VERANSTALTUNG

Bremerhaven / Cuxland-Klassik

Sportfahrer-Club Bremerhaven e.V. im ADAC

14.04.2024

TEAM

H.G. Sonnendecker / Frank Schäfer

auf

Volkswagen Golf 2 („Pasadena“) 1,6l / 71 PS

Ausgeschrieben waren drei Klassen: A, B, und C. Das entspricht den üblichen Gruppen Wanderer, Touristen, (Touren-)Sportler. Nicht nur aufgrund der Cup-Relevanz waren wir in C unterwegs. Leider gab es dort nur 4 genannte Teams, drei davon erreichten das Ziel.

Ähnlich wie am Vortag in Herford gute Wetterbedingungen: Sonnenschein, kein Regen – aber küstenbedingt eine steife Briese und es war eher kalt. Zum Fahren aber eigentlich ideal.

TEILNEHMER-BERICHT

Organisation (vor und während der Veranstaltung)

Die Veranstalter auf Seiten des SCB sind „alte Hasen“ und veranstalten noch den bekannten Rallye Sprint, eine Retro Rallye und Slalom-Veranstaltungen. Daher erwartet man eine durchaus routinierte Organisation. Zumindest bei der Anmeldung, der Infos im Vorfeld, auch der Fahrzeugänderung, war dem auch so. Auch den Fahrerbrief gab es online schon im Vorfeld.

Am Tag selber hat sich das Bild jedoch etwas eingetrübt. Die Cuxland Klassik ist eine der traditionellen Rote-Augen-Rallyes. D.h. morgens sehr früh raus. Lt. Zeitplan „Check In“ ab 7.30 Uhr und Fahrerbesprechung um 8.30 Uhr am Sonntag morgen. Autsch. Wenn man dann noch am Vorabend 3 Autostunden aus Herford angereist ist, dann ist das kein Vergnügen. Dieses Schicksal hatten wir natürlich selber gewählt. Jedoch: Beim Eintreffen wartete die preussisch-korrekte technische Prüfung auf uns, was auch im Vorfeld bekannt gegeben wurde. Prüfungsumfang: „Beleuchtung, Bereifung, Festsitz der Batterie und Stand der Bremsflüssigkeit“ (sic!). Nein, es war nicht der 1. April. Und ja, das war ernst gemeint. Zum Glück war ich nur der Beifahrer und ich habe HG die Betreuung des Chefinspektors überlassen. Alles ok, aber leider gab es keine TÜV-Plakette. Die Papierabnahme war ähnlich penibel. Liegt vielleicht an der Luft. Auch die Fahraufträge werden hier als „Fahrbefehl“ bezeichnet. Jawoll, Sir! Fahren, Sir! 🙂

Auf die Probleme bei den WPs gehe ich weiter unten ein.

Die Mittagspause war auf einem windigen Parkplatz in Cuxhaven. Auch hierzu mehr unter *hüstel* Ambiente. Kann man alles so machen, nur dann muss man auf diesem Parkplatz keine 1,5 Std. ausharren. Das war suboptimal geplant.

Es mag insgesamt am Personalmangel gelegen haben, wir haben recht wenige Helfer und DKs, dafür aber überall den Fahrtleiter, rödeln gesehen. Dann kann es auch schon mal die falsche Re-Start-Zeit geben. Am Bemühen hat es jedenfalls nicht gelegen.

Note: 3

Strecke

Absolutes Highlight der Veranstaltung war die ausgearbeitete Strecke. Von Bremerhaven aus ging es über kleine Straßen nach Cuxhaven, dort dann durch den Hafen und über eine Schleuse und dann hinter dem Deich wieder zurück zum Start. Diese Strecke war wirklich gut ausgesucht und hatte einiges zu bieten. Insbesondere das maritime Flair hat mir sehr gut gefallen. Ich war noch nie zuvor in meinem Leben in dieser Ecke von Deutschland unterwegs und aus dieser touristischen Perspektive heraus hat sich die Anreise absolut gelohnt.

Note: 1

Roadbook und sonstige Fahrtunterlagen

Gefahren wurde nach einem klassischen Roadbook mit fester Spiralbindung. Der Kartendruck war zum Teil sehr pixelig, dazu Kartenaufgaben auf Basis von Google Maps. Das sehe ich grundsätzlich eher kritisch, aber bei dieser Veranstaltung war das gar kein Problem. Die Ausführungen im Fahrerbrief waren in „Arial 8pt“ auf einer DIN A4-Seite zusammengefasst. Kann man so machen, muss man als Teilnehmer dann aber wirklich sehr konzentriert lesen. Insgesamt kann man bei den Fahrtunterlagen aber nicht meckern.

Note: 2+

Aufgabenstellung

In der Gruppe C gab es eine Kombination aus chinesischem Roadbook und insgesamt 10 Kartenaufgaben mit Skizzenteilen. Dazu zwei Wertungsprüfungen. Das ist ein guter Mix. Das Anspruchsniveau der Kartenskizzen war jedoch eher gering. Wenn man, wie wir, von Herford anreist, vermutet man überall Fallen – diese gab es hier jedoch nicht. Dafür ein paar Unsauberkeiten und „war nicht so gemeint“-Passagen. Das führte bei der Auswertung noch zur Neutralisierung von zwei Kontrollen und einem Anruf von mir beim stv. Fahrtleiter, der sehr gerne und freundlich Auskunft gab, was gemeint ist.

Ähnlich wie bei anderen norddeutschen Oris (Delmenhorst, Lengerich) gingen 90% der Ori-Etappen durch Ortschaften/Dörfer. Hier wieder die (rhetorische) Frage: muss das sein? Etwas kniffelig bzw. verwirrend waren die jeweiligen Übergänge Chinesen-Karten-Chinesen. An mehreren Stellen passte die Kilometrierung aus meiner Sicht nicht, was aber auch mein Denkfehler sein kann. Die Chinesenaufgaben waren durchweg sehr einfach. Keine besonderen Kreisverkehre, keine komplexen Chinesen. Die Kartenaufgaben waren ebenfalls vergleichsweise einfach.

Insgesamt aus meiner Sicht kein wirklich angemessenes Niveau für eine sportliche Wertung, auch wenn wir sicherlich noch vom Vortag geprägt waren. Aber auch insgesamt zeigten sich bei den Ergebnissen kaum Fehler in den Bordkarten. Hier dürfte es gerne ein wenig „mehr“ sein in Sachen Anspruch (und Eindeutigkeit).

Note: 3-

Wertungsprüfungen

Die Fahraufträge wurden ergänzt durch zwei Zeitprüfungen. Einmal lautete der Fahrbefehl: „Fahren Sie von A nach E mit einem Schnitt von 33 km/h auf der gesamten Strecke“. Aha, also eine echte GLP mit geheimer Messung? Nicht ganz. An der Strecke standen zwar nach ca. 500 Metern zwei kleine Lichtschranken. Wie sich später herausstellte, waren das aber nur Attrappen. Die Messung fand als normale SZP am Ende statt. Kleines Späßle?

Fast am Ende der Fahrt, wieder in Bremerhaven, gab es dann noch eine Zweier-WP als Rundkurs im Gewerbegebiet. Fand ich auch gut angelegt. Leider setzt der Sportfahrer-Club etwas veraltete Zeiger-Uhren am Start ein (Start nach Funkuhr, nicht nach Lichtschranke). Diese waren eher unglücklich platziert. Einmal direkt am Boden, am Vorderrad des Transporters, und einmal in der offenen Türe. Auch die Instruktionen des Postens dort wirkten eher wackelig. Hier festigte sich der Eindruck der eher dünnen Personal- und Ausstattungsdecke, insb. wenn man mit Oelde, Herford oder auch Hagen vergleicht.

Am Ende waren die für die WPs ausgewiesenen Zeiten diskussionsbedürftig. Sehr, sehr viele Teams hatten sich Max.-Zeiten eingefahren (4,9 Strafpunkte = 5 oder mehr Sekunden Abweichung!). Und auch unsere Zeiten waren mit u.a. 1,4 oder 1,6 Sekunden Abweichung etwas merkwürdig. Wir vermuten ein Problem mit der Synchronisierung der Zeituhren und der Lichtschranken. Schade, denn die Aufgaben „an sich“ fand ich gut gemacht.

Note: 4

Verpflegung und Ambiente

Mit 120 EUR Nenngeld ist die Cuxland Klassik kein „Billigheimer“. Und es ist auch keine Halbtagesveranstaltung wie z.B. in Delmenhorst. Vor diesem Hintergrund war das Gebotene zu dürftig.

In Bremerhaven waren Start und Ziel im „Haus am Brink“, so eine Art Mischung aus Restaurant, Kantine und Gemeinschaftszentrum. Leider recht weit draußen und ohne maritimen Flair. Ich habe mir vor Ort in das Beifahrertagebuch notiert: „Muffiger Geruch, 1970er Flair, gruselige Atmosphäre“. Sorry, aber so ist es gewesen. Im Jahr 2024 bin ich immer wieder erstaunt, welche „Zeitreisen“ man gastronomisch unternehmen kann. Es gab kein Frühstück, sondern ein Lunchpaket im Plastikbeutel. Auch hier: das enthaltene „Futter“ fand ich recht ordentlich und auch auskömmlich, aber die Vertütung in dünnstem Zellophan war ästhetisch eine Katastrophe. Bitte mal in Arnsberg oder Herford anrufen, wie man sowas auch stilvoll hinbekommt. Kaffee war vor Ort mit 2,50 je Tasse zu vergüten. Zum Glück hatten wir im Hotel schon gefrühstückt (Hotel Im Jaich, sehr schön, nicht preiswert, aber sehr empfehlenswert am Yachthafen gelegen).

Der Fahrtleiter erwähnte im Rahmen der Fahrerbesprechung eine Mittagspause mit Campingtisch. Ein Scherz? Mitnichten. Die Mittagsrast war ein großer Parkplatz im Hafen von Cuxhaven. Dort waren am Wohnmobil Minifrikadellen, Käsewürfel, weitere Tupperdosen und Kaffeekannen platziert. Wirklich liebevoll gemacht, aber doch sehr rustikal. Sowas erwarte ich vielleicht bei einer Independent Ori, aber nicht bei einem Wertungslauf zur Classic Car Challenge oder dem Norddeutschem ADAC Oldtimer Cup. Dazu kam die leidige WC- Frage. Gab es angeblich im angrenzenden Auswanderungsmuseum. Jedoch: wer dort war konnte von Zuständen wie auf südfranzösischen Autobahn-Toiletten der 1970er Jahre berichten. Betreten nur mit Gummistiefeln, Maske und vollem Impfstatus empfohlen. Und dann hatte man hier weit mehr als eine Stunde Aufenthalt! Sehr schade, denn Cuxhaven hat doch auch sehr schöne Hafenecken zu bieten!

Zurück im Haus am Brink gab es dann zügig das gebuchte Tellergericht. Ging ok, mehr aber auch nicht. Kein Vergleich zum TOP-Catering am Vortrag in Herford. Man bedenke: Herford 155 EUR, Cuxland 120 EUR. Die 17,40 EUR „Aufpreis“ pro Person zahle ich doch sehr gerne. Bzw. die manchmal, auch von mir, geäußerte Kritik an hohen Nenngelder relativiert sich, wenn man den Gegenwert betrachtet. Das Preis-Leistungsverhältnis in Bremerhaven hat somit nicht gepasst.

Note: 4-

Auswertung und Ergebnisaushang

Im Ziellokal hingen bei unserem frühen Eintreffen schon die Musterlösungen und Musterbordkarten – sehr vorbildlich. Leider gab es dann einige Diskussionen Die 2 und die 26 wurden neutralisiert, da zumindest zweitweise „vom Winde verweht“. In der Aufgabe, sorry: im Fahrbefehl Nr. 46 gab es eine noch kürzere Strecke, als wie vom Fahrtleiter gewollt. Also wurden auch hier 2 Kontrollen neutralisiert. Das war insgesamt sehr fair und angemessen. Sollte aber in Zukunft auch eine bessere Qualitätssicherung bei der Routengestaltung zur Folge haben.

Bei den Ergebnissen der WP stimmte so manches nicht oder war zumindest grob erklärungsbedürftig (siehe oben). Diese Werte wurden nicht mehr korrigiert. Für uns hatte das keine Relevanz, aber andere (sehr erfahrene) Teams in anderen Klassen waren recht angefressen. Insofern hier eine sehr subjektive Bewertung.

Note: 2+

Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung

Die Siegerehrung fand ich sehr angemessen. Die Pokale traditionell, aber durchaus hochwertig. Dazu gab es noch zwei Flaschen Sekt je Team für den Gesamtsieg A, B bzw. C. Der Fahrtleiter stand für jedwede Frage oder Anmerkung bereit.

Note: 1

Anmerkungen und Besonderheiten

Ca. 1.000 Kilometer in zwei Tagen durch Deutschland auf zwei Oldtimer-Rallyes, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dazwischen ein nächtlicher Stopp am Rasthof Busch-Atter an der A1 bei Osnabrück. Hier noch 5 EUR gelöhnt für den Parkplatz. Man erlebt doch so einiges, wenn man unterwegs ist.

Am Sonntag vormittag stellte ich mir die Frage, warum ich mir das nur wieder antue. Nachmittags ging es dann besser. Und die Strecke war wirklich sehr schön. Unser Behelfsmobil hat ohne Murren funktioniert: nicht umsonst gilt der Golf 2 als eines „der“ Langzeitautos der frühen 1990er.

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FAZIT

Die Bremerhaven/Cuxland-Klassik ist irgendwo zwischen rustikaler Ori und schöner Ausfahrt (Genuss) positioniert. Nur, für den Ori-Fahrer sind die Aufgaben zu einfach, für den Genussfahrer passt das Ambiente nicht. Insbesondere an letzterem sollte hier unbedingt gearbeitet werden. Die (maritimen) Rahmenbedingungen sind vor Ort doch so gut, da sollten mehr Stil und Flair möglich sein. Bitte unbedingt das Start/Ziellokal wechseln. Wenn es dann noch etwas mehr Anspruch in den Aufgaben gibt, dann kommen wir gerne wieder. Und lassen den Chefinspektor wieder unter die Motorhaube schauen (die manchmal auch hinten ist… 🙂 )

Gesamtnote: 3

IMPRESSIONEN

Nach einem anstrengenden Rallyetag in und um Herford sowie weiteren 3 Stunden Anreise nach Bremerhaven erstmal einen Schlummi-Fix.

Das Hotel „Im Jaich“ ist wunderschön am Yachthafen gelegen. Der nächtliche Check In via Schlüsseltresor hat einwandfrei funktioniert. Das war nicht allen Spätanreisenden vergönnt…

Stilvoller Frühstückbereich im Hotel und gute Verpflegung. Jedoch eingeschränkte Parkmöglichkeiten und ambitionierte Preissetzung.

Haubentaucher in Aktion. Diese Form der technischen Abnahme empfinde ich als extrem anachronistisch bzw. übergriffig. Hat das Fahrzeug nicht TÜV und AU? Und pflegen Oldtimerfahrer ihre Gefährte nicht eher besser als Otto Normalverbraucher?

Start und Ziel im Haus am Brink. Schlagfertige Bedienung, schneller Service, aber ansonsten – sagen wir mal – sehr rustikal.  Für eine Ori voll in Ordnung, für eine cupgewertete Oldtimerrallye nicht angemessen.

Siehe Anmerkungen links. Am Meisten hat mich der komische muffige Geruch gestört.

Wollen Sie eine 2 kaufen? In Gegenden mit steifer Briese sollten die Baumaffen etwas stabiler angebracht werden. Diese Kontrolle wurde nachher neutralisiert, genau wie die 26. 

ZK an der Mittagspause. Das mit dem Campingtisch war also durchaus wörtlich gemeint. Warum man hier über eine Stunde ausharren musste, erschließt sich mir nicht. Gegenüber im Hafen gab es erkennbar schönere Lokalitäten.

Individuell und mit Liebe gemacht. Durchaus lecker. Dieses rustikale Ambiente erwarte ich aber eher bei einer traditionellen Ori… 

Scheisse, ist das kalt hier. Lass uns die Rest der Zeit im Auto warten.

AUFGABEN

Klassisches Roadbook mit stabiler Spiralbindung!

Die durchaus üblichen Regeln waren auf einer Seite zusammengefasst. Lesebrille hier erforderlich, bei der eigentlichen Fahrt dann weniger…

Die Aufgabenstellung war ein Mix aus Chinesen und eingestreuten Kartenskizzen.

Die Orientierungsaufgaben waren im typisch norddeutschen Stil gestaltet, überwiegend innerhalb von Ortschaften. A und E waren jedoch keine Aufgabenteile, sondern gesonderte Markierungen. Ein roter Strich quer über die Straße sperrt diese üblicherweise – hier nicht. Zum Teil konnte man auch Überlappungen zw. Chinesen und Karten vermuten, die es jedoch nicht gab.

Sehr schön gemacht war diese Aufgabe im Rahmen der Nachmittagsetappe. Direkt hinter dem Deich am Meer mehrere Schleifen fahren. Drei Aufgabenteile geschickt platziert. Das ist sehr gekonnt gemacht.

Fahren Sie erst das Dreieck und dann den Punkt von A nach E. Machbar. Dummerweise stand man nach dem vorherigen Fahrauftrag per Chinese schon weiter oben an der Tankstelle (hier mit dem kleinen schwarzen Punkt links neben dem E markiert). Was ist gewollt? Das große Gekreisel begann… Teilnehmer von allen Seiten. Am Ende stellte sich heraus, dass wohl die Kilometrierung nicht ganz stimmte und die Aufgabe von A aus zu lösen war.

Fahren Sie von A nach E die kürzeste Strecke. Aha, offenbar soll man die Ecke unter der K66 zweimal nehmen. Einmal hinten rum und einmal vorne rum. So war es gedacht. Allerdings konnte man nach dem zweiten Haken eine kürzere Strecke unterhalb von „Achterum“ an der Kirche vorbei fahren.  Hier stand keine Kontrolle. Wie fährt man dann? Wir entschieden uns für die Variante „wie es der Fahrtleiter offenbar gemeint hat“. Das geht nicht immer gut, siehe Cheruskerfahrt 2022. Hier und heute gab es aber dahingehend eine sehr faire Bewertung. Man kann ja auch nicht verlangen, dass die Teilnehmer „schlauer“ sind als der Fahrleiter 🙂