog zur Rallye in Oelde auch hier der Blick auf die Nennungen. Die Aachener Veranstaltung gilt als durchaus anspruchsvoll, es gibt keine sportlichen Klassen, dafür Tourensport, was anderswo durchaus „sportlich“ wäre. Im direkten Vergleich fällt der größere Anteil älterer Fahrzeuge der Jahre 1961-1970 auf. Allgemein sind in Aachen auch etwas andere Typen am Start, z.B. viele englische Roadster, die nun mal aus dieser Epoche stammen. Der Zeitraum bis 1960 ist aber wieder einmal fast gar nicht vertreten.
Ansonsten bleibt zum Teilnehmerkreis noch anzumerken, dass sich dieser dieses Mal stark aus dem unmittelbaren Umfeld der Städteregion Aachen rekrutierte (ca. 70% aus PLZ-Bereich 5xxxx lt. Club-eigener Statistik). Das war 2020 noch ganz anders (die TN kamen auch von weiter weg) – hier zeigt sich die größere Anzahl von stattfindenden Veranstaltung in diesem Jahr. Alle relevanten (und mehr) Informationen stellt die Ecurie über die Software „TW Sportsoft“ im Internet bereit. Das ist sehr umfassend, aber auch unübersichtlich. Die klassische Version „Ausschreibung + Bulletins“ erscheint mir nutzerfreundlicher. Die Startnummernvergabe erfolgt in Aachen NICHT nach Alter, sondern eher nach Zufall (?), jedoch sollten Touristen und Tourensportler abwechselnd starten, um an den ersten Prüfungsstationen keine langen Staus zu provozieren (Staus waren dann auch unser kleinstes Problem….)
Soviel zur Vorberichterstattung.
Der zweite Tag des langen Rallye-Wochenendes begann gegen 8:30 Uhr morgens am Aachener Tivoli. Hier, wo früher einmal guter Fussball gespielt wurde, erfolgt traditionell der Start der „Int. DMV Oldtimer-Rallye Aachen“ (so der vollständige Name, kurz: IDORA). D.h., rauf auf den großen Schotterparkplatz, Coronablatt abgeben und die Teilnehmerunterlagen in Empfang nehmen. Nach Anbringen der Startnummern und Installation der Technik konnten wir uns dann dem Frühstück widmen. Dieses fand „open air“ im oder am sog. Umlauf des Tivoli statt und wurde vorab durchaus ansprechend angekündigt. So wurde sogar der vorgezogene Nennschluss damit begründet, dass man ja noch die hochwertigen Lebensmittel beschaffen müsste. Nunja. Als Nicht-Fussballer war mir wohl nicht klar, was ein „Umlauf“ ist – man befindet sich dann UNTER den Tribünen in einer Art Betonlandschaft und sitzt auf Holzbänken auf einem weitläufigen Platz an einer belebten Ausfallstrasse… Zudem bestand das „Frühstücksbuffet“ aus kleinen belegten Brötchen… im Rheinland sollte man hinsichtlich von Beschreibungen tolerant sein…
Zeit, die Unterlagen zu studieren. Das Roadbook bekam man direkt für den ganzen Tag und war im kompakten DIN A5 Format gehalten. Die Lesbarkeit hat daruter erkennbar gelitten. Nicht nur die Grußworte der diversen Bürgermeister aus D, NL und B waren ohne Lupe nicht mehr zu lesen. Wir hatten uns, auch nach den Erfahrungen aus 2020, wieder für die tourensportliche Klasse entschieden: Gatteraufgaben und Bildersuche wie bei den Touristen sind nicht unser Ding! Insofern entsprach das Grundprinzip der Klasse TS dem Vorjahr: Fahrt nach kilometrierten Chinesen, dazu anspruchsvolle Zeitprüfungen am Vormittag sowie mehrere eingestreute Kartenaufgaben – diese waren in gesonderten Unterlagen im großformatigen, doppelseitigen Format enthalten – und gab es erst direkt am Start. Hier musste man schon aufpassen, aus den Chinesen jeweils den korrekten Übergang zu den Kartenskizzen zu finden. Ausserdem waren im Roadbook noch die Zeitaufgaben beschrieben. Derer gab es drei: einmal die Wahnsinnsaufgabe auf dem Testgelände in Melaten, dann eine relativ normale 3er WP in Belgien an einer Talsperre, sowie eine echte GLP mit geheimer Messung im Hohen Venn. Die Orte dieser WP waren, oder sollten, im Roadbook eingezeichnet sein.
Im Vorjahr hatte die WP 1 auf dem IKA-Gelände bei uns schon für Schweissfüsse und Herzrasen gesorgt (siehe Bericht). Dieses Mal bekamen wir die komplexen Aufgabestellungen aber nicht erst 30 Sekunden vor dem Start, sondern schon mit den allgemeinen Fahrtunterlagen. Eine Vorbereitung war somit möglich, aber auch schwer nötig. Denn: auf dem Parcours, der wieder mit Pylonen und Regeln komplex gestaltet war, mussten insgesamt 6 Sollzeiten gefahren werden. Sollzeit 1 konnte man in der Range bis 15 Sekunden frei wählen – die Zeiten 2-6 ergaben sich dann daraus durch mehrere Rechenformeln. Diese erweckten zunächst den Anschein einer mathematischen Formel (Integral dabei?), waren am Ende aber doch einfach zu bestimmen. Hier, wie auch an anderen Stellen der IDORA, muss man „einfach“ cool bleiben und darf angesichts von Zeitdruck und Komplexität nicht die Ruhe und die Konzentration verlieren – darauf setzt der Fahrtleiter nämlich. Also Zeiten berechnet, dreimal kontrolliert, RTCH programmiert und Punkt 9:57 Uhr ging es dann auf die Piste. Bereits kurz nach dem Start lauerte ein versteckter Baumaffe im hohen Gras an der Schnellstrasse. Grad noch so gesehen, das find ja gut an.
Durch die Soers und Laurensberg erreichten wir schnell das Testgelände Melaten. Ohne Stau ging es direkt los. Höchste Konzentration war angesagt, denn es kam neben den Zeiten auch noch besonders darauf an, den Pacours zu treffen und den Kontakt mit Pylonen (die sehr eng gestellt waren) zu vermeiden. Sonst drohten Strafpunkte. Am Ende wartete noch eine „Stop á cheval“-Aufgabe, die wir aus dem Dreiländereck aber schon kennen. Im Gegensatz zum Vorjahr gelang uns die Konzentrationsaufgabe, nachdem wir vorher von der Ampelposition aus beobachten konnten, wie vor uns befindliche Teilnehmer eine schöne Fantasiestrecke fuhren.. oje. Nach der Ausfahrt erstmal abklatschen, das war doch zumindest nicht total in die Hose gegangen (ganz anderes Gefühl wie 2020, wo wir hier eigentlich schon aufgeben wollten…).
Im Anschluss ging es dann per Chinese über die Aachener Ringe nach Preuswald und am Grenzübergang „Köpfchen“ nach Belgien hinein. Hier war dann Ende mit den großen Strassen. Bis zur Mittagspause, die noch in weiter, weiter Ferne lag, wurden nur noch kleine und kleinste Straßen und Wege befahren. Oftmals auch durch Siedlungen und Wohngebiete, die immer diesen erkannbaren belgischen Flair haben. Oft haben wir uns gefragt, wie man denn als Fahrtleiter auf so eine Strecke kommt. Und wir haben uns gefragt, was im Falle von Gegenverkehr zu tun ist, so klein und schmal waren die Straßen. Bei Eynatten die ersten Oriaufgabe mit drei hintereinander folgenden Karten. Herausforderung: etwas kontrastarmer schwarz-weisser Kartendruck. Die roten Aufgabenteile waren zwar sehr gut erkannbar, die blassen Straßenverläufe jedoch eher weniger. Hier und im Folgenden fiel uns auch auf, dass die Kontrollschilder spärlich platziert waren. Manchmal sogar extrem spärlich. So suchte man zum Teil, wo nichts zu finden war – das kostete Zeit.
Nach ca. 40 KM Strecke erreichten wir die WP 2 an der Wesertalsperre. Drei Sollzeiten waren auf den öffentlichen Straßen zu fahren: 1:05, 11:40 und 3:36 Minuten. Dabei ging es sehr spektakulär über die Staumauer und auf dem dahinter liegenden Parktplatz war ein gemeiner Baumaffe platziert (natürlich, das hätte ich mir als Fahrtleiter auch nicht entgehen lassen). Hier, und auch anderswo in Belgien, war viel los… Fußgänger, Autofahrer, Parksuchverkehr, Fahrradfahrer, Motorräder, Hunde, … – nicht nur einmal musste man höllisch aufpassen in nicht ganz ungefährlichen Situationen.
Immer weiter ging es durch Belgien, nach Chinesen und eingestreuten Karten. Bei den Chinesen musste auch auf die Kreisverkehre geachtet werden… durchgezogen oder offen- man kennt das Spiel. Dieses kam auch bei der Gleichmäßigkeitsprüfung im Hohen Venn zum tragen. Entgegen der Ankündigung war diese Prüfung NICHT im Roadbook eingezeichnet, sondern nur an den beiden Posten mit dem kleinen roten Schild erkennbar. Sozusagen geheim. Keine schöne Überraschung, die wir aber noch rechtzeitig erkannt haben. Dann los und auf ca. 8 KM mit einem Schnitt von präzise 50 km/h fahren. Fast schnurgerade ging es geradeaus. Wo mag hier nur die geheime Messung sein? Dann ein geschlossener Kreisverkehr, natürlich mit Schild und dahinter – der Messtrupp! Ganz schön link, die Zeitkontrolle genau da aufzustellen, wo die Teilnehmer aufgrund des doppelten Kreisverkehrs langsamer fahren MÜSSEN. Aber, gut gemacht. Weniger erfreulich war der Blick auf den Timer. Wir waren noch einige Kilometer von der Mittagspause in Höfen entfernt, und unsere ZK-Zeit war schon weit drüber…. Bei den ganzen Aufgaben auf den Mini-Strassen hatten wir offenbar Zeit verloren – oder es war ganz einfach zu wenig Zeit vom Veranstalter vorgesehen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die diebischen Belgier einige Kontrollschilder geklaut hatten. Das „CY“ war sogar erst weg und tauchte dann wieder auf. So aber suchte man Aufgabe um Aufgabe nach Kontrollschilder, weil man es einfach nicht glauben konnte und eine Falle vermutete. Eine Falle war auch die Fake-Aufgabe in Höfen, die am Ende noch eingeheftet war. Aber nirgendwo wurde einem gesagt, wo oder wie und wann diese zu fahren war. Musste man auch gar nicht.
An der Mittagspause angekommen, hatten wir gefühlt schon 200 km gefahren und einen schmerzenden Rücken. Dazu eine Zeitbüberschreitung von sage und schreibe 70 Minuten, das bei einer Sollzeit von 180 Minuten. Katastrophe und schlechte Stimmung beim Schnitzelessen am Stehtisch. Wir machten aber lange Ohren und erfuhren so aus den Gesprächen anderer Teilnehmer, dass diese auch massive Zeitprobleme hatten. Aha. Da kam wieder so etwas wie Hoffnung auf. Nach knappen 30 Minuten wieder zurück auf die rückenfreundlichen Sportsitze, die neuen Aufgaben in Empfang nehmen und wieder los. Eigentlich waren jetzt nur noch 2 Stunden auf dem Rückweg nach Aachen zu fahren… Der Leser ahnt es schon: am Ende war auch das nicht zu schaffen.
Auf der Nachmittagsetappe gab es keine Zeitprüfungen mehr, dafür aber noch vier Orientierungsaufgaben nach Karte, die m.E. sehr gut gemacht und abwechslungsreich waren. Aufgabe 1 in Mützenich war direkt eine Barrikade. Am Ende mit einem Kartenfehler und einer negativen Stempelkontrolle, die wir aber noch rechtzeitig erkannt haben.
Kilometer um Kilometer spulten wir ab… Orte wie Imgenbroich, Konzen, Simmerrath, Kesternich, die ich noch aus den Eifelausflügen meiner Kindheit kenne (mein Bruder hat bei Konzen immer ins Auto gegöbelt, daher hiess der Ort dann „Kotzen“), wurden mittels Orientierungsaufgaben passiert. Diese Aufgaben haben mir sehr gut gefallen, wenn denn nur mehr Zeit gewesen wäre… Auch die Nachmittagsetappe war, jedenfalls für uns, zu eng getaktet.
Wir erreichten dann die Vororte von Aachen… Zweifall, Stolberg, (hier stehen auffällig viele „Neue Klassen“ rum, fragen Sie Dr. No.), Breinig … die Strecke zog sich ernorm und die Uhr tickte unerbittlich runter. Pünktlich im Ziel sein? Kannste vergessen!
Der eigentliche Höhepunkt sollte aber noch kommen…
Der Fahrtleiter (sportlich) der IDORA hat eine selbst eingestandene Vorliebe für Fischgräten. Dieser persönliche Fetisch wurde in der finalen Ori-Etappe ausgiebig gepflegt. Fischgrätaufgaben sind ein traditioneller Bestandteil des Ori-Sports, kommen heute aber kaum noch vor. Nicht nur deshalb haben viele Teilnehmer eine kaum erklärbare Angst, zum Teil sogar Panik, vor diesem nicht so schönen toten Tier. Ich persönlich finde Fischgrätaufgaben eigentlich nicht so schlimm. Eigentlich. Denn die Fischgräte des Grauens aus dem Vorjahr wurde dieses Mal noch gesteigert. Zwar ohne kombinierte Zeitprüfung, dafür aber gefühlt unendlich durch ein Gewerbegebiet. Hier wimmelte es nur so von Werkseinfahrten, Parktplätzen und „abgesenkten Bordsteinkanten“. Diese wurden in der Aufgabenstellung explizit berücksichtigt. Während Fischgräten normalerweise eher eine Beimischung darstellen, gab es hier die volle Dröhnung: Durchgezählt waren es 53 (!!!) Kreuzungen oder Abzweigungen, die zu passieren waren. Die beigefügte Karte bot keine große Hilfe, denn dort waren ja Einfahrten und Bordsteinkanten nicht erkennbar. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon wieder eine Zeitüberschreitung von über 30 Minuten und waren gar. Einen Versuch haben wir unter Aufbietung der letzten Rest-Konzentration noch geschafft. Aber dann war es vorbei. Bereits nach kurzer Zeit hatten wir die Orientierung angesichts dutzender EInfahrten und abgesenkter Bordsteinkanten total verloren. Man macht es nicht gerne, aber es ist klug, seine Grenzen zu erkennen. Das wurde hier nichts mehr. Zum ersten Mal in ca. 10 Jahren Rallyesport haben wir dann an dieser Stelle abgebrochen und sind den Rest der Strecke durch Aachen dann nach den Chinesen bis zum Ziel, wieder am Tivoli, gefahren. Dort habe ich noch den Club-Präsidenten angefaucht und den Wagen auf dem Schotter geparkt. Man muss es so sagen: wir sind mit schmerzendem Rücken sozusagen auf den Brustwarzen schweissnass aus dem Fahrzeug gekrochen. Ende, Aus, isch over. Rien ne va plus.
Auf dem gar nicht so lauschigen Betonvorplatz gab es dann das Grillbuffet. Das war wirklich gut, auch wenn man die Getränke selber zahlen musste. Die IDORA war im Kern keine kontaktlose Fahrt mehr und so begann das Warten auf die Ergebnisse und die Siegerehrung…. ein Rückfall in Vor-Corona-Zeiten, leider. Die Siegerehrung war für 19 Uhr angekündigt, fand dann tatsächlich gegen 19.30 Uhr statt – das ist immer noch eine konkurrenzlos frühe Uhrzeit. Dafür durfte man auch als Teilnehmer die heilige gelb-schwarze Tribüne betreten. Zunächst gab es eine launige Ansprache der Sponsoren (gut gemacht und angemessen), dann folgte die Pokalvergabe Touristisch und Tourensportlich. Moment, fehlte da nicht was? Ja, genau. So etwas wie eine Musterbordkarte oder eine Ergebnisliste war nirgendwo ausgehängt und wurde auch nicht erwähnt. Die Pokalvergabe an die Touristen war sehr ausführlich und launig moderiert. Für 2 Abstandsprüfungen gab es gefühlt 300 Pokale durch den Fahrtleiter (touristisch) überreicht. Die Pokalvergabe an die Tourensportler wurde knapper gehalten. Nach unserem Fischgrätdesaster war klar, dass wir hier nix zu erwarten hatten. Leider wurden die Platzierungen nur unvollständig vorgetragen (wir wurden nicht erwähnt) und auch die erzielten Fehlerpunkte nur zum Teil erwähnt. Der Fahrtleiter (sportlich) wurde nicht gesichtet.
So endete der Tag am Tivoli und doch recht frustriert traten wir den Heimweg an.
Am folgenden Montag konnte man nicht nur einen sehr positiven Bericht in der Lokalpresse lesen (allerdings mit Bildern aus den Vorjahren), sukzessive wurden auch die Ergebnislisten und Musterlösungen/-bordkarten online veröffentlicht. Und siehe da: trotz Abbruch an der stinkigen Fischgräte hatten wir noch den dritten Platz in der Klasse und den elften Platz gesamt Tourensport erreicht. Alle Achtung, das war so nicht absehbar gewesen. Aber, hinten kackt die Ente und man weis ja nie, wie anderen Teilnehmer unterwegs sind. Bei der näheren Interpretation der virtuellen Aushänge zeigte sich, dass wir bis zum Schluss extrem gut unterwegs waren: nur 2 Fehler in BK 1 (eine Kontrolle auf der Idealstrecke übersehen u. eine Kartenmanipulation nicht erkannt) und bis zur Gräte des Todes hatten wir NULL Fehler in BK 2. Dann aber fehlten uns durch den Abbruch ganze 11 Kontrollen. Tja, hätte hätte hätte. Aber es bleibt dabei: es war richtig abzubrechen. Man sollte weder Nerven, noch Ehe oder Gesundheit für so ein dummes Zeug mutwillig aufs Spiel setzen. Besonders schade und kritikwürdig finde ich aber, dass wir als Klassendritter bei der Siegerehrung noch nicht einmal erwähnt wurden. Pokal gab es auch nicht, wegen der strengen 33% Regel. Aber bei den Touristen für jede 5 cm Abstand ein Loblied und Massenausgabe von Pokalen…
Die extremen Zeitprobleme hatten wohl fast alle Teilnehmer, die Wertung wurde auch entsprechend angepasst. Leider wurde nicht kommuniziert, wie das erfolgte.
Fazit: Wirklich sehr anspruchsvolle Fahrt in der Klasse TS, die m.E. nicht mehr tourensportlich war, sondern eher sportlich. Extremes Kontrastprogramm zu Oelde, von Langeweile keine Spur. Die Aufgaben waren alle sehr gut gemacht und die Organisation professionell. Sehr schöne Streckenführung. Der Fahrleiter (sportlich) hat aber scheinbar wenig Gespür für die Machbarkeit der gesamten Veranstaltung. Mehr, mehr, mehr. Viel hilft nicht immer viel. 50 km weniger Strecke, mehr Zeit oder (besser) weniger Aufgaben und das Bild wäre ein ganz anderes gewesen. Gerne Fischgräten einstreuen, aber nicht in diesem Umfang – das ist dummes Zeug. Eine Siegerehrung ohne vorherigen Aushang zu machen, das geht nicht. Schon gar nicht bei einer sportlichen Rallye mit Anspruch. Die Siegerehrung selber könnte auch besser und für alle Teilnehmer wertschätzender gestaltet werden. Eine solche Fahrt mit der Vielfalt an Aufgaben will gut und mit Konzentration ausgewertet werden. Da macht es keinen Sinn, sich seitens des Veranstalters so unter Zeitdruck zu setzen. Nachträgliche Korrekturen sind nicht mehr möglich und man schaut ggf. in die Röhre. Sehr positiv ist es, dass der Fahrleiter im Nachgang noch umfassende Auskünfte per Email gibt. Das wäre aber ggf. vermeidbar, wenn es, wie schon geschrieben, am Veranstaltungstag selber, jedenfalls vor der Siegerehrung, einen vernünftigen Aushang gegeben hätte. Das Ambiente am Tivoli ist sehr rustikal und von einem Flair á la Oelde Lichtjahre entfernt. Auch die Verpflegung kann mit den Ankündigungen im Vorfeld nicht mithalten. Insofern bleibt ein etwas zwiespältiges Bild, wobei ich die Umstände von Auswertung, Ergebnisveröffentlichung und Siegerehrung als Hauptkritikpunkte sehe. Hier kranken aber einige Veranstaltungen im Konflikt zwischen Auswerter (braucht Zeit) und Veranstalter (will schnell eine Siegerehrung). Das war oder ist bei den kontaktlosen Veranstaltungen besser gelöst.