Rallye Ruhrgebiet 2022 oder wie der Gesamtsieg dank Ballonseide gelang…

Alle Jahre wieder rief der MSC Ruhrblitz in Bochum zur Rallye Ruhrgebiet Classic. Und zum wahrscheinlichen Saisonabschluss für viele Teilnehmer kam wieder (fast) die gesamte „Rallyeprominenz“: ein großes „Hallo“ und man muss aufpassen, dass man mit „Quatschen“ nicht die Zeit vergisst und damit auch den eigenen Start 🙂

Wir gingen wieder mit Jörgs Fiat aus 1964 an den Start und fanden unsere Startzeit somit früh um 10:06 Uhr.

Bei den Rahmenbedingungen der RRC war Kontinuität angesagt: Start und Ziel an der imposanten Jahrhunderthalle, der Pausenstopp am Flughafen Borkenberge im Münsterland. Damit schien die Fahrtstrecke auch so ungefähr vorgezeichnet zu sein. Bei den Regeln dieser als „touristisch“ ausgeschriebenen Fahrt hatte sich auch nicht viel getan… Fahren überwiegend nach Kartenskizzen mit Kreuzungsverbot, kürzester Strecke, Einbahnstrassensystem je Sektion, etc. – Wer regelmäßig mitfährt, der konnte nicht überrascht sein. Auch wichtig: Fahren nach Karte.

Ebenfalls wie im Vorjahr war der Start zur Fahrt gleichzeitig auch der Beginn der ersten Wertungsprüfung. Die Zufahrt zur Jahrhunderthalle ging es runter mit 100 Metern in 15 und 150 Metern in 25 Sekunden (jeweils ab Start). 3-2-1 Los und dieses Jahr mit etwas mehr „Gas“… Bitte nicht direkt wieder ein Desaster ab Start… der Fiat sprintete los … dann jedoch wieder ein Fahrradfahrer als Gegenverkehr auf der Strecke. Verdammt… wir konnten aber gut ausweichen und erreichten beide Lichtschranken ohne Katastrophen. Im anschließenden Kreisverkehr standen schon einige Teilnehmer und rätselten offenbar am weiteren Verlauf der Strecke herum. Für uns ganz klar. Zweimal den Kreisverkehr und dann auf ins Verkehrsgewühl des Ruhrgebietes an einem Samstag Vormittag. Es folgte ein weiterer Kreisverkehr, der mittels Chinese umrundet werden musste, dann aber eine sehr lange Transferetappe ohne Kontrollen. Klar, wenn man im Bochumer Süden startet und ins Münsterland fährt, dann muss man die „Ruhrachse“ einmal von Süd nach Nord durchfahren. Das war wegen der vielen Ampeln nervig, aber unvermeidbar.

Spannend wurde es in Marl. Hier gab es eine Ortsdurchfahrt, die mit Hinweisen auf Straßennamen unterstützt wurde. Trotzdem setzte die bekannte „Kreiselei“ ein, da die vermeintliche Idealstrecke so nicht befahrbar war: Sperrschild und vorgeschriebene Fahrtrichtung rechts. Also eine Falle? Aber wie weiter? Im Streckenverlauf wieder Rechtsabbieger-Gebot. Das konnte so nicht mehr passen oder gemeint sein. Wieder zurück und über den Markt versucht. Passte auch nicht. Dann die „Erleuchtung“: ein Karten- bzw. Fahrtleiterfehler. Die Abzweigung „Otto-Wels-Strasse“ war direkt hinter dem Stadion und nicht wie auf der Karte gezeichnet. Man musste also über die Fahrtleitermarkierung fahren. Dann ergab sich der Rest von selbst. Also keine Falle, sondern nur dumm gelaufen. Denn hier haben wir doch einige Minuten verbraten.

Die Strecke wurde nun immer ländlicher, grüner, schöner und führte uns in die Hohe Mark, also dort wo auch ein gewisser H.P. sein Unwesen treibt. Ein, zwei kleine Schleifen waren nach Karte zu fahren, aber nichts Weltbewegendes. Trotzdem wurde die Zeit zunehmend knapp. Mit immerhin noch ca. 5 Minuten Vorzeit erreichten wir die ZK 1, die als solche aber nicht bezeichnet war (was einzele Teams wohl ins Verderben führte..).

Es folgte eine von HG´s Spezialetappen. Dieses Mal eher speziell-spezial. Ori und Sollzeit in Kombination. 18:30 Minuten über ca. 10 km und dann noch einmal eine ähnliche Zeit und Strecke. Ziel 1 und Ziel 2 an der selben Stelle. In diesem Gebiet nördlich von Torfvennteich gab es dann ganz großes Ori-Kino. Über 20 Aufgabenteilen in kleinster Verschachtelung. Inklusive Negativkontrollen in kleinen Ecken und Fahrtleitermarkierungen. Der Geist der Independent Sommer Ori wehte hier herüber… Man musste schon verdammt konzentiert agieren, um hier auf der richtigen Spur zu bleiben. Dies galt auch für die folgende Aufgaben. Hier musste insb. die winzige Gegenläufigkeit an einer „Kreuzung“ erkannt werden: Daher 10, 42, 10, 42 notieren und weiter in Richtung Mittagspause.

Anfahrt auf der Vormittagsetappe: jede Menge Schleifen.
Gegenläufigkeiten vermeiden und bloß kein Aufgabenteil übersehen.

Die selbe Gegend nach der Mittagspause. Wieder Ori mit Pfiff.
Die 7 stand jeweils an prominenter Stelle.

Den Flughafen Borkenberge erreichten wir mit etwas Vorzeit und hatten dann 45 Minuten Zeit. Inzwischen hatte das Wetter von Regen auf Sonne umgeschaltet und die Atmosphäre hier war sehr schön. Dazu trug auch der „Kaffeewagen“ (Foodtruck) bei, bei dem es neben Schnittchen vom Morgen und Kuchen auch echten bolivianischen Kaffee gab. Foodtruck, eine gute Idee, hab ich doch immer schon gesagt… 🙂

Der Restart in die Nachmittagsetappe erfolgte mit einer weiteren Doppel-WP, dieses Mal gestartet über einen Schlauch. Wieder kam man durch die Bauernschaft beim Torfvennenteich, und auch dieses Mal war hier eine Ori-Aufgabe zu lösen, die es durchaus in sich hatte. Jetzt kam auch die „7“ zu ihrem Recht… Auch die weiteren Seiten im Roadbook waren mit interessanten und kniffelig gestalten Fahraufträgen gespickt. Alledings muss man schon sagen, dass dies keine „touristischen“ Aufgaben mehr waren. Insbesondere die WP in Kombinatiion mit den Kartenskizzen waren klar tourensportlich, z.T. sogar im oberen Segment.

An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass so ein Fiat 1500 aus 1964 ein wunderschönes Auto ist, aber eher für ebenfalls schöne Ausfahrten gemacht. Insbesondere die Lenkradschaltung und die Bremsen sind für so eine „sportliche“ Veranstaltung nicht wirklich geeignet. Das führt nicht nur zu Geruckel und Geknurpsel im Getriebe, sondern auch zu bleichen Beifahrern, wenn sich der Straßengraben scheinbar unaufhaltsam nähert. Der Fahrer hatte aber seine Glückshose aus italienischer Ballonseide dabei und so waren alle Befürchtungen am Ende umsonst. Die ZK 3 im Gewerbegebiet Köhl erreichten wir trotzdem mit 2 Minuten Verspätung.

Es waren weitere Orientierungsaufgaben zu lösen, wobei insbesondere der kleine rote Strich unterhalb der Kirche in Polsum sagenhaft gut versteckt war. Allerdings konnte man die DK-Posten von der Hauptstrasse aus ganz gut sehen.

Ab Westerholt begann dann die Transportetappe wieder zurück zur Jahrhunderhalle. Also wieder massiver Stadtverkehr, Ampeln, Stop-und-Go. In Riemke/Grumme war zudem noch eine recht große Schleife zum Prüfcenter Liemann zu fahren. Hier wartete die finale GLP: Fahren Sie zur Sekunde 15 oder 45 durch die Lichtschranke in der Werkshalle! — Die klassische 30/60 Prüfung mal etwas anders…

Bedingt durch den ganzen Stadtverkehr erreichten wir das Ziel mit ca. 5 Min. Verspätung… waren aber mit Startnummer 6 unter den ersten Teilnehmer, die wieder vor der Jahrhunderthalle parken durften…

Angesichts der vielen bekannten Gesichter und der damit verbundenen „Benzingespräche“ verging die Zeit wie im Flug, auch wenn die Auswertung etwas länger dauert. Das „Buffet“ wurde still, klamm und heimlich eröffnet, wobei ich die Gelegenheit für einen Sneak Preview inkl. Fotoshooting bekam. Allerdings handelte es sich eher um eine Essensausgabe, denn ein Buffet. Die Schlage wurde länger und länger. Es galt die strikte Anweisung gem. dem Leben des Brian: Jeder nur einen Teller (voll machen)!

Wenn ich das richtig überblicke, war aber genug da und am Ende ging der Orgaleiter himself noch herum und forderte die Teilnehmer zum Nachschlag auf…

Wichtiger als das gute Essen sind am Ende doch die Ergebnisse. Hier stellte sich recht schnell heraus, dass wir trotz tagesaktueller Formschwäche und exotischer Hose gut unterwegs gewesen waren. Bordkarte 1 null Fehler, Bordkarte 2 auch null Fehler. Das hatten am Ende insgesamt nur 3 Teams. Somit kam es, mal wieder, auf die WP-Zeiten an. Und hier konnten wir dann auch, trotz Geruckel siehe oben, reüssieren. Mit 3,47 Strafpunkten gelang der Gesamtsieg. Wann haben wir das schon einmal erlebt? Mir nicht erinnerlich. Somit ein toller Abschluss einer sehr schönen Veranstaltung.

FAZIT:
Rallye Ruhrgebiet Classic 2022 mit allen bekannten Zutaten, aber aufgepimpt und re-mixed. Die Aufgaben waren m.E. anspruchsvoller, aber auch besser und transparenter als in den Vorjahren. Jede Menge Ecken wurden genutzt und boten hohen Fahrspass bei diveren Kniffeligkeiten. Aus dem Vorjahr wurde gelernt und es gab keine großen Ausfälle mehr im Bordbuch (aus meiner Sicht hat der Fahrtleiter zwei Kartenfehler selber nicht gesehen). Im Stadtgebiet desolate Verkehrssituationen, aber auf dem Land auch wunderschöne Streckenführung. Diese Strecke hat bestimmt sehr viel Arbeit gekostet. Vielen Dank dafür an den Fahrtleiter. Die 1-3 Unsauberkeiten waren m.E. verschmerzbar und haben uns jedenfalls nicht wirklich gestört.

Ich bin ja gebeten worden, hier nie mehr über das Essen zu schreiben. Aber, lieber Herr L. aus B., auch die Verpflegung war dieses Mal sehr ordentlich.

Insofern alles gut und mir bleibt nur noch die Hoffung, dass mein Fahrer seinen Geschmack in Sachen Beinkleider wieder findet.

Nachtrag:
Was uns mal wieder aufgefallen ist: Rücksicht im Straßenverkehr ist ganz allgemein inzwischen so eine Art Nostalgie geworden. Das gilt z.T. leider auch für die Teilnehmer an Oldtimer-Ausfahrten. Auch in Bochum gab es wieder einige langsame Teilnehmer, die die Strecke blockierten und auch mitten auf der Straße oder Kreuzung anhielten, um die Karte zu studieren. Muss das sein? Denkt ihr bitte mal mit?

Epilog: Mein Fahrer hat das dringende Bedürfnis, eine Klarstellung in Sachen Fiat und Ballonseide beizutragen… Klick hier

Auf der Internetseite des MSC Ruhrblitz findet man eine sehr schöne Nachbesprechung, tolle Fotos sowie Infos zu allen Platzierungen!

Auch das sehr schön gemacht!

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