Perspektivwechsel: Veranstaltungsbericht mal anders.

Rallye Ruhrgebiet Classic 2023

Veranstalter: MSC Ruhr-Blitz Bochum e.V. im ADAC

07.10.2023

Üblicherweise schreibe ich hier zu Oldtimerveranstaltungen, an denen ich teilgenommen habe. Oder es werden Gastberichte veröffentlicht, ebenfalls aus Teilnehmerperspektive.

Wenn der eigene Club eine Veranstaltung organisiert, ist es jedoch Ehrensache, dort mitzuhelfen. Daher war ich bei der RR Classic 2023 nicht als Teilnehmer im Einsatz, sondern als Helfer. Auch dabei hat man interessante Erlebnisse und Erkenntnisse, von denen ich hier ein wenig berichten möchte.

Ich denke nämlich, dass die Veranstalterperspektive für die Teilnehmer auch interessant sein kann, um bestimmte Dinge besser einordnen und verstehen zu können. Ich fand es jedenfalls in Teilen sehr erhellend.

Die Organisation einer solchen Fahrt beginnt schon Monate vorher, im Prinzip direkt nach dem Ende der vorherigen Veranstaltung. Der Fahrtleiter macht sich Gedanken über die Strecke und tüftelt monatelang im Keller an trickreichen Aufgaben. Der Organisationsleiter muss sich um den Rest kümmern: Sponsoren, Helfer, Genehmigungen, Locations, Behörden, etc. Ich habe den Eindruck gewonnen: bei einer solchen Fahrt macht der Anteil „Strecke/Aufgaben“ so ca. 40% aus (eher noch weniger). Der Aufwand „Organisation“ ist klar dominierend mit bestimmt 60% Anteil am Gesamtaufwand.

Gerade in diesen Zeiten ist es schwer, zahlungswillige Sponsoren zu erhalten und Örtlichkeiten für ca. 200 Personen sowie 100 Fahrzeuge zu finden. Der Gastronomie in Deutschland geht es nicht gut und das merkt man dann auch. Nicht nur in Form der gestiegenen Preise. Bei einem Nenngeld von 135 EUR je Team gingen 70 EUR schon für die Verpflegung drauf. Mehr als 50% !!! Dabei waren die Getränke noch nicht inkludiert, sondern mussten von den Teilnehmern selbst vor Ort bezahlt werden. Gleichzeitig macht der Verein bei 80 Teilnehmern noch ein Minus, dass aus anderen Quellen gegenfinanziert werden muss. Und: der Aufwand der Helfer ist hier noch nicht einkalkuliert. Der MSC hat zum Glück viele engagierte Mitglieder. In anderen Clubs sieht es eher mau aus und dort wird dann ein Handgeld bezahlt. Ich finde, gerade der Verpflegungsanteil von mindestens 50% am Nenngeld sollte explizit dargestellt werden. Und überhaupt ist das Prinzip der Teilnehmervollverpflegung diskussionswürdig. Das ganze Gewese ums Essen etc. nimmt einen sehr hohen Anteil ein. Dann es vielleicht wie bei den Oris machen: Lunchpaket für alle und abends das Schnitzel auf eigene Rechnung.

Weiterhin muss man feststellen, dass es zunehmend schwierig wird, eine passende Location zu finden. Die Geschäftsführung der Jahrhunderthalle hatte nicht mehr akzeptable Preisvorstellungen und kam daher als Start/Ziel leider nicht in Frage. Mit der Henrichshütte in Hattingen wurden eine schöne Ersatzlösung gefunden. Aber auch hier: Wir waren im Restaurant Henrichs, jedoch NICHT im LWL Museum. Die hätten für jedes Fahrzeug nochmal 5 EUR plus Sicherheitsdienst genommen. Irgendsowas wie öffentlicher Auftrag oder so: Fehlanzeige. Daher gab es morgens auch nur ein WC, aber das ist eine andere Geschichte.

Richtig konkret wurde mein Einsatz (nach der virtuellen Kontrolle der touristischen Strecke) am Donnerstag vor der Veranstaltung. Im Clublokal „Goeke“ wurden die Unterlagen an die Helfer verteilt und der Ablauf besprochen. Im Gegensatz zu anderen Fahrten, wo ich schon mal helfend mitgewirkt habe, muss ich sagen: alles hervorragend organisiert. Es gab einen detaillierten Einsatzplan und für jedes Team einen Umschlag mit den relevanten Instruktionen, Liste, etc. – Getränke und Essen gingen an dem Abend auf Clubrechnung, was ich schön finde und nicht immer selbstverständlich ist.

Am Vor-Vorabend der Rallye wurden im Clublokal die Taschen für die Teilnehmer gepackt. Dazu gab es eine Einweisung der Rallyeleitung für alle anwesenden Helfer.

Am Veranstaltungstag selber war ich am Start, der Mittagspause und dann wieder am Ziel eingesetzt. Also doch recht prominent.

Was mir dabei aufgefallen ist:

In Deutschland herrscht Hunger. Oder, wenn Teilnehmer 135 EUR Nenngeld gezahlt haben, möchte die das wieder reinholen. Jedenfalls waren die Brötchenplatten im Restaurant morgens ratzfatz leer. Für jeden Teilnehmer waren zwei halbe Brötchen (wohl etwas zu knapp?) kalkuliert. Denn tatsächlich waren vier halbe Brötchen gestapelt auf einem Teller keine Seltenheit. Dazu gab es nur ein WC, da das LWL Museum erst um 10 Uhr öffnet. Das fing ja gut an…

Viele Teilnehmer, nicht nur Rookies, lesen die Unterlagen nicht. Vorzeit erlaubt? Keine Ahnung. Zum Teil echt krass.

An der ZK 1a war ich von der Orientierungslosigkeit vieler Teams überrascht. ZK, was ist das. Wenn ich in der Schlange vor der ZK stehe, darf ich dann überholen oder aussteigen, um zur korrekten Zeit meinen Eintrag zu erhalten? Ich hätte nicht gedacht, dass es bei einer einfachen ZK nach 180 Min. Fahrzeit soviel Hektik gibt. Allerdings waren hier auch zu viele Helfer ohne konkreten Auftrag unterwegs, was mich jedenfalls eher abgelenkt hat.

Die Zufahrt zum LWL Freilichtmuseum auf dem schmalen Wirtschaftsweg hat viel besser funktioniert als befürchtet. Auch wenn dort ein Pferd aufgetaucht ist. Dass sich Fahrradfahrer_innen beschweren, dass ist in Germanistan inzwischen ja fast normal.

Das Ambiente in der Mittagspause war grandios. Tolles Wetter, Sonnenterrasse, schickes Ambiente. Und, Linsensuppe. Habe ich nicht probiert, war aber offenbar ok.

Dann wieder: Belehrung der Organisatoren durch einzelne Teilnehmer: Mehrfach wurden die Bordkarten regelrecht beschmiert. Die Felder für die offiziellen Eintragungen waren dann durch die Teilnehmer schon befüllt. Aussage einer forschen Teilnehmerin: „Das ist doch üblich, das machen wir immer so. Als Teilnehmer muss man selber seine Zeiten dort eintragen. Wo denn sonst?“. Ach ja? Was mich hier beeindruckt, ist dieses unerschütterliche Selbstbewusstsein, selber alles richtig zu machen und jetzt dem doofen Posten mal die Meinung zu geigen. Gerade als „Rookie“ wäre ich etwas demütiger unterwegs.

Aber ich muss auch sagen: 95% der Teams waren mit viel Engagement und Spaß an der Freude dabei. Auch viele „jüngere“ Teams. Überwiegend tolle Stimmung, (fast) egal wie es gerade läuft.

Es wird aufgerüstet, sehr viele Teams sind mit einem Tablet und entsprechender Software unterwegs.

Die Rallye Ruhrgebiet zieht ein breit gefächertes Teilnehmerfeld an. Nicht nur Niederländer aus Rotterdam, auch Schweden, die in UK wohnen und nicht wissen, was ein Baumaffe („Treeape“) ist. Auch viele schöne Fahrzeuge dabei, die man eher selten sieht. Überwiegend in Top-Zustand mit viel Liebe zum Detail.

Zielankunft mit Sektempfang war aus meiner Sicht sehr gelungen, gerade weil es den Sekt nicht direkt ins Fahrzeug gab. So bildete sich noch eine kleine Gemeinschaft rund um das Ziel. Sehr nette Atmosphäre.

Die Verpflegung am Abend scheint ausreichend gewesen zu sein. Die Bedienung war auch aufmerksam. Siegerehrung um ca. 20 Uhr ist top, auch wenn es wieder einige Korrekturen gab. Darüber dürfen dann aber Teilnehmerstimmen wieder gerne berichten.

Hier erster Teilnehmerbericht klick!

Ausführlicher Teilnehmerbericht klick!

Ich fand auch das Ambiente abends grandios.

Mir hat die Stimmung innerhalb des MSC-Teams insgesamt sehr gut gefallen. Gerade DAS habe ich schon anders erlebt in anderen Vereinen. Gerne wieder in 2024!

Bereits bei der Vorabendanreise sind mir nachts die Baumaffen im Industriegebiet Hattingen aufgefallen.

Die Unterkunft im Landhaus Grum war einfach hervorragend. Allerdings: Selbstzahler…

Zur Vorbereitung einer Oldtimer-Rallye gehört eine Menge Organisationsaufwand und Papierkrieg, was man als Teilnehmer nicht mitbekommt. Die Vorbereitungen bei der RR Classic waren durch jahrzehntelange Erfahrungen geprägt. Jeder Helfer bekam einen genauen Plan.

Auch an den ZK musste man schon konzentriert sein und die Zeiten der Teilnehmer in das Zeitnahme-Protokolle übertragen.

Beachten: Copyright by Sonni 🙂

Das Personal an den DK bezog plangemäß Stellung. Hier kam der geballte Helfereinsatz zur Geltung. 

Als ZK-Mensch konnte ich einen Blick in jedes Cockpit werfen. Der Trend geht offenbar zum Tablet. Auch „junge Teams“ haben erkennbar aufgerüstet, was ich gut finde. Denn daraus spricht der Ehrgeiz. Das Equipment wird durch zum Teil sehr individuelle und hochwertige Einbauten gehalten.

Bei Familie Kahlert setzte frau hingegen darauf, dass Red Bull Flügel in den GLP verleiht.

Besonders imponiert hat mir der Aufkleberhalter im Auto von André und Denise. Auf sowas muss man erstmal kommen 🙂

Was liegt denn da für ein Buch auf der Rücksitzbank des Mustang? Kommt mir doch bekannt vor… Habt ihr das gelesen? Ähm, ja, überflogen.

Hätte lesen vielleicht doch geholfen 🙂 

Aber ich finde es klasse, wenn sich Nachwuchsteams so engagieren! Ich sage nur, die Szene lebt.

Hier der Link zur umfangreichen Fotogalerie mit viele schönen Aufnahmen.