Hier der Nachbericht eines teilnehmenden Teams (vielen Dank dafür!)
Independent Winter Ori – Was wird uns da wohl erwarten?
Frank Schäfer hatte die Idee zu dieser Orientierungsfahrt im Winter. Und es wäre auch fast eine „richtige“ Winterfahrt geworden, hätte er den ursprünglich geplanten Termin am 13. Februar beibehalten. Unter der Woche hatte es besonders im Münsterland heftigst geschneit und einige Streckenabschnitte wären mit „normalen“ Autos und ohne Allrad schlicht unpassierbar gewesen. Eine gute Entscheidung war dann die folgerichtige Verlegung auf Anfang März.
11 teilnehmende Fahrzeuge hatten 20 Euro Startgeld entrichtet und trafen sich schon vor ihrer eigentlichen Startzeit am Möbelzentrum Höffner in Münster-Nord. Wahnsinn, wie Corona sonst stark frequentierte Parkflächen leerfegt. Dafür konnten wir uns dort unter eingehaltener Abstandsregel mit einigen anderen Teilnehmern sehr gut austauschen und haben viel gelacht. So etwas fehlt in Corona Zeiten ganz besonders…
Fünf Minuten vor 13 Uhr bekamen wir unsere Fahrtunterlagen bestehend aus Fahrerbrief und Bordbuch. So konnte „Manni“, mein Beifahrer, schon mal einen Blick auf die vor uns liegenden Orientierungsaufgaben werfen. Kompliment an die Organisatoren: die Aufgaben waren eindeutig gestellt, die Kartenskizzen im Bordbuch sehr sauber ausgeführt und der Fahrerbrief war so formuliert, dass eigentlich keine Fragen offen blieben, doch dazu später noch eine Bemerkung.
Los ging es und mein „rechts sitzendes Gehirn“ schickte mich prompt in genau die entgegengesetzte Richtung, als vom Fahrtleiter vorgesehen. OK. Das hatten wir ziemlich schnell gemerkt und schnell gewendet, um die Fahrt in die richtige Richtung aufzunehmen. Durch Gievenbeck, einen Münsteraner Vorort mit gefühlten zwanzig Ampeln, führte die Strecke zunächst. Am Ortsausgang konnte ich dann endlich mal das Gaspedal dorthin drücken, wo es sich am Wohlsten fühlt, nämlich in die Nähe des Bodenbleches! Schließlich hatten wir ja schon reichlich Zeit verloren. Doch es sollte noch schlimmer kommen: Gerade als ich so schön mit Gas geben beschäftigt war, brüllte mein Beifahrer: „Scheiße, umdrehen!!!“ Er schickte mich wieder über die gefühlten zwanzig Ampeln durch Gievenbeck zurück in die Nähe des Startplatzes. „Mensch, wir müssen doch auch die ersten Buchstaben der gelben und grünen Ortseingangsschilder aufschreiben, das hab ich grade erst gelesen…“ Hätte „Manni“ das mal vorher gemacht, dann wäre unsere Karenzzeit nicht schon so kurz nach dem Start auf eine gute Dreiviertelstunde geschrumpft. Egal! Weiter ging es und ich frage noch: „keine kleinen Punkte oder Überlappungen?“ Nach einem spontanen ‚Nein‘ von der rechten Seite, folgte unmittelbar wieder das vorher zitierte Wort und so konnte ich gerade noch den Blinker setzen und auf den vorgeschriebenen Weg links auf die kleine Straße vor der L529 abbiegen. Wir nahmen den kürzesten Weg um die Überlappung zu fahren, was sich jedoch als falsch herausstellen sollte, da die Anbindung zur Landstraße nicht doppellinig war. Unser erster „richtiger“ Fehler! Die beiden Punkte an Burg Hülshoff wurden richtig erkannt und gefahren, auch Aufgabe 3 barg keine Schwierigkeit. Kurz darauf führte die wirklich schöne Strecke am Longinusturm, der höchsten Erhebung im Münsterland vorbei. Den Punkt und den Parkplatz in Aufgabe 5 hatte mein Co-Pilot auch gesehen und so kamen wir auf dem Weg zur DK am Ortseingang von Billerbeck vorbei. Mein Kommando nach rechts lautete: „bitte ein Bi aufschreiben!“ Dass wir die Schilder allerdings sowohl rechts als auch links aufschreiben mussten, war uns wohl auf den bisher absolvierten Kilometern entfallen…
Egal, wir hatten es ja nicht bemerkt und freuten uns, an der DK nicht nur über einen Stempel in der Bordkarte, sondern auch über ein Wenig Nervennahrung in Form von kleinen, rechteckigen Schokoladen (die Schleichwerbung verbietet an dieser Stelle die Nennung der Marke!). Weiter ging es nach Osthellen, wo ein Dreieck komplett zu fahren war. Die einzige, an dieser Stelle vorhandene Möglichkeit, ein Kontrollschild anzubringen, war eine einsam in der Landschaft stehende Telefonzelle. Genial, dass diese wohl ausrangierte Sprechkabine dort noch nicht der Moderne weichen musste. Noch genialer war allerdings der Blick der Landfrau, die mit ihrem Besen dort für Reinheit sorgte, wo man eigentlich keinen Besen benötigt. Was mag diese Frau sich wohl gedacht haben, als insgesamt 11 Autos ausgerechnet bei ihr vorbei gefahren sind.
Anmerkung des Fahrleiters: die alte Telefonzelle hat heute noch eine Funktion: es ist eine Waage für LKW bzw. Landwirtschaftliche Gefährte…
In Aufgabe 7 hatten wir den Punkt rechts unten in der Karte erkannt, nicht aber den kleinen Punkt neben der Karten Beschriftung COESFELDER…
In Aufgabe 8 haben wir gleich zwei Fehler gemacht. Einmal die unterbrochene Doppellinigkeit nicht erkannt und später das untersagte Kreuzen missachtet. Auch egal. Die Benediktiner Abtei Gerleve hat uns mit ihrem grandiosen Anblick für alles entschädigt und die Gedenkminute für den heiligen Liudger, der in der Nähe und in grauer Vorzeit dort das Münsterland gesegnet haben soll, hat uns völlig aus dem Rallyekonzept gebracht. Auf dem Parkplatz am Kloster diskutierten wir im Auto, ob die 88 nun 2 oder dreimal zu notieren war. Für mich eindeutig, da man das Schild 3x passierte. Schön, wenn auch ein Veranstalter den absolut kürzesten Weg (nochmal über die K53) nicht erkennt. Dann wäre die Kontrolle nämlich nur einmal zu notieren gewesen… Fair fand ich allerdings die Auswertung, die beide „Lösungen“ strafpunktfrei beließ.
Für etwas Unruhe im Auto sorgte dann noch der fünfte Pfeil in Aufgabe 11, der für mich klar links herum zu fahren war. Und weil ich das Lenkrad und die Pedale bediente, bin ich auch so gefahren…
Zum Schluss musste dann noch eine nett gemachte Punktskizze im Gewerbegebiet richtig befahren werden (Einbahnstraße beachten!) und mit 16 verbrauchten Karenzminuten erreichten wir mit glühenden Bremsscheiben das Ziel. 3 Fehler müssten wir haben, glaubten wir. 9 waren es nach der Auswertung. OK. Wieder was gelernt und auch, dass das Kartensymbol am Ortseingang von Darup die Doppellinigkeit nicht aufhebt. „Ich könnte schwören, legte ich mich mit Frank an…“ Zu meiner Entschuldigung sei aber gesagt, dass ich nur den Teil „Es sind nur durchgehend doppellinige Straßen nach Karte zu befahren“ im Gedächtnis hatte, nicht aber den Hinweis zu den Veranstaltermarkierungen („Normale Kartenbeschriftungen (z.B. Ortsnamen) unterbrechen die Streckenführung nicht).
Als Fazit dieser kleinen, aber feinen Winter-Ori darf man festhalten: sehr schöne Strecke, sogar mit kulturellen Highlights gespickt, klare Aufgabenstellung, gut gemachtes und fehlerfreies Bordbuch, sehr freundliche Helfer an Start, Ziel und der DK. Außerdem durchweg nette Teilnehmer und was das Beste war: den ganzen Tag Sonnenschein, der uns gestattete „oben ohne“ fahren zu können.
Eine Bitte hätte ich aber noch: genau so weitermachen, bitte. Gerne auch mit etwas höherem Nenngeld und max. 20-30 Autos! Dafür fahren wir sehr gerne nach Münster!
Jochen Schnell