VERANSTALTUNG

3. ADAC Moorfahrt, Nachtorientierungsfahrt des MSC Rothenuffeln

25.03.2023

TEAM

H.G. Sonnendecker / Frank Schäfer

Audi A4 Avant 3.0 tdi quattro

TEILNEHMER-BERICHT

Organisation (vor und während der Veranstaltung)

Bei einer Fahrt mit 25 Teilnehmern hält sich der organisatorische Aufwand eher in Grenzen. Aber auch dann kann einiges schief gehen. Nicht so in Rothenuffeln: der gesamte Ablauf war reibungslos und so tiefenentspannt, wie man es von diesem Veranstalter kennt.

Note: 1

Strecke

Bei einer Nachtori geht es weniger um eine schöne Strecke, sondern eher darum, die Strecke überhaupt erst einmal (korrekt) zu finden. Die Gegend war uns von vorherigen Teilnahmen durchaus bekannt und, wie sagt man, landschaftlich sehr reizvoll. Der Fahrtleiter hat aus dem Verlauf auch wirklich alles rausgeholt und sich erkennbar sehr viel Mühe gegeben. Gefühlt jede Ecke war mit Aufgaben/Fallen gespickt. Bei absoluter Dunkelheit waren die kleinen Wege zum Teil nur sehr vorsichtig befahrbar. Einmal bin ich an einer scharfen Ecke sogar ausgestiegen, um zu prüfen, ob da überhaupt noch eine Strasse ist. Was man auch sagen muss: Kleine und kleinste Wege wurden befahren, jedoch ohne Matsch und Schlamm, obwohl das Wetter mies war.

Note: 1

Roadbook

Gerade bei einer Ori kommt dem Roadbook und der präzisen Darstellung der (Karten-)Aufgaben eine hohe Bedeutung zu. Für die 59 EUR Nenngeld wurde einem u.a. ein „Hochwertiges Bordbuch“ versprochen. In der Tat: keine geheftete Kladde, noch nicht mal eine Spiralbindung, nein, es gab tatsächlich ein echtes „Buch“ (Heft) zum Aufklappen und Mittelheftung auf dickem Papier. Damit konnte man gut arbeiten. Weniger gut war der Druck geraten, gerade in der Vergrößerung sehr pixelig, zum Teil recht unscharf. Das hatte wohl auch der Fahrtleiter erkannt, und so gab es die Aufgabe Nr. 3 nochmal als Sonderdruck und Extra-Beilage. Den dort versteckten Punkt hätte man sonst wirklich nur noch als verschwommenes Echo eines roten Nebels erkannt. Ja, die Punkte: hier gab es einiges zu „entdecken“. Oder halt zu übersehen. Dies gilt auch für diverse Kartenmanipulationen, wo Strassen auf einmal nicht mehr angebunden waren. Bei Tageslicht vielleicht noch relativ gut erkennbar, bei Nacht aber eine echte Herausforderung.

Note: 2

Aufgabenstellung

Kommen wir zum Kern dieser Fahrt: den Aufgabenstellungen. Der Fahrtleiter hatte wirklich alles reingepackt, was so möglich ist: Überlappungen, Kartenmanipulationen, Gegenläufigkeiten, echte und getarnte Fischgräten, versteckte rote Punkte, Negative Kackstempel-DK, etc. Dazu eine echte Masse an Kontrollen. Hut ab, hier steckte wirklich viel Hirnschmalz drin. Den brauchten wir aber auch, um diese Aufgaben lösen zu können. Durchgehend höchste Konzentration war gefragt, was ab Aufgabe 8 und fortschreitender Uhrzeit nicht einfacher wurde. Es gab einige erkennbar anspruchsvolle Aufgaben (die beiden Punkt-Strich-Punkt- etc. gehörten definitiv dazu), aber auch in vermeintlich harmlosen Kartenausschnitten waren fiese Gemeinheiten versteckt.

FA13 war ein echter Höhepunkt: insgesamt 38 kleine Aufgabenteile mussten auf engem Raum in diversen Schleifen gefahren werden. Wir wissen nicht, wo wir gewesen sind, aber kennen dort jetzt jede Ecke, an der wir dutzendmal vorbei gekommen sind.

Im FA7 war auf oranger Strasse im Strassenamen ein winziger roter Punkt versteckt. Nicht gesehen? Macht direkt drei Fehlkontrollen. Noch massiver wird dieses Problem in der Gesamtsicht der FA2 und FA15. Der kleine Punkt in der „Lübbecker Strasse“ oben links war sehr leicht zu übersehen. Dies führte dann zu einer komplett anderen Fahrtstrecke in dieser Aufgabe. Nicht umsonst gab es schon bei der Kontrolle „29“ die ersten rauchenden Köpfe und Anrufe beim Fahrtleiter. Dann kam man kurz vor der Geisterstunde hier wieder durch. Hatte man nun Aufgabe 2 nicht korrekt mit dem roten Punkt gelöst, wurde Aufgabe 15 de facto unlösbar, da man nur noch von Gegenläufigkeiten umkreist war. Von der retuschierten Straße will ich mal gar nicht reden. Folge: einen roten Punkt nicht gesehen macht hier ca. 10 oder mehr Fehlkontrollen aus.

Da wir schon nach 22 Uhr hatte, die Karenz lief und wir wirlich nur noch Gegenläufigkeiten gegen uns hatten, fiel der Beschluss hier abzubrechen und zum Ziellokal zu fahren. Das habe ich auch (fast) noch nie erlebt. Was ergänzt werden kann: Selbst wenn wir den Punkt gesehen hätten, wäre es schwierig geworden. Mein Fahrer hat zuhause bei gutem Licht am Schreibtisch mehrfach nachgemessen: der Punkt war ca. 0,5 Millimeter kürzere Strecke als der Pfeil!! Wie soll man sowas nachts im Auto erkennen? Kürzeste Strecke ist ein Klassiker im Ori-Sport, aber es sollte schon eindeutig sein.

Insgesamt haben mir die Aufgaben sehr gut gefallen, aber es war auch ein bisschen viel und nicht immer ganz eindeutig. Zwei, drei Aufgaben weniger wären m.E. besser gewesen. Das zeigt auch der Umstand, dass man bei einer Strecke von ca. 100 km schon 3:40 h gebraucht hat. Kaum ein Teilnehmer hat in der normalen Zeitvorgabe geschafft, aber auch diese Fälle gab es – Respekt.

Note: 2-

Wertungsprüfungen

Ach ja, eine Sollzeitprüfung über 20 Sekunden mit Lichtschranke gab es auch noch, und zwar direkt am Start. Die war auch gut gemacht in einem Wendehammer, wäre aber im Sinne Aufwandsreduktion für den Veranstalter aus meiner Sicht verzichtbar gewesen. Mit einer Abweichung von 0,47 Sekunden lagen wir auf Anhieb im neuen Auto gar nicht mal so schlecht, was für unsere Wertung aber überhaupt keine Bedeutung hatte. Bei anderen Teams war das anders, und so entschieden sich Platz 2 und 3 am Ende doch tatsächlich an dieser WP:

Note: 2

Verpflegung und Ambiente

Eine Ori fährt man nicht aus kulinarischen Motiven, aber wenn man gegen 22:30 Uhr im Ziel eintrifft, darf es schon ein wenig Entspannung sein. Das Start- und Ziellokal „Tinas Landgasthaus“ konnte mit durchaus gemütlichem Ambiente überzeugen. Bei einem Nenngeld von 59,00 EUR darf man über das nächtliche Buffet auch wirklich nicht meckern: sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.

Note: 2

Auswertung und Ergebnisaushang

Es wurde an anderen Stellen schon oft besprochen und beschrieben: Auswertungen und Ergebniskommunikation sind bei Oldtimerveranstaltungen immer wieder ein Schwachpunkt und Gegenstand vielfältiger Kritik. Bei der Nachtori gab es schon am gleichen Abend, also noch vor Mitternacht, online die Musterlösung sowie die Musterbordkarte zu sehen. Das ist vorbildlich. Leider waren hier aber Fehler erkennbar: so waren die Kontrollen 02 und 34 verdreht eingezeichnet, was aber im Bulletin 2 korrigiert wurde (ebenso wurden die „U“s neutralisiert, die wie OE-Schilder aussehen, aber OA-Schilder sind). Auch die Wendekontrolle 22 stand in der Realität an einer etwas anderen Stelle im Dreieck (links vorne statt weiter rechts hinten).

Ich möchte eine solche Fahrt nicht auswerten müssen, denn das „Viel-hilft-viel-„Motto wird bei der Auswertung zu einem eklatanten Problem, wenn ein Fehler des Teams einen ganzen Rattenschwanz an unvermeidbaren Folgefehlern mit sich zieht.

Am Ende wurden die Fehler in den Aufgaben 2 und 15 sehr kulant behandelt. Also, den roten Punkt nicht erkannt, gab einen Fehler. Lt. Fahrtleiter ergaben sich somit insgesamt im Teilnehmerfeld die wenigsten Strafpunkte in diesen beiden Aufgaben, sondern an den anderen Stellen (klar, auch da gab es genug zu übersehen). Auch wenn wir selber davon profitiert haben: Ganz überzeugen kann mich das nicht. Erst mega-schwere Aufgaben mit „Rattenschwanz“, aber dann im Rahmen der Auswertung ebenfalls mega-kulante Bewertung. Das führt tendenziell doch zu einer Nivellierung und m.E. zu möglichen weiteren Ungerechtigkeiten. Ich selber gelte ja offenbar auch als „gnadenlos“, was die Bewertung von Folgefehlern angeht (?), aber solche Verkettungen habe ich m.E. noch nie produziert. Ist aber auch bei normalen Oldtimerrallyes immer wieder ein Thema. Bei der Cheruskerfahrt im letzten Jahr wurde ein Gedankenfehler auch mal eben mit 40 Strafpunkten belegt. Eine perfekte Lösung wird es wohl nie geben, aber ich meine, bei der 3. Nachtori war es „too much“.

Die Ergebnisliste gab es dann schon am frühen Sonntagabend per Mail und danach auch im Internet. Platz 6 von 24 mit 126,47 Strafpunkten geht noch in Ordnung. Dieses Jahr haben wir keine Schilder übersehen, aber doch die ein oder andere Falle in der Karte bei stockschwarzer Nacht. Am Ende hatte ich auch keinen Bock mehr, auch wenn die Stimmung im Auto durchweg sehr entspannt-konzentriert war. Mehr war nicht drin, das war einfach so. Bei der Anfahrt von Wendekontrollen habe ich zudem ein etwas anderes Grundverständnis als der Fahrtleiter in Rothenuffeln…

Note: 3

Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung

Auch ohne Corona war dies eine „kontaktlose“ Fahrt, zumindest bezogen auf Siegerehrung und Pokale. Letztere werden mit der Post zugeschickt, als Empfänger falle ich aber dieses Jahr aus. Ob es wieder die legendären Lösungs-Videos gibt, ist noch offen. M.E. wäre hier der Fokus auf die echten Knackpunkte ausreichend, ansonsten könnte es bei der Fülle der Fallen auch eine kleine Serie werden… Die Nachbetreuung durch den Fahrtleiter war wieder exzellent. Man konnte ihn gut erreichen und offene Punkte klären. Den Umstand, dass die Auswertung ohne Zeitdruck erfolgen konnte, möchte ich besonders positiv hervorheben.

Note: 1

FAZIT

Eine sehr anspruchsvolle und gut organisierte Orientierungsfahrt für Experten und solche, die es werden wollen. M.E. mit die anspruchsvollste Fahrt, an der ich jemals teilgenommen habe. Man muss schon ein großer Enthusiast sein, um kleinste rote Punkte durch die Nacht zu jagen. Im Detail ausgetüftelte, abwechslungsreiche Aufgabenstellungen, die Spass machen auf einer schönen Strecke. Weniger wäre jedoch mehr gewesen. Das einzelne Fehler (rote Punkte) so massive Folgen haben, muss ich als Hauptkritikpunkt anbringen. Auch das vielleicht eine Folge des Anspruchs, möglichst viel reinzupacken. Aus dieser Fahrt hätte man locker zwei machen können 🙂

Gesamtnote: 2

IMPRESSIONEN

Fahrerbesprechung bei Tina

Pokale für Plätze 1 und 3 der Independent Winter Ori

Der Hund aus Youtube darf nicht fehlen

So fing es an: GLP im Wendehammer und dann den Pfeil. Schön nicht zu erkennen, der kleine Punkt oben links im Straßennamen. Hier nahm das Desaster schon früh seinen Lauf…

Einmal mit alles: Fischgräte, getarnte Fischgräte, überflüssiger Kreisverkehr, versteckter Punkt – alles in einer Aufgabe. Punkt nicht gesehen: Drei Fehlkontrollen!

Auch in FA6 gab es eine Menge zu entdecken und viele Schleifen zu fahren. Hat mir im Grunde sehr gut gefallen. Jedoch hat die im kleinen Dreieck platzierte WK22 für viel Aufregung gesorgt. Mit der Musterlösung bin ich nicht ganz einverstanden.

Und wieder eine Aufgabe zum schwindelig fahren. Punkt-Strich-Punkt-Strich-… im Extended Remix. Aber: brutal gut gemacht und blitzsauber. Hier u.a. merkte man, dass die Fahrt sehr gut vorbereitet und durchdacht war. Nur, vielleicht wollte der Fahrtleiter in Summe etwas zuviel reinpacken.