Aller guten Dinge sind DREI. So startete am 16.10.2021 die Independent Herbst Ori in Remscheid im BMW Autohaus Kaltenbach als dritter und vorerst letzter Teil der Independent Ori Serie 2021. Sozusagen Saisonabschluss. Als Fahrtleiter konnte ein echter Profi gewonnen werden: Jochen Schnell aka Jörg Stursberg aka der Kameltreiber. Damit deutete sich schon an, was später Gewissheit werden sollte: Eine Fahrt mit hohem Qualitätsanspruch. Es begann schon gut am Autohaus (die ich ja sonst nicht so mag…): Ausreichend WCs… leckere belegte Brötchen…. frischer Espresso aus dem Automaten! Sehr gut gemacht. Hier fand auch eine kurze Einweisung in die Unterlagen und die Kontrollschilder statt. Es gab ausreichend Zeit für ein 2. Frühstück und um sich die ausgestellten Boliden von BMW und Mini anzuschauen. Aber dann genug gelabert und Punkt 12.34 Uhr bekamen wir am Start das Roadbook und es ging los auf die Strecke.

Die Streckenführung startete mit sieben Chinesenzeichen und führte direkt hinter dem Autohaus / Gewerbegebiet ins Grüne. Tolle Landschaft und kleinste Strassen. Dann kam auch schon die erste Finte. Ein Kreisverkehr wurde durch mehrere Chinesen teil-dargestellt. Sozusagen die HG-Gedächtnisaufgabe. Fanden wir recht eindeutig, andere Teilnehmer kamen hier aber schon „in Schweiss“. Wie aber fährt man exakt 158m im Kreisverkehr ab? Der GPS-Tripmaster hat hier gestreikt (was mir auch neu war) und so mussten wir auf die gute alte KM-Rolle zurückgreifen…

Danach ging es nach Luftbild und roten Aufgabenteilen einmal-zweimal rund um die Volksbank. Sehr schön gemacht.

Im Anschluss erreichten wir eins der typischen Gewerbegebiete. Hier war das Einbahnstrassensystem aufgehoben bzw. man konnte Pfeile teilweise entgegen der Pfeilspitze fahren. Den kleinen roten Punkt in „Firma proroll“ habe ich erst spät gesehen. Darauf war ich dann so stolz, dass ich die anschließende Falle nicht erkannt habe. BÄNG – Kamel. Und der Fahrtleiter steht feixend am Strassenrand. Ja, so kennen wir das in Remscheid. Im Rückspiegel beobachten wir, dass andere Teams nicht in die Falle tappen und leicht frustriert setzen wir die Fahrt fort….

Wir erreichen in Wiehagen bzw. Hückeswagen das Gebiet der „groben Karten“, wie sie im Land der Kamele so typisch sind. Etwas grober Maßstab, etwas verpixelt und die roten Pfeile etwas „ausgelaufen“. Hier musste insb. der Beifahrer hellwach sein und alle Ecken der Karten mit der Lupe absuchen. Kleine rote Punkte warten hier gerne versteckt. Naja, rot? Eher so „dunkel-rot-schwarz“.

Diverse rote Pfeile und (getarnte) rote Punkte. Dazu Kartenfehler und negative Kontrollen mit dem Kamelstempel. Nette Damen, die winken und den bösen Stempel in der geballten Faust halten. Die Strecke führte über kleine und kleinste Strassen, aber ohne Poller!, durch das bergische und bergige Land. Einige Episoden erinnerten uns an vergangene Abenteuer auf der Hasten Historic, als noch der Kameltreiber die Zügel in der Hand hielt. Die Landschaft ist wunderschön. Die Fahrzeugwäsche am frühen Morgen vor der Fahrt hätte ich mir aber sparen können…. überall Erntezeit, Landmaschinen und viel Dreck… „Überall“ gab es auch Kontrollschilder, denn neben den eher spärlichen Baumaffen mussten auch Ortseingangs- und grüne Weilerschilder notiert werden. Und vor allem die Weilerschilder gab es mal im Dutzend billiger. An gefühlt jeder Mülltonne hing so ein Schild. Und es gab wieder diese lustigen Ortsnamen. Der Ortsname „Uelfe“ ist hier auch sehr beliebt, er kommt öfters vor und wird dann römisch durchnummeriert. Was ist nun beim Schild „II. Uelfe“ zu notieren? 🙂

Wir gurkten so durch das Bergische und langsam wurde auch die Zeit knapp. 3,5 Stunden Fahrzeit… laut Fahrtleiter toootaaaaaal viel Zeit. Nunja, es wurde knapp, obwohl wir uns eigentlich kaum verfahren haben. Hinter „Nächstebreck“ gab es dann eine kurze Pause: an der DK wurden leckere Spieße gereicht. Eine schöne Idee und für eine „independent“ Ori höchst ungewöhnlich. Allerdings trötete auch hier der Fahrtleiter, wir hätten ja noch sooooviel Zeit. Pustekuchen. Schnell weiter und den roten Punkt am Feuerwehrhaus noch mitnehmen.

Wir näherten uns so langsam dem Ziel. Vorher musste aber noch die Aufgabe der Aufgaben gelöst werden. Hier, in der Effringhauser Schweiz, waren wir auf Rallyes schon des öfteren gewesen. Zuletzt erst vor einer Woche bei den Ruhrblitzen.

Nr. 11 und 12 boten noch einmal klassische Kamelaufgaben. Vor allem die hier typische Aufgabenstellung „betrachten Sie die Karten und das Luftbild als Einheit“. Das führt dann immer zu erhöhter Kleinhirnaktivität. Die Karte war schon relativ anspruchsvoll, dazu musste dann noch das Luftbild integriert werden. Auf dem Parkplatz dort stand nicht nur eine Stempelkontrolle, hier waren auch diverse Motorradfahrer unterwegs (Fahrschule). Dort wo Frau Dr. No die 67 versiebt hat, ging es ganze vier Mal an der „14“ vorbei und dann wieder über den Parktplatz zur DK. Jetzt waren wir schon 6 Minuten über der Sollzeit….

Ins Ziel brettern? Nicht ganz, denn vorher gab es NOCH eine Gegenläufigkeit zu beachten. Gehirn statt Gasfuss. Bzw. noch besser: beides! Hier und heute ging es nicht „op dä höh“ mit einer dünnen Suppe, sondern zum Restaurant Waldhof. Sagenhaft gelegen, fast wie in den Alpen. Das Ambiente hier ist etwas ranzig, aber das Essen top und der Service auch sehr gut. Schön, dass man diese Independent Ori nicht wie im Winter vorher bei den goldenen Bögen auf dem Parkplatz ausklingen lassen musste, sondern in einem echten Lokal 🙂 Benzingespräche inklusive…

FAZIT:

Ein sehr würdiger Abschluss der Independent Ori Serie im Jahr 2021. Sehr schöne Streckenführung in einem Rahmen, der mich doch sehr an die vergangenen Hasten Historic unter JS erinnert hat. Der Anspruch war hoch (die m.E. schwersten Aufgaben der Independent-Serie) und die Zeit wurde knapp. Dafür gab es aber auch vier besetzte DK (davon zweimal das Kamel), ein Frühstück, Spieße an der DK und ein Roadbook, das schon nach 5 Minuten auseinander fällt. Die Karten waren etwas grob, aber das war letztlich nicht kriegsentscheidend. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass eine schöne Ori / Rallye keinen grossen Aufwand braucht und auch keine „großen Namen“. Es ist die Leidenschaft, die zählt. Daher einen großen Dank an Jörg und sein Team. So nähern wir uns dem Winterschlaf und freuen uns auf eine hoffentliche Neuauflage in 2022.