Die zweite Independent Sommer Ori fand wieder im Umkreis von Bielefeld statt. Von Münster aus ist die Anreise zu diesem Ort, den es ja eigentlich gar nicht gibt, nicht ganz so einfach. Man fährt schon über eine Stunde und so kam ich gerade rechtzeitig zu unserer Startzeit um 13:50 Uhr am Anwesen von HR an. Mit Startnummer 11 waren wir fast ganz hinten im Starterfeld, der Rest der verschworenen Gemeinschaft war zu diesem Zeitpunkt bereits unterweg,s kleine Aufgabenteile suchen. Der Name „Sommer Ori“ war dieses Mal wörtlich zu nehmen: bei Temperaturen bis zu 34 Grad war es eine wirklich heisse Veranstaltung, nicht nur wegen der Pin Ups im Roadbook. Aber, mit Klimaanlage und gekühlten Getränken an Bord lies es sich dann doch ganz gut aushalten. In einem offenen Cabrio hätte man sich allerdings was weggebrannt. Waren aber auch keine Cabrios am Start. Dafür aber ein doch recht illustrer Teilnehmerkreis, der dieses Mal etwas anders zusammen gesetzt war.
Fünf Minuten vor der Startzeit bekamen wir also Roadbook und Fahrerbrief, dann hiess es erstmal: rechts ran, Motor aus, und die Unterlagen studieren. Der Fahrerbrief bot keine Überraschungen, sondern war purer Independent Ori-Standard. Sehr gut. Also keine komischen Regeln, wie „auf die B58 nur rechts auffahren“ oder „Pfeile teilweise gegenläufig“. Das Kartenmaterial war sehr gut, extrem scharf auch bei kleinen Maßstäben und das Roadbook sehr stabil (fast Karton) mit einer Metall-Spiralbindung.
Es ging also los und direkt, ähnlich wie im Vorjahr, erst einmal ein-zwei Kreisel sehr nah am Start. Hier waren im Vorjahr einige Gegenläufigkeiten eingebaut gewesen und auch dieses Mal roch es doch sehr danach. Auch gab es wieder diverse kleine rote Punkte, die man nicht übersehen durfte. Bei „Hollen“ dann aber ganz unvermittelt ein kleines Dreieck mit hohem Gras und gleich zwei Baumaffen. 66 oder die 4 – was war hier gewollt? Ganz klar, hier lauerte eine der inzwischen typischen HG-Kartenfehler. Daher also 66 negativ und einmal spitz an der 4 vorbei. Ha! Das ging ja gut los.
Die Kartenübergänge waren auch das ein und andere Mal etwas kritisch, aber der Weg über „Stodiek“ zur Aufgabe 2 war gut zu finden.
Aufgabe 2 und im Anschluss Aufgabe 3 war der erste Höhepunkt der Fahrt. Hier stand die erste DK, die insgesamt vier Mal angefahren werden musste. Der Posten hatte somit gut was zu stempeln. Rund um die Höfe Schurmann (Cafe im Hühnerstall), Tiekmann, Daut, Kleine Dütting, Rolf und Kreft fuhr man so viele Schleifen, das man wirklich sehr gut aufpassen musste. Das Motto lautete hier: Auf Gegenläufigkeit achten! Einbahnstrassenprinzip und Kreuzungsverbot wurden groß geschrieben, wie auch im weiteren Verlauf der Fahrt. In Aufgabe 3 kam man hier dann noch einmal vorbei und musste eine weitere große Schleife fahren. Wir hatten uns schon gefragt, ob die „68“ hier irgendwie falsch hängt, aber nein, das war eine gemeine Falle. Sind wir aber nicht rein getappt. Auch die anschließende Überlappung habe ich noch rechtzeitig erkannt.
Mit Aufgabe 4 folgte ein weiteres Highlight. Mitten im ländlichen OWL mussten 18 Aufgabenteile in der korrekten Reihenfolge gefunden und gefahren werden. Das Kleinhirn rauchte heftig, nicht nur wegen der 34 Grad Außentemperatur. Es gab so viele potenzielle Gegenläufigkeiten, dass man sich fast schwindelig fuhr. Die Wege waren hier zum Teil auch sehr schlecht, so dass man 3-4 Mal durch die gleichen Schlaglöcher rumpelte. Wenn der Fahrer deswegen auch noch scharf bremst oder fast vor den Baum fährt, dann schreckt der Beifahrer auch schon mal lautstark auf. Denn hier war allerhöchste Konzentration gefragt. Auch an der DK 2, die hier mitten im Nirgendwo an einer kleinen Strasse sehr geschickt postiert war, musste man drei Mal den Stempel holen. Wahnsinn. In diesem Abschnitt kam man übrigens auch mehrfach am Hof Loermann vorbei. Hier präsentiert die Fa. Claas ihre riesigen Landmaschinen. Und auch Oldtimer Rallyes aus Oelde bzw. von der WHF 500 waren hier schon zu Zeitprüfungen unterwegs.
Vor Beelen gab es eine kurze Transportetappe. Diese nutzten wir für eine kleine Biopause inkl. Kaltgetränken sowie Frikadelle und Mettwurst aus der Kühlbox. Frisch gestärkt ging es dann zurück und man war schon wieder im gedanklichen Einbahnstrassensystem der Aufgabe 4 gefangen. Höllisch aufpassen, noch einmal die 43 und dann ein weiteres Mal zur DK 2.
Nord-östlich von Herzebrock Clarholz eine Merkwürdigkeit. Ein roter Punkt als E markiert, dazu aber noch drei kleine schwarze Striche. Eine Fahrtleitermarkierung?! Einige vermuteten hier eine Wendekontrolle, die es aber auf der ganzen Fahrt nicht gab. Tatsächlich sollte der rote Punkt damit „weg“ sein. Dann machte das Ganze auch Sinn. Im Gegensatz zu anderen Teilnehmern haben wir uns hier nicht lange aufgehalten.
Auf der Rückfahrt zum Start = Ziel kamen wir jetzt von Süden wieder nach Marienfeld. Mhm, das sah recht einfach aus, eine weitere Transportetappe. Rechtzeitig noch erkannt, hier lauerte eine Kreuzungsfalle! Also links abgebogen, die Kontrolle noch einmal mitgenommen und dann erst nach Marienfeld. Hier war ich morgens auf der Anreise schon vorbei gekommen und hatte eine denkwürdige Schild-Kombination entdeckt. Ein grünes Weilerschild und ein gelbes Ortseingangsschild standen hier rechts in ca. 1 Meter Abstand hintereinander. Nun stand aber auf dem grünen Weilerschild „Kloster Marienfeld Gegründet 1185“. Mhm. Lange überlegt, dann aufgeschrieben. Für uns ein Weilerschild, da alle Anforderungen erfüllt (grün, gelbe Schrift, Format, etc.). Der touristische Zusatz war aber schon irritierend. Nachher erfuhren wir, dass dieses Schild nicht gewollt war (wurde aber fairerweise neutralisiert…).
Während die Zeit schon bedenklich runter tickte, wurden von den Fahrtleitern in der finalen Aufgabe 10 noch mal alle Ori-Register gezogen. Zunächst eine kleine Fischgräte zweimal um die 7 am Denkmal herum. Schön gemacht. Dann obacht, hier waren wir doch heute schonmal… Kreuzen und Gegenläufigkeit verboten. Also nochmal eine Schleife „unten rum“ bei Hollen über die L806. Dann wieder nach oben und zum Ziel. Nein, nicht ganz. Auf den letzten paar hundert Metern waren wieder Gegenläufigkeiten zur Aufgabe 1 versteckt, die man leicht übersehen konnte. Wirklich perfekt gemacht. Also nochmal eine Schleife, die 2 erneut aufgeschrieben, dann aber endlich ins Ziel. Hier kamen wir wirklich genau nach 4 Stunden und 20 Minuten an. In der laufenden Minute!
Im Ziel konnte man sich dann gegen eine kleine Spende mit Bratwurst, Bratkäse und Kaltgetränken stärken bzw. erfrischen. Es herrschte eine sehr schöne, entspannte Atmosphäre. Und natürlich wurde wieder über die diversen Aufgaben und Fallen gefachsimpelt. Da einige Teilnehmer aber noch eine recht lange Abreise hatten, leerte sich der Platz dann auch recht schnell.
Bereits am späten Nachmittag des Folgetages kamen dann die Ergebnisse und die Musterbordkarte. Anders als bei einigen OT-Rallyes der jüngeren Vergangenheit gab es hier nichts zu meckern und zu korrigieren. Mit nur einem Fehler (habe doch tatsächlich den Pfeilwurm falsch interpretiert) konnten wir uns an die Spitze setzen. Wow, und das bei diesem Gekreisel.
FAZIT
Es war wieder eine sehr gelungene Independent-Veranstaltung, bei der alle Stärken dieser Philosophie zum Tragen kamen. Kein Schnickschnack und Firlefanz, aber eine tolle Strecke und super gemachte Aufgaben. Lt. Fahrtleitung haben wir uns in einem Radius von knapp 20 km bewegt, sind dort aber ca. 140 km Aufgaben gefahren. Vorteil ist hier, dass fast alle Straßen und Wege offen sind. Mit wenigen Regeln gab es Ori Aufgaben vom Feinsten. Jede DK mehrfachst anzufahren und auch die normalen Baumaffen waren sehr gut postiert. Ich frage mich wirklich, warum so etwas nicht auch bei den „normalen“, großen Oldtimerfahrten möglich ist. Gerade dieses Jahr gab es da doch immer wieder Schwachpunkte bei dem „Was ist gemeint“ und bei den Auswertungen. Die Sommer Ori 22 war in dieser Hinsicht perfekt. Vielen Dank an HR und HG nebst Damen, die sich wirklich erkennbar viel Mühe gegeben haben. Wir kommen gerne wieder!