Fast auf den Tag genau ein Jahr nach meiner/unserer Premiere fand die nunmehr achte Rothenuffelner Wiehenfahrt statt. Wie es im letzten Bericht am Ende hiess „wir kommen gerne wieder! Leider war meine Beifahrerin krankheitsbedingt ausgefallen, so dass mal wieder eine Umbesetzung im Cockpit fällig war. Die Umnennung wurde sehr unbürokratisch vorgenommen, was auch irgendwie die gesamte Veranstaltung charakterisiert: sehr professionell, aber (vielleicht gerade daher) auch sehr entspannt. Rahmenbedingungen wie bekannt: Start erst ab 12 Uhr, zwei Etappen mit Kaffeepause, Abendessen im Kurhaus Pivitskrug, Aushänge nur online. Dazu die bekannten Ori-Regeln: Einbahnstrassenprinzip, kein Kreuzen, Fahren der kürzesten Strecke, etc. Die Aufgabenstellungen waren im Roadbook vorne sehr ausführlich erläutert, vielleicht sogar etwas zu ausführlich. Denn wo viel geschrieben steht, kann man auch viel hineininterpretieren…
Zunächst jedoch Konzentration am Start, denn es ging direkt in die erste Sollzeitprüfung über 5 Minuten (was einige Teams wohl schon mal überlesen hatten…). Mit Hilfe von sehr exakt kilometrierten Chinesenzeichen erreichten wir einen Wendehammer im Erdbrüggenkamp und konnten am gelben Schild die Vorzeit abwarten. Dann „einmal rum“ und durch die Lichtschranke. Das hatte doch schon mal (gefühlt) gut geklappt. Kein Ruckeln, keine Lenkradschaltung, mein Fahrer hatte trotz erstmaligem Einsatz in diesem Fahrzeug den Porsche offenbar ganz gut im Griff. Diese kleinen Erfolgserlebnisse zu Beginn einer Fahrt sind wichtig, um die doch immer wieder bestehende Anspannung abbauen zu können.
Mit den Chinesenzeichen ging es dann weiter, bis wir nach ca. 23 KM Strecke die erste Kartenaufgabe „Büttendorf“ erreichten. Fahren von A nach E über einige Schleifen. Mitten drin war eine freundliche DK positioniert, die natürlich mehrfach angefahren werden musste. Die Skizzenteile waren gut lösbar. Freundlicherweise hatte der Fahrtleiter für die nicht so erfahrenen Teams noch eine Hilfestellung auf die Folgeseite gepackt: „FA 35: Wiedereinstieg ab Ortsausgangsschild Büttendorf…“ Tja, ganz so freundlich war das nicht gemeint, eher im Gegenteil. Was wir aber erst viel später herausfinden sollten.
Dann wieder weiter nach Chinesen durch die sehr schöne Landschaft des Wiehengebirges. Leider war das Wetter extrem mies (Dauerregen und kalt). Die Strecke aber wirklich gut ausgearbeitet über kleine und kleinste Nebenstrassen. Immer wieder durchfuhr man auch schmucke Orte oder kam an schönen alten Höfen vorbei. Oder auch an der Wiehen Therme mit Weitblick (wenn die Regenwolken nicht gewesen wären).
Nach ca. 50 Km dann die nächste Lang-WP. Der Start war mit einer kleinen Skizze beschrieben. Wie immer gilt: Lesen hilft, alles genau nehmen, auch die roten Skizzen. Denn es war eine kleine Schleife nach rechts zu fahren und .. ups .. hier stand dann natürlich ein gemeiner Affe.
Auch an solchen „Kleinigkeiten“ konnte man die Qualität dieser Veranstaltung, aber auch den erhöhten Anspruch erkennen.
Das Ziel dieser SZP lag dann nach 4,3 KM und 9 Minuten wieder im Wendehammer „Erdbüggenkamp“. Hier war nun eine etwas versteckte „13“ rechts im Gebüsch erkennbar. Ein Baumaffe. Hier? Moment, bei der ersten Durchfahrt hatten wir den doch … nicht aufgeschrieben! Schöner Mist, der erste blöde Fehler. Und diese Erkenntnis direkt vor der Lichtschranke. Sowas muss auch nicht sein. Tatsächlich hatten wir keinen Fehler gemacht, denn die Kontrolle „13“ wurde erst nachträglich dort aufgestellt, nachdem alle Teams das erste Mal durchgefahren waren. Eine recht aufwändige, aber auch gute Variante, die Teilnehmer zu verunsichern.
Wenig später erreichten wir schon den Ort der Kaffeepause, nämlich die Brasserie „Filou“ bei Nils. Keine Ahnung, wer das ist. Es handelte sich aber um einen sehr schönen alten Hof, der auch super renoviert war und viel Atmosphäre bot. Wegen dem schlechten Wetter konnten jedoch die Außenplätze nicht genutzt werden und so wurde es innen doch etwas eng. Achtung: Jeder nur EINEN Kaffee und EIN Stück Kuchen… (und für die Eichhörnchen gab es jede Menge Eicheln vom Baum)
Aufgrund einer parallel stattfindenden Hochzeit waren die Parkplätze hier (ähnlich wie am Start-/Ziellokal) sehr knapp und es musste auch auf der Wiese/im Wald geparkt werden. Zum Glück war es hier aber nicht so nass, dass man im Matsch versunken wäre.
Für die Kaffeepause hatten wir insgesamt fast 1,5 Stunden Zeit. Re-Start um 16.15 Uhr, das ist bei anderen Fahrten schon der Zieleinlauf! In Rothenuffeln gibt es aber, eine Besonderheit, keine Unterteilung der Strecke in einzelne Abschnitte und somit auch keine ZK. Somit auch keine ZK-Wertungen, was sicherlich auch zu Entspannung beiträgt.
Spannend wurde es dann aber nach dem Re-Start und einer längeren chinesischen Transportetappe am Start der nächsten Sollzeitprüfung auf einem Werksgelände. 30 Sekunden Schleife über einen Parkplatz. Davor jedoch Drehung im Wendehammer und „vor dem Werkstor“ einen DK-Stempel abholen. Dann nach 35 Metern rechts zum Start der WP. Hier brach bei den Teilnehmer, auch uns, Verwirrung aus und es wurde munter „gekreiselt“. Denn vor dem Tor stand… nichts, auch kein Schild. Wir konnten dann jedoch beobachten, wir andere Teams auf das Werksgelände fuhren und sich dort am Halleneingang offenbar den Stempel abholten. Sofern man sich streng an die Aufgabe hielt, durfe man dort aber auf keinen Fall hinfahren. Wir haben es auch gewagt und bekamen nicht nur einen schönen „Autostempel“, sondern auch ein umfangreiches Sponsorenpaket überreicht.
Im Nachhinein stellte sich dann raus, dass der Posten wohl wegen des Regens spontan „umgezogen“ war. Die Kontrolle wurde neutralisiert – sehr fair.
Im weiteren Verlauf stellte sich dann immer mehr raus, dass die zweite Etappe anspruchvoller gestaltet war.
Höhepunkt war sicherlich die „Orientierungsaufgabe Wittloge“ mit zwei identischen Kartenausschnitten, die nacheinander zu befahren waren. Natürlich: das roch sehr streng nach Falle und Gegenläufigkeit. Hier konnte man nun sehr schön das bekannte Ori-Phänomen beobachten: Fahrzeuge aus allen Richtungen, Gekreisel und offenbar Verwirrung allenthalben. Hinzu kam, dass an dieser Stelle eine Art Moto-Cross („Mofarennen“) veranstaltet wurde, was erhöhten PKW-Verkehr und z.T. matschige Strassen bedeutete. Aber auch diese mussten gefahren werden, wollte man keine Fehlkontrollen erhalten. Am Ende der ersten Teilaufgabe die Erkenntnis: Mhm, SO schwer war das ja nun gar nicht gewesen. Oder? Der Übergang zur zweiten Teilaufgabe war gut erkennbar eine Überlappung. Denn A lag vor E. Also einmal eine kleine Schleife „untenrum“ und zweimal die 36 notieren… Nicht ganz! Denn der eigentliche Clou war der Umstand, dass man vorher, also in den Chinesen, die Hauptstrasse schon einmal befahren war. Das war die große Herausforderung an dieser Stelle. Und so gab es zwischen den beiden 36er noch eine 11 zu notieren (Schleife „obenrum“). Hatte man das nun erkannt, war der Rest recht gut lösbar, man musste aber durchaus noch 1-2mal kreiseln und am Ende wieder an die DK, wo die Posten sicherlich viel Spass hatten.
„Große“ Orientierungsaufgaben gab es im folgenden Schlussteil der Fahrt nicht mehr, dafür jedoch einige kleinere „fummelige“ Herausforderungen, die alle auf dem Einbahnstrassenprinzip aufgebaut und (auch) mit Hilfe von Chinesen konstruiert waren: Zunächst befährt man eine Stelle. Dann eine Schleife. Dann kommt man wieder zu dieser Stelle und muss nun aufpassen, nicht gegenläufig zu fahren. Da das Einbahnstrassenprinzip auf der gesamten Strecke zu beachten war, musste man noch im Kopf haben, wo man auf der ersten Etappe gefahren war.
Erstes Anfahren: 03 negativ
Zweites Anfahren: 03 notieren
„First contact“: Dreieck „hintenrum“ und die 31 notieren.
Nach mehreren weiteren Chinesen kam man dann wieder an dieses Dreieck. Nun aufpassen und A, 1, 2 und E korrekt befahren. Klar, Gegenläufigkeit vermeiden. Aber wie oft um das Dreieck? Zweimal, und damit dreimal die 31 notieren. An solchen Stellen hilft es, die Strecke wirklich abzufahren und nicht nur gedanklich zu lösen!
Etappe 1: kleine Ecke rechts rum fahren und die 30 notieren.
Gleiche Stelle in Etappe 2: Gegenläufigkeit vermeiden und damit „obenrum“ zu dem roten Strich. 30 zweimal notieren. Super gemacht, wobei an dieser Stelle fast zu offensichtlich.
Das Ziel erreichten wir gegen 18 Uhr und damit weit vor den theoretisch möglichen 19:45 Uhr. Aber dunkel wurde es trotzdem schon. Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen wird im Kurhaus Pivitsheide keine Buffeteröffnung mit Achtung-Fertig-Los zelebriert, sondern man kann sich sukzessive nach Ankunft verpflegen. Leider stösst das Lokal aber bei 75 Teams + Helfern erkennbar an seine Kapazitäts- und Organisationsgrenzen. Nicht nur Sitzplätze, sondern auch Bestecke waren zum Teil sehr rar und gesucht. Der Service und die Stimmung waren trotzdem hervorragend (das Essen an sich auch), aber ich habe mich schon gefragt, warum der legendäre „Chlorflur“ nicht für die Teilnehmer vorgesehen war. Hier wurde dann improvisiert und am Ende ist natürlich niemand verhungert oder verdurstet (Jägermeister im Becherglas ist trotzdem gewöhnungsbedürftig).
Der Aushang der Musterbordkarten und der Ergebnisse erfolgte sehr schnell ausschließlich online auf der HP des Clubs. Vorbildlich! Es zeigte sich, dass wir in den SZP durchweg (für unsere Verhältnisse!) sehr gute Zeiten gefahren hatten. BK 2 null Fehler, das war sehr gut. Leider hatte ich in der ersten Etappe die Überlappung nach der Orientierungsaufgabe nicht erkannt. Denn die „freundliche Hilfestellung“ war tatsächlich eine böse Falle gewesen. Ein Ortsausgangsschild als Fahrauftrag ist mir aber bisher auch noch nicht begegnet. Sehr fair: Folgefehler wurden als solche behandelt und nicht summiert! Ja, sowas geht, auch wenn an anderen Orten in OWL die „Regularien“ das angeblich verbieten.
Am Ende hatte kein Team null Fehler, was den Fahrtleiter sichtlich erfreute. Drei Teams mit jeweils einem Fehler, d.h. 5 Punkte, und dann entschieden die Sollzeitprüfungen. Mit Platz 2 Gesamt sind wir mega-zufrieden. Danke an Ralph: super gefahren.
Die Pokalübergabe erfolgte „open air“ (drinnen war Platznot) und dieses Jahr bei Dunkelheit und Scheinwerferlicht in einer etwas spukigen Atmosphäre. Aber auch hier: lässige Professionalität. Der Fahrtleiter lehnt am Fachwerk und präsentiert die Ergebnisse vom Tablet. Kein Stress bei der Auswertung. Keine Mehrfachkorrekturen. Siegerehrung vor Mitternacht! –> Bitte mal mit anderen Veranstaltungen vergleichen: DAS ist die Zukunft. Es gibt somit nicht nur Clubs und Veranstaltungen auf dem absteigenden Ast, mit chaotischen Auswertungen sowie Nachwuchsproblemen, sondern auch Veranstalter, die innovativ sind und investieren, z.B. in Lichtschrankentechnik. Der MSC Rothenuffeln gehört definitiv dazu.
Grüße vom „Nullwagen“ (Rallyemaskottchen)
ehemals der „Hund mit dem Kickohr“ 🙂
FAZIT:
Die achte Wiehenfahrt konnte die hohen Erwartungen wieder erfüllen. Alles rundrum gelungen, wenn man von den Kapazitätsproblemen bei Parkplätzen und Gastro mal absieht. Wunderschöne Strecke und sehr gelungene Ori-Aufgaben. Der Anspruch dieses Mal erkennbar erhöht, aber ohne Gehirntod und vor allem blitzsauber und korrekt. Fehlerfreie und schnelle Auswertung. Start ab 12 Uhr und auch die weiteren Rahmenbedingungen sorgen für eine spannende aber zugleich auch entspannte Fahrt. Daher wie im Vorjahr: Wir kommen gerne wieder. Gleichzeitig fände ich es schön, wenn sich andere Veranstalter hier mal ein paar positive Aspekte abschauen könnten *zwinker*