VERANSTALTUNG
8. ADAC Emsland Classic, Lengerich (Nds.)
Motorsportfreunde Lengerich
30.04.2023
TEAM
André Behrensdorf / Frank Schäfer
auf
Mercedes-Benz W201 190E 2.5-16
Erstmalige Teilnahme in der Klasse B „Tourensportlich“
TEILNEHMER-BERICHT
Organisation (vor und während der Veranstaltung)
Die Organisation dieser Fahrt verlief absolut reibungslos. Online Nennung (als PDF-Datei), Nennungsliste auch online, super ausgeschilderte Parkplätze am Start. Überall kompetente Helfer und Stempelposten. Was ich besonders hervorheben möchte: Extrem gelassene Papier- und Technik-Abnahme. Kein ADAC-Kontrollfetischismus. Alles sehr entspannt.
Note: 1
Strecke
Im Emsland bzw. Artland gibt es viel Natur, viele Hinkelsteine (Straße der Megalithkultur) und sehr viele schöne Höfe von früher und von heute. Alles sehr gepflegt. Die Strecke bot landschaftlich zwar wenig Gefälle, aber viel Gefallen. Weniger gut haben mir die diversen Ortsdurchfahrten gefallen. Es ist hier offenbar Spezialität, die sehr anspruchsvollen Orientierungsaufgaben immer mitten in einen Ort zu legen. Durch Thuine sind wir so mehrere Schleifen gekreiselt. Und in Steppenberge führte die kürzeste Strecke bewusst mitten durch ein Wohngebiet hindurch. Dazu kamen an diesen Stellen massenhafte „Drempel“, also künstliche Fahrbahnhöcker, die hier auch schon mal die Höhe eines kleinen Mittelgebirges erreichen können. Muss das sein?! Wir hatten keine Probleme, aber lt. mündlichen Berichten von anderen Teams gab es auch entzürnte Anwohner, die sich nicht nur von der DK die Genehmigung haben zeigen lassen. Plötzlich lag auch mal ein dicker Ast auf der Strecke. Man wusste manchmal nie so genau: klatschen die jetzt oder werfen die gleich Steine? Bei einer Fahrt an einem Feiertagswochenende waren auch viele Fahrradfahrer u. Fußgänger unterwegs. Wegen der unnötig vielen Ortsdurchfahrten gibt es hier Abzüge in der B-Note.
Note: 3
Roadbook
Roadbook gebunden mit Metall-Spiralbindung. Kristallklare Karten und eindeutig erkennbare Aufgaben. Aber leider war das Roadbook sehr zerrissen dargestellt. Vorne die eigentlichen Streckenführung. Hinten, quasi im Anhang, kamen dann die Ori-Aufgaben. Was bei den Touristen noch seine Berechtigung haben mag, wird bei den „Tourensportlern“ ad absurdum geführt. Die Mehrheit der Aufgaben war „hinten“. Trotzdem musste man immer wieder nach vorne blätten und aufpassen, das man sich nicht verwirren lässt. Manche Erläuterungen waren zudem etwas zu ausführlich. Auch wenn immer gut gemeint.
Note: 2-
Aufgabenstellung
Seit meiner ersten Teilnahme an der Emsland Classic im Jahre des Herrn 2015 hat diese Veranstaltung den Ruf, wirklich extrem anspruchsvoll zu sein, und zwar in allen Klassen. Nach einer gewissen Normalisierung in den letzten Jahren (2019, 2021) gab es dieses Mal wieder volle Ori-Breitseite. Der Fahrerbrief war sehr überschaubar. Eigentlich nur die normalen Regeln. Aber insbs. aus Einbahnstrasse und kürzeste Strecke holt der Fahrtleiter hier alles raus, was geht. Hier herrscht erkennbar norddeutsche Ori-Kultur. Die erforderlichen Schleifen werden hier auf kleinstem Raum durch die Ortschaften gefahren. In Thuine erinnerte ich mich daher an die legendäre Ortsdurchfahrt von Haselünne, die sogar einen Niederschlag in der Fachliteratur gefunden hat.
Und auch sonst habe ich mich gerade zu Beginn der Fahrt ca. 1 Jahrzehnt zurück versetzt gefühlt, in die Anfänge meiner Oldtimerei: Was will der Fahrleiter eigentlich gerade von mir? Schon in der ersten Ori-Aufgabe sind wir gekreiselt ohne Ende, und ohne dass es erkennbaren Sinn machte. Eigentlich hatte ich hier den Kaffee schon auf. Und wir haben viel Zeit verloren mit dem Austesten diversen Alternativen. Nirgendwo Kontrollen 🙁
Auch im weiteren Verlauf gab es, ähnlich wie bei der WFA-Fahrt, kürzeste Strecken zu finden. Wobei die Alternativen A und B jeweils Nanometer auseinander lagen. Für mich jedenfalls nicht messbar. Also raten.
Hinzu kam eine recht strikte Zeitvorgabe. Bereits an ZK 1 hatten wir 15 Minuten Rückstand. Den anderen TS-Teams ging es kaum besser. Bei 3 Punkten pro OK muss man auch grübeln, ob man weitersucht, oder direkt zur ZK fährt. Denn je Minute zu spät an der ZK = 1 Punkt.
Insgesamt: Sehr interessante Aufgaben, keine versteckten kleinen Punkte oder Rotorblätter, aber zuviel und vor allem zuviel Rätseln und Raten an den kürzesten Streckenalternativen.
Note: 3
Wertungsprüfungen
Angesichts der Orientierungaufgaben haben die WP bei der Emsland Classic nur Unterhaltungswert. Wertungsrelevanz ist nicht gegeben. Aber, die 2 Doppel-WP waren sehr gut gemacht. Es galt jeweils zwei Zeiten vom Start zu Ziel 1 und zu Ziel 2 zu fahren. Das hat nicht jeder Teilnehmer erkannt…
Note: 1
Verpflegung und Ambiente
Start und Ziel waren wieder im Autohaus Lampa in Lengerich. Die Mittagspause war im Gasthof Johannemann in Hollenstede, südlich von Fürstenau. Für schlanke 90 EUR Nenngeld gab es ein wirklich tolles Frühstücksbuffet, ein schnitzellastiges Mittagessen und ein erlesenes Kuchenbuffet im Ziel. Autohäuser haben eher rustikales Flair (die Toilettenwagen auch…), aber hier hat man wieder das Maximum aus diesem Rahmen herausgeholt.
Note: 2+
Auswertung und Ergebnisaushang
Auch bei der Emsland Classic soll es schon einmal Auswertungsdesaster gegeben haben. Dieses Jahr wurde die Siegerehrung für 17.30 h angekündigt (wir waren gegen 15:30 h im Ziel). Die Musterbordkarten und Musterlösungen wurden sehr früh ausgehängt, ebenso die GLP-Wertungen. Der Aushang der eigentlichen Ergebnislisten verzögerte sich jedoch über 17.30 h hinaus, so dass wir gegen 18:10 h die Heimreise antraten. Tatsächlich erfolgte der Aushang so gegen 18:45h, was ich immer noch sehr ok finde, angesichts der sicherlich nicht einfachen Auswertung. Viele Teilnehmer haben sehr viele Fehler gemacht. Was man feststellen muss: die Musterlösungen waren fast immer nachvollziehbar, aber halt nicht immer. Alle Folgefehler wurden 1 zu 1 bewertet. In Aufgabenteil N.3 sollte fast am Ende einen Pfeil von unten anfahren werden und man musste daher eine Schleife drehen (sehe ich anders, aber ok). Jetzt hatte man aber nicht nur die folgende DK einmal zu wenig, nein, es hing in der Schleife auch noch ein „O“. Eine solche Doppelbestrafung für einen Fehler kann ich nicht gutheißen. Und gerade an dieser Stelle auch nicht nachvollziehen. Es gab aber noch viel mehr Stellen mit einer solchen Doppel- und Mehrfachbestrafung.
Note: 3
Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung
Hierzu kann ich nichts schreiben, da wir ja vorzeitig abgereist sind. Die Pokale waren „wie üblich“.
Note: ohne Wertung
Anmerkungen und Besonderheiten
Das Anspruchsniveau dieser Fahrt war wirklich besonders. Nicht nur in unserer Klasse, die in Realität nicht „tourensportlich“, sondern extrem SPORTLICH war. In der touristischen Klasse waren am Ende von 62 Teilnehmern nur 27 Teams in der Wertung. D.h. 35 Teams wurden, offenbar wegen Überschreitung der ZK-Max-Zeit in der Etappe 1, überhaupt nicht mehr gewertet. Das mag den Regularien entsprechen, kann aber nicht der Sinn einer solchen Veranstaltung sein.
Weiterhin zu erwähnen: mein Fahrer hat in unserer tourensportlichen Gruppe die mit Abstand besten WP-Zeiten gefahren. Hammer. Zählt für das Gesamtergebnis zwar nicht, ist aber trotzdem sehr schön. Üben hilft halt doch.
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FAZIT
Sehr professionell und gut organisierte Fahrt mit schönem Ambiente sowie TOP-Preis-Leistungs-Verhältnis. Leider wieder ein verzerrtes Anspruchsniveau, welches die vielen positiven Aspekte dominiert. Vor allem Hardcore-Ori durch Wohngebiete müsste gerade hier im Emsland nicht sein. Es verwundert mich nicht, dass es bei dieser Fahrt sehr/zu wenige sportliche Nennungen gibt. So weit verbreitet ist der Masochismus halt nicht. Auch ich bin hier nur wegen der Cup-Wertung in TS gefahren Die Fahrt als solche kann ich empfehlen, aber in einer niedrigeren Wertungsklasse. Ob ich hier nochmal tourensportlich fahren, ist offen.
Gesamtnote: 3+
IMPRESSIONEN
STRECKE
Das sportliche Bordbuch war im vorderen Teil eigentlich nur eine Auflistung von Referenzen, die man dann im hinteren Teil in der richtigen Reihenfolge aufblättern musste.
Aber Achtung, den Text im Querverweis immer korrekt lesen.
Diese Art der Darstellung verwirrt etwas.
Im zweiten Fahrtabschnitt gab es auch einige chinesische Abschnitte. In diese waren zwei kleine Karten eingefügt, wo dann die Lupe zum Einsatz kam. Ach kuck, eine Überlappung. Gleichzeitig wurde hier die Spur für eine Gegenläufigkeit im weiteren Verlauf gelegt. Haben wir erkannt, sind aber leider nicht die Strecke gefahren, die der Fahrtleiter haben wollte. Wie man hier und an den diversen anderen Stellen die „kürzeste Verbindung“ sauber ermitteln soll, bleibt mir ein Rätsel.
Am Start eine kurze Doppel-WP, die schon mal gut einstimmte und wach machte.
Dann über Skizzen 1 bis 3.
Direkt in dieser Aufgabe, vor Langen, begann das große Gekreisel. Hier haben wir viel zu viel Zeit verloren beim Rätseln, was uns der Fahrtleiter wohl sagen will. Der Fluch der kürzesten Strecke hatte uns erreicht.
Haselünne reloaded? Nun, nicht ganz. Aber die Orientierungsetappe durch Thuine war schon großes Kino.
Die Aufgabenstellung mit dem Gekreisel auf engstem Raum fand ich schon super gemacht. Haben wir hier auch fehlerfrei gelöst. Aber nicht gefallen haben die Vorbeifahrten an den Vorgärten der Anwohner und vor allem die Drempel, die hier massenhaft verlegt wurden. Da hat das Fahren keinen Spass gemacht.
Eine weitere Doppel-GLP wartete auf Blatt V.8. der Vormittagsetappe. Die Aufgabenstellung hat uns, zudem noch unter Zeitdruck an der ZK 2, durchaus verwirrt. Es gab die Kombination mit einer kleinen, fiesen Chinesenrallye. Bitte mal durchzählen. Das WP Ergebnis war jedoch hervorragend.