Die Veranstaltungen des MSC Rothenuffeln („Rothenufffeln? Wo liegt das denn?“) hatte ich lange Zeit nicht auf dem Schirm. In 2020 hatten Behre und ich jedoch die Gelegenheit, an der kontaktlosen Ori teilzunehmen (Bericht hier) und waren begeistert. Sehr innovativ, mit dem Laptop auf dem Schoß im Auto über mehrere Etappen feinste Ori in wunderschöner Landschaft. Auch sonst ist der Verein für Neuerungen sehr aufgeschlossen: Musterlösungen gibt es z.B. als YouTube-Video erklärt.
Keine Frage also, dass eine Mitfahrt bei der eher klassischen „Wiehenfahrt“ auf dem Programm stand. Diese kommt recht harmlos daher, aber der Blick auf Ergebnisse und Lösungen des Vorjahres zeigt: das stimmt nicht so ganz. So gab es im Vorjahr einige Gemeinheiten, Stichwort: Überlappungen! Im Vorfeld musste ich den Fahrtleiter mit diversen Umnennungen nerven, die aber leider nötig waren, da mir sowohl Beifahrerin als auch Fahrzeug abhanden gekommen waren. Zum Glück gab es Ersatz 🙂
Bereits 14 Tage vor dem Veranstaltungstag wurden ausführliche Informationen ins Netz gestellt. U.a. auch hilfreiche (?) Hinweise, wie denn das Rallyeschild korrekt zu montieren ist. Viel relevanter in diesen Zeiten ist aber das Hygienekonzept, ohne das ja nichts mehr geht. Der Veranstalter hat lt. Eigenangaben den Anspruch eine „so normal wie mögliche, verantwortungsvoll geplante Oldtimerrallye auf die Räder zu stellen“. Das ist erst einmal sehr löblich. De facto hat man dann einen Mix von „kontaktlos“ und Präsenzveranstaltung.
Relativ „bunt gemischt“ war auch der Teilnehmerkreis. Erstmalig war die Veranstaltung mit 75 Fahrzeugen auch ausgebucht. Das positive Feedback aus dem Vorjahr hatte sich wohl herum gesprochen und auch viele erfahrene Teams und „Profis“ angelockt, die 2020 noch nicht dabei waren. Mit Blick auf andere Veranstaltungen, die über nachlassende Teilnehmerzahlen klagen, kann man feststellen: Qualität setzt sich durch.
Der Rallyetag beginnt mit der Anreise aus Kamen bzw. Münster. Zum Glück ist unser Start erst für 12:29 h terminiert. So ist keine mitternächtliche Anreise erforderlich. Start- und Ziellokal ist das „Kurhaus Pivitsheide“ im absoluten Nirgendwo. Allerdings in der Nähe von „Tinas Gasthaus“, wo ja schon Teile der kontaktlosen Ori 2020 starteten/endeten. Man bekam direkt alle Fahrtunterlagen für den ganzen Tag und konnte die Zeit bis zum Start noch bei einem Kaffee abwarten.
Der Blick ins Roadbook zeigte… 2 Etappen mit kurzer Crepe-Pause, für jede Etappe eine Ori-Aufgabe und eine Sollzeitprüfung über 30 Sekunden – das sollte doch schaffbar sein.
Die Strecke der Rothenuffelner Wiehenfahrt macht ihrem Namen alle Ehre: Denn es ging auf sehr schönen Strecken insgesamt 4mal über den Bergkamm des Wiehengebirges. Die Chinesendarstellung im Roadbook war sehr groß und deutlich. Es gab die inzwischen fast üblichen Kreisverkehre (offen / geschlossen) und nur bei Chinese Nr. 90 kam der ein oder andere Ori-Fuchs ins Schwitzen 🙂
Die 1. Orientierungsaufgabe war für uns gut zu bewältigen. Hier musste auf Gegenläufigkeiten und Kreuzungsverbote geachtet werden. Einen Teil der Teilnehmer zerlegte es jedoch schon hier. Es war wieder faszinierend zu beobachten, wie die Fahrzeuge mal wieder aus allen möglichen Richtungen kamen und so weiter zur Verwirrung beitrugen.
Auch die SZP 1 war gut gestaltet: 30 Sekunden geradeaus auf einer leeren Allee. 3-2-1-ab! Zeitprüfungspremiere für meine Beifahrerin – hat doch gut geklappt!
Mittagspause an einer Oldtimerwerkstatt.
Kuck mal, Ludenbenze!
Zur Stärkung war ein „Crepe-Wagen“ angereist.
Aufgrund der 3-Gruppen-Konzeption hielten sich die Warteschlangen in sehr engen Grenzen.
Der kluge Fahrer baut vor und bringt sich seine Tupperdose mit.
Es gab eine kurze Mittagspause in einen Gewerbegebiet nördlich von Lübbecke in der Nähe des Kanals. Aufgrund der Fahrtkonzeption mit drei Gruppen á ca. 25 Teilnehmern gab es hier weder Parkplatzhektik, noch lange Schlangen am Fressstand. Die Pausenlänge konnte man zudem frei wählen, auch das eine Besonderheit der Fahrt. Keine ZK unterwegs – eine Organisationszeit von 4,5 Stunden von Start bis Ziel führt zu einer gewissen Entschleunigung.
Leider gab es auf der Etappe 2 auch einen unschönen Motorradunfall, der zu einer Streckensperrung direkt vor uns führte. Diese konnten wir aber nach Karte recht zügig umfahren. Später stellte sich heraus, dass die Sperrung auch nach ca. 20-30 Minuten wieder aufgehoben war, so dass die späteren Teams hier keine Einschränkungen mehr hatten.
Die zweite Etappe führte wieder auf die Südseite des Wiehengebirges und somit in Gegenden, die mir z.T. schon von der Kontaktlosen Fahrt bekannt waren. Hier ist alles Horst. Hüllhorst, Rauher Horst, Horstweg, Horstfeld, Schnathorst, Bockhorst, etc. Aber auch das schöne „Kümmerdingsen“ lag wieder am Weg. Ori-Aufgabe 2 hatte es in sich. Hier kam es darauf an, die Reihenfolge der teil-nummerierten Aufgabenteile (insb. Punkte) richtig zu interpretieren und mehrere Schleifen zum E zu fahren. Auch hier gut gemacht, aber kein zu übertriebenes Kopfzerbrechen.
Etwas mehr überlegen mussten wir bei der finalen kleinen Ori-Aufgabe unmittelbar vor dem Ziel. Hier kam dann doch noch die Rothenuffelner Spezialität „Überlappung zw. Chinese und Karte“ zum Einsatz. Anhand der Einfahrt zur Feuerwehr aber durchaus gut erkennbar. Dreimal die Kontrolle aufschreiben und dann war die Fahrt auch schon vorbei.
SZP 2: dieses Mal 30 Sekunden durch den Wendehammer.
Nett gemacht. An einer DK beim Hof des Fahrtleiters in Stift Quirnheim gab es Rosen für die Beifahrerin 🙂
Auf die gelungene Premiere erstmal ein Prost.
Fast wie im alten Käfer mit Blume im Cockpit.
Abendessen im Kurhaus mit kultigem und chlorigem Flair. Der umgebende Park ist sehr schön gestaltet.
Im bzw. vor dem Kurhaus Pivitsheide fand der Rallyetag dann einen recht chilligen Ausklang. Dank dem schönen Wetter konnte man draussen noch ein After-Rallye-Bier zischen und die vielbeschworenen „Benzingespräche“ führen. Das Kurhaus ist übrigens tatsächlich ein aktives Kurhaus. Davon kündete nicht nur der dezente Chlorduft beim Essen, sondern auch einzelne Kurgäste, die im Bademantel und mit Schlappen etwas verdattert die Szenerie bereicherten.
Als Teil des Kontaktlos-Konzeptes gab es keine Aushänge von Ergebnisse, etc. sondern eine laufende Online-Aktualisierung. Bereits um 19:15 Uhr „hingen“ die Ergebnisse im Netz und gegen 20 Uhr war die Siegerehrung auf der Open-Air-Bühne abgeschlossen – und zwar fehlerfrei! So geht es auch!
Auf unserer ersten gemeinsamen Fahrt konnten wir „null Fehler“ in der Bordkarte verbuchen und noch recht ordentliche Zeiten. Das reichte am Ende für Platz 3 in der Kategorie „Oldtimer“ und für den 4. Platz gesamt. Ein hervorragendes Ergebnis, vor allem wenn man bedenkt, dass es in Rothenuffeln nur eine Anspruchsklasse für alle gibt und damit blutige Anfänger mit Fortgeschrittenen und erfahrenen Sportlern in einer Gruppe fahren.
Bilder: DGS Photo
Fazit:
Der gute Eindruck der letztjährigen virtuellen Ori hat sich bei der Wiehenfahrt 2021 bestätigt. Der Fahrtleiter verzichtet zwar auf einige traditionelle Zutaten (keine Unterwegs-ZK, keine Alterklassen der Fahrzeuge, keine Spezialpreise, etc.) schafft aber vielleicht gerade so eine angenehm entspannte Fahrt, bei der es aber nicht an Anspruch fehlt. Am Ende hatten (nur) 7 Teilnehmer über alle Klassen null Fehler in den Bordkarten.
Die Streckenführung war wunderschön, das Roadbook gut lesbar & fehlerfrei und die Aufgaben kniffelig ohne Gehirntod. 4,5 Std. Fahrzeit inkl. Pause und ca. 130 km Strecke waren sehr angemessen. Man kam nicht gestresst im Ziel an und hatte auch nicht das Gefühl, dass sich die Strecke am Ende hin zieht oder unnötige Längen gefahren werden.
Sagenhaft die Leistung bei der Auswertung. Und besonders hat mir die rundrum freundliche, entspannte Atmosphäre gefallen (auch die im Cockpit 🙂 ). Wir kommen gerne wieder!