S oder R – die Rallye Stemweder Berg Klassik

Von Dr. No

Einleitung

Die Oldtimer-Rallyes des AMC Stemweder Berg stehen seit Jahren für gut organisierte und ansprechende Veranstaltungen.

Aufgrund eines andauernden Zylinderkopfschadens des bewährten Rallye-Autos nahmen wir am 23.07.2022 erneut die Göttin und schwebten ins nördliche Ostwestfalen. Stemwede liegt in der äußersten Ecke Nordrhein Westfalens, ca. 150 km entfernt. Da das erste Auto erst um 11:56 Uhr starten sollte, konnten wir trotz der Entfernung entspannt anreisen. Im Gasthof Rosengarten wartete ein opulentes Frühstück. Neben Brötchen und Rührei gab es kleine Wraps, italienische Vorspeisen, Salate und geräucherte Fischvariationen. Hier wurden alle Bedürfnisse bestens befriedigt.

Die Fahrleitung differenziert seit eh und je zwischen Gleichmässigkeitsprüfungen (GLP), Orientierungsetappen und Überführungsfahrten. Nur bei den Orientierungsaufgaben sind Baumaffen aufzuschreiben. Dies führte, insbesondere im letzten Jahr, dazu, dass einige Teilnehmer die Überführungen für Abkürzungen nutzten, um so ihre Sollzeit zu erreichen. In diesem Jahr wurde dies glücklicherweise unterbunden, indem auf der gesamten Strecke Ortsschilder aufzunehmen waren.

Rallye

Mit Startnummer 6 ging es für uns um 12:01 Uhr los. Sofort begann die erste GLP, 8 Minuten 50 Sekunden für 5,3 km. Karten im Maßstab 1: 50.000 wiesen die Richtung. Die Strecke war mit durchgezogener Linie eingezeichnet. Hier musste man schon sehr genau hinschauen, um den richtigen Weg zu finden. Zum Glück war die Strecke mit den bekannten Motorradzeichen (Quadrate, Dreiecke, Kreise) ausgeschildert, so dass man eine zusätzliche Orientierungshilfe hatte – natürlich nicht während der Ori-Etappen.

Bestes Wetter und schöne Landschaft rund um den Stemweder Berg verhießen einen schönen Rallye-Tag. Die zweite GLP 70 m in 12 Sekunden verlief ebenfalls ganz gut. Nachdem wir bei den vergangenen Fahrten immer Probleme mit der Technik unserer eigenen Zeitnahme hatten, gingen wir diesmal einen Schritt zurück, was sich grundsätzlich bewähren sollte. (Aufgrund von mehr und modernerer Technik fährt der Fahrer – in dem Fall ich – auch keine besseren Zeiten.)

Die Kartenqualität in den Orientierungsetappen war, auch aufgrund des Maßstabs 1:25.000, ganz hervorragend. Auf Gegenläufigkeit und Einbahnstraßensystem war zu achten. Pfeile mussten befahren werden und einige Chinesen. Die Ori-Etappen stellten für uns kein Problem dar. Schade, dass es insgesamt nur zwei solcher Aufgaben gab.

Herausfordernd war die Sollzeit an ZK 1. Aufgrund der Orientierungsaufgabe, in die man sich natürlich erstmal einlesen musste, wurde es knapp, um rechtzeitig anzukommen, was uns aber dann doch noch gelang.

Bei der (Mittags-)pause (ZK2) war Vorzeit erlaubt. Diese fand in Lübbecke auf einem atmosphärisch wirklich nicht berückenden Schotterparkplatz statt. Bei intensiver Sonne war Schatten Fehlanzeige. Aus einem Bus heraus gab es für jeden Teilnehmer ein kühles Getränk. Bei einem Start um die Mittagszeit und dem ausgiebigen Frühstück ist auch nicht mehr Verpflegung erforderlich. Doch das Ambiente des Parkplatzes ließ schon sehr zu wünschen übrig.

Nach einer halben Stunde ging es weiter, Ortsdurchfahrt Lübbecke mit Fahrzeugvorstellung. Schade, dass bei solchen Ereignissen meist nur wenig Leute die tollen Autos bewundern. Der Sprecher war auf jeden Fall auf Zack, stand auf seiner Starterliste bei Nummer 6 doch unser BMW 1802 und nicht der Citroen DS. Doch dies managte er spontan und gekonnt.

Zwei GLP und eine Orientierungsetappe waren nachmittags zu fahren. Im Grunde lief alles ganz gut. Im Nachgang wurde GLP 3 (2 km in 5:20 Minuten) wegen Behinderung von Teilnehmern gestrichen.

Unser Problem war nun ZK3, denn auch hier gab es eine Behinderung. Ein Radlader belud in einer Tempo 30 Zone einen LKW. Das kostete uns 2 Minuten. Wenig später dann noch ein Paketauto von DHL, welches nicht passierbar war. Prompt kassierten wir eine Strafminute. (Interessant, dass die nach uns gestarteten keine Strafminute bekamen, hätten sie doch in unserer nun eingetragenen Minute sein müssen – waren sie aber nicht – egal.) Bei GLP vier musste eine Strecke von 36 km in 10 Minuten 40 Sekunden erledigt werden, was sich nicht als Problem darstellte.

Ergebnisse

Gegen 16:00 Uhr erreichten wir nach ca. 95 km das Ziel. Unsere Bordkarte war voll, nein sie war übervoll. Als wir kurz vor dem Ziel zur letzten Stempelkontrolle kamen, sagten die fröhlichen Helfer: „das sieht wirklich gut aus!“ Wir freuten uns sehr, hatten eigentlich mit einem Ortseingangsschild am Ende gerechnet – aber der Stempler war auch gut. Die Bordkarte war nun voll. Dann noch ein paar Minuten dem Ziel entgegen. Und tatsächlich, auf der rechten Seite, ein gelbes Ortseingangsschild!? So ein Mist, doch eine Kontrolle zu viel aufgeschrieben? Es wurde noch besser, ein weiteres Schild wurde von uns passiert. Klar, das „H“ von Haldemer, dem Ortsteil von Stemwede, wo Start und Ziel waren, musste ja noch kommen. Also zwei Buchstaben oben in die Ecke der Bordkarte gezirkelt, somit wahrscheinlich zwei Kontrollen zu viel.

 

 

Egal – wir saßen nun draußen auf der Terrasse des Rosengartens, mit einem tollen Blick in die Ferne. Die ersten Gläser Grauburgunder genossen wir entspannt in der Sonne. Dann startete das Buffet, welches durch eine hervorragende Auswahl von Hühnchen über Rouladen zu Schnitzel, inklusive diverser Beilagen, überzeugte. Ursprünglich sollten um 19:00 Uhr die Ergebnisse hängen, was sich leicht verzögerte. Die Idealbordkarte sah ganz gut aus. In den Gesprächen kriegten wir bereits vorher mit, dass zwei Kontrollen mehr als verfügbare Felder wohl doch korrekt seien – interessante Verschleierungstaktik des Veranstalters. Wir hatten also alle Kontrollen aufgeschrieben, aber oh Graus, anstelle eines „S“ hatten wir ein „R“. Die Anweisung lautete, den ersten Buchstaben des Ortsschildes und das wäre für Stadt Rhaden das „S“ und nicht das „R“ gewesen. Übersehen – was für ein dummer Fehler und dann noch den Strafpunkt von der Zeitüberschreitung. Die GLP-Zeiten waren im Übrigen in Ordnung. In Summe reichte es für Platz 9 gesamt. In der Klasse konnten wir immerhin noch den zweiten Platz erzielen.

Überhaupt, die Klasseneinteilung. Diese ist in Stemwede schon gewöhnungsbedürftig. Eine sportliche Gruppe gibt es hier nicht, weshalb die Teilnehmer des OWL Cups parallel in Göttingen fuhren. Göttingen! NRW? Ostwestfalen? In Stemwede wird bei der „Klassik-Fahrt“ zwischen P wie Profis und N wie Newbies, oder auch Anfänger unterschieden. Zudem gibt es noch die Gruppe der Touristen, man könnte auch sagen, der Wanderer. Was woanders die touristischen Fahrer sind, sind hier die Klassiker oder auch Tourensportler. Woanders die Anfänger oder Roukies sind hier die Touristen. Diese allgemeine Sprachverwirrung sollte der ADAC mal in seinen Cup-Serien vereinheitlichen und zwar nicht nur in Ostwestfalen. In Stemwede gibt es keine Ergebnislisten nach den ansonsten bekannten Baujahr-Klassen. Diese konnte ich aber sehr kurzfristig und unkompliziert über den Fahrleiter erhalten, schließlich sind die Resultate auch für den OWL-Cup relevant.

Vor den Autos starteten im Übrigen die Motorräder der „ADAC Westfalen-Lippe-Fahrt für Motorradveteranen“. Schade, dass man sich auf der Strecke nicht begegnet ist. Insgesamt fuhren 20 Autos in Gruppe P, 10 Fahrzeuge in Gruppe N und 19 Touristen mit. Hinzu kamen 49 Motorräder.

Resümee

Stemwede ist alles in allem eine bestens organisierte Veranstaltung, bei der auch die Auswertung relativ zügig zur Verfügung steht und die mit der Eventlocation Rosengarten ein hervorragendes Ambiente und ausgezeichnetes Essen bietet. Gewöhnungsbedürftig sind die Klasseneinteilung und irritierend die fehlenden Felder auf der Bordkarte. Das Niveau hat sich in den letzten Jahren abgesenkt. Aus meiner Sicht hätten gerne noch zwei Ori-Etappen mehr dabei sein können, kamen doch relativ viele Teilnehmer mit 0 Fehlern auf der Bordkarte durch.

Alles in allem jedoch eine tolle und zu empfehlende Veranstaltung.